News Logo
ABO

25 Jahre "Wer wird Millionär?"

Subressort
Aktualisiert
Lesezeit
5 min
Ursprünglich waren nur vier Ausgaben der TV-Show Dauerbrenners geplant
©APA/APA/dpa/Rolf Vennenbernd
  1. home
  2. Aktuell
  3. Schlagzeilen
25 Jahre "Wer wird Millionär?" sind an Günther Jauchs Moderatorenstuhl nicht spurlos vorübergegangen. Bei genauerem Hinsehen macht der Sitz einen ramponierten Eindruck. Auf der Rückenlehne sind deutliche Spuren eines abgerissenen Klebebands zu erkennen. "Ich habe irgendwann gesehen, dass hier alles aufgerissen war, und dann habe ich verzweifelt versucht, das zu kleben", erzählt der Entertainer der Deutschen Presse-Agentur. Am 17. Oktober feiert RTL mit einer Jubiläumsshow.

von

Es klingt wie ein Mythos, aber anfangs waren tatsächlich nicht mehr als vier Sendungen geplant. Die erste Folge war von der Quote her betrachtet schlecht. "Die zweite war ganz schlecht", erinnert sich Jauch. "Die dritte wieder sehr mäßig und die vierte richtig gut. Und daraufhin gab's dann eben die Überlegung: Machen wir halt nochmal vier." Daraus wurden bis heute mehr als 1.600 Ausgaben. Zeitweise lief die Sendung dreimal pro Woche - freitags, samstags und montags - und hatte einen Zuschauerschnitt von knapp zehn Millionen. Die beste Sendung lockte 14,2 Millionen Menschen vor den Bildschirm.

Solche Einschaltquoten sind Geschichte, doch "WWM" läuft mit bis zu fünf Millionen Zuschauern immer noch sehr passabel. Zudem spricht die Sendung alle Altersklassen an. Da überrascht es, dass Jauch bis heute keinen schriftlichen Vertrag hat - und seit 23 Jahren auch keine Gehaltserhöhung mehr einstreichen konnte. Klagen von seiner Seite sind deswegen aber nicht zu hören: "Das Honorar ist mehr als auskömmlich."

Was ist nun das Besondere an der Sendung? Groß planbar ist sie nicht. "Ich bekomme vorher nur eine kleine Karte, da steht drauf: Wie heißen die Leute? Wie alt sind sie? Wo kommen sie her? Wo sind sie mal zur Schule gegangen? Wann haben sie geheiratet? Wer sind ihre drei Telefonjoker? Fertig. Mehr steht da im Grunde nicht drauf." Alles andere muss sich aus der Situation ergeben. Und damit nähert man sich auch schon dem eigentlichen Erfolgsgeheimnis der Sendung.

Ein Grund ist sicherlich, dass die Zuschauer zu Hause mitraten und so ihr Wissen testen können. Aber das allein hätte "WWM" kaum durch ein Vierteljahrhundert getragen. Nein, das eigentlich Spannende ist, dass man immer wieder neue interessante Leute kennenlernt. Es sind die Kandidaten, die den Erfolg der Sendung ausmachen - gekoppelt an Jauchs Fähigkeit, sie vor laufender Kamera zum Reden zu bringen.

Manchmal wird der Kandidatenstuhl fast zur Psychologen-Couch. Es ist verblüffend, was mitunter selbst schüchterne Menschen von sich preisgeben. Jauch erklärt das mit der relativ intimen Atmosphäre im Studio, bei der sich im Wesentlichen zwei Menschen vor Bildschirmen konzentriert gegenübersitzen - das Publikum verschwindet in der Dunkelheit.

"Es gab hier zum Beispiel Leute, die in ihren Familien immer untergebuttert wurden, die immer das 'Dummchen' waren und dann plötzlich hier auftrumpfen und einen sechsstelligen Betrag abräumen", schildert er. Für solche Kandidaten könne die Sendung geradezu eine Befreiung sein. "Bestes Beispiel ist unsere zweite Millionen-Gewinnerin Marlene Grabherr. Das war eine arbeitslose Hausfrau, bei der man merkte, dass das Leben es bis dahin nicht besonders gut mit ihr gemeint hatte. Das erzählte sie auch etwas stockend. Und wie die dann bei uns zur Heldin aufstieg, das war schon toll."

Manche Stammzuschauer der Sendung behaupten, sie könnten Günther Jauch sehr schnell anmerken, ob er einen Kandidaten möge oder nicht. Stimmt das? "Kann schon sein", sagt er. "Ich bekenne mich auch dazu, dass ich mich nicht wahnsinnig verstelle in der Sendung. Manche Kandidaten können ja auch nervig sein." Oder wollten ihn unbedingt dazu bringen, ihnen einen Tipp zu geben. Dies "in völliger Ignoranz der Tatsache, dass ich ja gar nicht bei jeder Frage die richtige Antwort weiß. Und die Sendung heißt ja nicht "Betreutes Gewinnen" - man muss da schon aus eigenem Antrieb etwas schaffen."

In Österreich gibt es eine Quizsendung mit ähnlichem Erfolg und Alter: die "Millionenshow". Sie feiert im Jänner 2025 ihr 25-Jahr-Jubiläum im ORF.

KÖLN - DEUTSCHLAND: FOTO: APA/APA/dpa/Rolf Vennenbernd

Über die Autoren

Logo
Monatsabo ab 20,63€
Ähnliche Artikel
2048ALMAITVEUNZZNSWI314112341311241241412414124141241TIER