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Aufräumarbeiten nach Hochwasser in Niederösterreich

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Stark betroffen von Überschwemmungen war das Tullnerfeld
©APA/APA/HELMUT FOHRINGER/HELMUT FOHRINGER
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In Niederösterreich hat sich die Hochwassersituation am Mittwoch weiter entspannt. Die Pegel sanken großteils. Die Aufräumarbeiten nach Überschwemmungen gingen weiter. Mit den fallenden Wasserständen werde auch "das Ausmaß der verheerenden Schäden immer sichtbarer", teilte LH-Stellvertreter Stephan Pernkopf (ÖVP) mit. Im Bezirk St. Pölten wurde ein Pflegeheim evakuiert. Die Landespolizeidirektion warnte indes vor Diebstahl und Dienstleistungsbetrugsversuchen.

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"Die Pegel fallen, die Hoffnung steigt", berichtete Pernkopf, der Einsatzleiter des Landesführungsstabs. Am Mittwoch sind die Aufräumarbeiten laut dem Landesvize "voll" angelaufen, insgesamt standen 18 Katastrophenhilfsdienstzüge im Einsatz: "1.300 Soldatinnen und Soldaten helfen mit Hubschraubern, schwerem Gerät und im Rahmen des Assistenzeinsatzes, heute kommen zusätzliche Pionier-Kräfte aus Salzburg dazu."

Fast 1.400 Objekte wurden den Angaben zufolge bisher vorsorglich evakuiert. 87 Personen wurden mit Hubschraubern in Sicherheit gebracht. 18 Ortschaften bzw. Gebiete waren am Mittwoch nicht erreichbar, der Schwerpunkt der betroffenen Gebiete lag im Tullnerfeld und im Pielachtal. Es kam zu 20 Dammbrüchen. Seit Beginn der starken Regenfälle standen 38.643 Kräfte im Einsatz.

"Froh, dass die Bundesregierung rasch reagiert" und den Katastrophenfonds auf eine Milliarde Euro aufgestockt hat, zeigte sich Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP). Nun müsse alles getan werden, damit die Hilfen rasch bei den Menschen und Betrieben ankommen. "Diese Katastrophe ist zu groß, als dass sie ein Bundesland alleine bewältigen könnte. Die heute beschlossenen Hilfen der Bundesregierung sind deshalb sehr groß. Aber ob sie reichen werden, werden wir erst am Ende der Aufräumarbeiten sagen können", so Mikl-Leitner.

Die Landeshauptfrau durfte am Mittwoch auch Bundespräsident Alexander Van der Bellen im Landesführungsstab in Tulln begrüßen. Das Staatsoberhaupt machte sich ein Bild von der Lage in Niederösterreich und ließ sich über die aktuelle Situation in Kenntnis setzen, berichtete der Landespressedienst. Mikl-Leitner dankte Van der Bellen für sein Kommen als ein "Zeichen der Wertschätzung gegenüber den schwer betroffenen Niederösterreicherinnen und Niederösterreichern, den Einsatzorganisationen und allen, die ihr Bestes im Kampf gegen die Fluten gegeben haben und jetzt bei den Aufräumarbeiten und dem Wiederaufbau mithelfen".

SPÖ-Landesparteivorsitzender Landesrat Sven Hergovich schlug am Mittwoch vor, "jene 26 Millionen" Euro des Coronafonds, die bisher nicht genutzt worden seien und sofort zur Verfügung stünden, für Hochwasserhilfen zur Verfügung zu stellen: "Damit könnten wir die Auszahlungssumme für Niederösterreich auf einen Schlag fast verdoppeln", meinte er in einer Aussendung. "Hochwasserhilfe muss gerecht sein", es dürfe keinen Unterschied zwischen den Bundesländern geben, forderte Hergovich.

In Kirchberg an der Pielach (Bezirk St. Pölten) wurde am Dienstag ein Pflegeheim evakuiert, sagte Sonja Kellner, Sprecherin des Roten Kreuzes. 33 Patienten und 27 Beschäftigte der Pflegeeinrichtung wurden nach Wien gebracht. Im Notquartier in der Messe Tulln wurden in der Nacht auf Mittwoch knapp 20 Personen betreut.

Die Landespolizeidirektion Niederösterreich hat Opfer des Hochwassers am Mittwoch vor Diebstahl und vor Dienstleistungsbetrugsversuchen gewarnt. So hätten schon am Dienstag zwei Männer südländischer Herkunft in Pixendorf (Bezirk Tulln) Heizungsklappenreinigung zu überhöhtem Preisen angeboten. Das Duo war mit einem weißen Kastenwagen unterwegs. "Unglaublich, wie schnell Kriminelle die Notlage von Geschädigten ausnutzen", sagte Polizeisprecher Johann Baumschlager. Er berichtete zudem von ersten Diebstählen und Fällen illegaler Sperrmüllsammlung am Mittwoch im Raum St. Pölten. Bei verdächtigen Wahrnehmungen sollte man die Polizei per Notruf zu verständigen.

Trickdiebe und Betrüger kämen "in den verschiedensten Masken", warnte die Behörde. Im Zusammenhang mit der Hochwasserkatastrophe würden vermehrt Betroffene kontaktiert und Dienstleistungen in diversen Bereichen angeboten, von Instandsetzungs- bis zu Reinigungsarbeiten. "Leider sind dabei vermehrt Kriminelle am Werk." Zur Hintanhaltung von Eigentumsdelikten, Dienstleistungsbetrugsversuchen und illegalen Sperrmüllsammlungen in den Hochwassergebieten hat die Landespolizeidirektion bereits am Dienstag mitgeteilt, dass vermehrte Streifentätigkeit im Hinblick auf sichtbare Präsenz angeordnet worden sei.

Nach den Unwettern ist am Mittwoch auf der "alten" Westbahnstrecke ein eingleisiger Betrieb aufgenommen worden. Die Schadensbegutachtung, Aufräumarbeiten und Reparaturen waren im Gange. Die "neue" Strecke stand teilweise noch unter Wasser. Das galt etwa für den Bahnhof Tullnerfeld in der Gemeinde Michelhausen (Bezirk Tulln), wo Auspumparbeiten begannen. Im Atzenbrugger Tunnel war das Wasser aufgrund des tagelangen Regens bis zu einem Meter hoch gestanden, die Stromversorgung fiel aus. Eine Prognose, wann hier wieder gefahren werden kann, sei vorerst nicht möglich, sagte Judith Engel, Vorständin ÖBB-Infrastruktur AG. Die Franz-Josefs-Bahn war von Wien bis Gmünd wieder befahrbar, nicht jedoch der Abschnitt Absdorf-Hippersdorf - Krems. Nach wie vor gesperrt waren zahlreiche Straßen.

Von weiterhin zahlreichen Einschränkungen im öffentlichen Verkehr in Niederösterreich berichtete LH-Stellvertreter Udo Landbauer (FPÖ). Durch die Überschwemmungen seien insbesondere auf der Talstrecke der Mariazeller Bahn grobe Schäden entstanden. Stark betroffen sei der Abschnitt Rabenstein - Frankenfels. Ein Schienenersatzverkehr ist eingerichtet. Die NÖVOG (Niederösterreichische Verkehrsorganisationsgesellschaft) arbeite auf Hochtouren daran, den Bahn- und Regionalbusverkehr so zu koordinieren, dass Schüler, Berufspendler und Familien trotz temporärer Strecken- und Straßensperren an ihr Ziel kommen, so Landbauer.

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