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Deutsche Wirtschaft in der Krise

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Neugeschäft der deutschen Industrie schwächelt
©APA/APA/THEMENBILD/HANS KLAUS TECHT
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Das Neugeschäft der deutschen Industrie ist eingebrochen und verschärft die Krise des wichtigen Wirtschaftssektors. Nach zwei Anstiegen in Folge sanken die Bestellungen im August um 5,8 Prozent im Vergleich zum Vormonat und damit so stark wie seit Jänner nicht mehr, wie das Statistische Bundesamt am Montag mitteilte. Ökonomen hatten nur mit einem Rückgang von 2,0 Prozent gerechnet.

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Allerdings fiel das Auftragsplus vom Juli mit revidiert 3,9 Prozent höher aus als anfangs mit 2,9 Prozent gemeldet. "Die Frühindikatoren fallen, die Prognosen sinken, die schlechten Nachrichten reißen nicht ab", sagte LBBW-Experte Jens-Oliver Niklasch. "Alles fühlt sich an wie eine Rezession."

Commerzbank-Chefökonom Jörg Krämer bezeichnete die Daten als herbe Enttäuschung. Er rechne für das zweite Halbjahr beim Bruttoinlandsprodukt (BIP) allenfalls mit einer Stagnation. "Von der ersehnten Konjunkturerholung ist weit und breit nichts zu sehen." Die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) erklärte zu den Daten: "Das zerschlägt die Hoffnungen auf eine baldige Trendwende." Ohne Großaufträge lägen die Bestellungen der Industrie sogar auf dem niedrigsten Stand seit der Coronapandemie, betonte DIHK-Fachmann Jupp Zenzen.

Ohne diese Großaufträge wären die Bestellungen insgesamt nur um 3,4 Prozent gesunken. "Mit dem nun eingetretenen Rückgang sind aber die Hoffnungen darauf, dass die Bestellungen die Talsohle durchschritten haben könnten, wieder gesunken", erklärte das Bundeswirtschaftsministerium. Eine spürbare Erholung der Industriekonjunktur in der zweiten Jahreshälfte sei wenig wahrscheinlich.

Das Auftragsminus unterstreiche die schwierige Situation der Industrie und sei ein klares Krisensignal, sagte der wissenschaftliche Direktor des gewerkschaftsnahen IMK-Instituts, Sebastian Dullien. "Die drei wesentlichen Schlüsselbereiche der deutschen Industrie sind alle massiv von der Schwächephase betroffen: Der Automobilbau, der Maschinenbau und die Chemie." Das IMK rechne derzeit für dieses Jahr mit einer Stagnation der Wirtschaft und 2025 mit 0,7 Prozent Wachstums. "Die sich derzeit verschärfende Lage in der Industrie bedeutet ein Abwärtsrisiko für diese ohnehin nicht optimistische Prognose." Wachstumsraten von mehr als einem Prozent, wie sie die deutsche Bundesregierung für 2025 wohl erwarte, seien nach aktuellem Datenstand unrealistisch.

Laut der "Süddeutsche Zeitung" will die Regierung in Berlin ihre Konjunkturprognose für 2024 senken von einer Stagnation zu einem Schrumpfen um 0,2 Prozent. Im nächsten Jahr soll die Wirtschaft demnach um 1,1 Prozent zulegen und damit einen Tick mehr als bisher angenommen.

Die Aufträge aus dem deutschen Inland brachen im August um 10,9 Prozent ein. Die aus dem Ausland sanken um 2,2 Prozent. Dabei fiel das Neugeschäft mit den Euro-Ländern kräftig um 10,5 Prozent, während das mit dem Rest der Welt um 3,4 Prozent zulegte. "Auch aus dem Ausland gibt es keine großen Impulse", sagte DIHK-Konjunkturexperte Zenzen. Deutschland habe unter allen G7-Nationen den höchsten Exportanteil am BIP und sei dringend auf Aufträge aus dem Ausland angewiesen, erklärte Chefökonom Thomas Gitzel von der VP Bank. "Bleiben diese aus, leidet die gesamte Wirtschaft."

Dies spürt auch die schwächelnde deutsche Autoindustrie, die im ersten Halbjahr ein Umsatzminus von 4,7 Prozent wegstecken musste. Die Branche (ohne Zulieferindustrie) erwirtschaftete laut Statistikamt rund 269,5 Mrd. Euro. Im ersten Halbjahr 2023 hatte es noch einen Rekordumsatz von nominal 282,6 Mrd. Euro gegeben - auch wegen gestiegener Preise. Der Erlösrückgang zog sich durch alle Bereiche der Autoindustrie.

Neben der Industrie kommt aber auch die Inlandsnachfrage kaum in Gang. So trübte sich das Ifo-Geschäftsklima im deutschen Einzelhandel im September ein. Das Barometer sank im September gegenüber dem Vormonat von minus 23,1 Zählern auf minus 25,6 Punkte, wie das Münchner Wirtschaftsforschungsinstitut mitteilte. "Verbraucherinnen und Verbraucher sind verunsichert, was das wirtschaftspolitische Umfeld angeht", sagte Ifo-Experte Patrick Höppner. "Das lässt für das restliche Jahr 2024 keine dynamische Entwicklung bei den privaten Konsumausgaben mehr erwarten."

Zu einem ähnlichen Fazit kommt der deutsche Handelsverband HDE. Denn sein Konsumbarometer zur Verbraucherstimmung sank im Oktober den vierten Monat in Folge.

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