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Die Bevölkerung in der früheren Sowjetrepublik zwischen der Ukraine und Rumänien ist tief gespalten zwischen jenen, die den kleinen Nachbarstaat der Ukraine in die EU führen wollen, und den Anhängern einer pro-russischen Politik. Sandus Rivale Alexandr Stoianoglo von der traditionell an Moskau orientierten Sozialistischen Partei war in vielen Bezirken siegreich, viele im Ausland lebende Wahlberechtigte gaben dagegen Sandu ihre Stimme. Im Westen fielen die Reaktionen auf Sandus Sieg am Montag positiv aus.
Sie wolle die Anliegen aller berücksichtigen, auch jener, die gegen sie gestimmt hätten, betonte Sandu. Die ehemalige Beraterin der Weltbank hat in den vergangenen Jahren die Loslösung der ehemaligen Sowjetrepublik von der Führung in Moskau vorangetrieben und den Weg des Landes in die EU geebnet.
Auch ihr Konkurrent hat im Wahlkampf erklärt, er stehe für die Integration in die EU, wolle aber auch die Beziehungen zu Russland intensivieren. Sandu hat Stoianoglo als "Trojanisches Pferd" gebrandmarkt, mit dem Russland seine Interessen in Moldau durchzusetzen versuche. Der ehemalige Generalstaatsanwalt hat dies zurückgewiesen.
Eine entscheidende Rolle bei der Stichwahl spielten die im Ausland lebenden Wahlberechtigten. Sie gaben zu 80 Prozent Sandu ihre Stimme, wie die ersten Ergebnisse zeigten. Die Beteiligung von Wahlberechtigten im Ausland war so hoch wie noch nie, seit ihnen die Stimmabgabe 2010 erlaubt worden war. Dagegen unterlag die Amtsinhaberin am Sonntag innerhalb ihres eigenen Landes mit 48,8 Prozent der Stimmen Stoianoglo, der 51,2 Prozent holte. Aus Russland kam die Anschuldigung, mit den Auslandsstimmen sei das Ergebnis beeinflusst worden.
Im Vorfeld der Wahl waren dagegen massiv Vorwürfe russischer Einflussnahme laut geworden. Sandus Sicherheitsberater Stanislav Secrieru sprach am Wahltag von einer "massiven Einmischung Russlands" und berichtete von organisierten Wählertransporten aus der abtrünnigen, von Russland unterstützen Region Transnistrien. Eine offizielle Stellungnahme dazu gab es zunächst nicht, Russland hat solche Anschuldigungen aber immer wieder zurückgewiesen.
Sandu hatte in der ersten Runde gut 42 Prozent der Stimmen erhalten, während Stoianoglo knapp 26 Prozent erreichte. Bei einem Referendum zeitgleich zur ersten Wahlrunde hatte eine denkbar knappe Mehrheit für einen EU-Beitritt gestimmt.
Deutschland, Frankreich, Großbritannien und die USA gratulierten Sandu zum Sieg. Die Bundesrepublik stehe an der Seite Moldaus, schrieb der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz auf X. Ähnlich äußerte sich Frankreichs Präsident Emmanuel Macron. Er sprach von einem "Triumph der Demokratie". Der britische Außenminister David Lammy erklärte, seine Regierung wolle die ökonomischen und demokratischen Reformen der Republik Moldau weiter unterstützen. Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell und die EU-Kommission würdigten die "erfolgreiche Durchführung der Wahlen trotz der beispiellosen Einmischung Russlands, einschließlich des Kaufs von Stimmen, und der Desinformation".
Aus Österreich wünschte Sandu Vizekanzler Werner Kogler (Grüne) alles Gute "zur eindrucksvollen Wiederwahl unter schwierigsten Voraussetzungen". Versuche der Beeinflussung des Wahlergebnisses durch Cyberangriffe, Stimmenkauf, Bombendrohungen und Desinformationskampagnen seien erfolgreich abgewendet worden, so Kogler auf X. Die Wählerinnen und Wähler in Moldau hätten mit ihrem Votum den Weg ihrer Regierung in die Europäische Union klar unterstrichen. "Moldau braucht jetzt unsere volle Unterstützung auf diesem Weg", forderte Kogler. Später meldete sich auf X auch Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) mit einer Gratulation und einer Unterstützungsbekundung für die Republik Moldau "auf ihrem europäischen Weg".