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Wiener Öffis leiden unter Personalmangel und alten Schienen

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Der Stadt-RH empfiehlt rascheren Schienentausch
©APA/APA/HERBERT P. OCZERET/HERBERT P. OCZERET
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Der Wiener Stadtrechnungshof hat die Wiener Linien ausführlich unter die Lupe genommen - und sieht Probleme in Sachen Personalsituation und Infrastruktur. Pensionierungen und Austritte machen dem Unternehmen genauso zu schaffen wie alte Schienen. Letztere bescherten vor allem den Fahrgästen in der Straßenbahn zuletzt vermehrt sogenannte Langsamfahrstellen.

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Das Prüfersuchen war von der ÖVP gekommen, die Näheres zu den vor geraumer Zeit verhängten Einschränkungen wissen wollte. Ferienfahrpläne auch außerhalb der Ferien, längere Wartezeiten, Intervallausdehnungen und Überlastungen hatten so manche Kundinnen und Kunden verärgert.

Als einer der Gründe wurde von den Verkehrsbetrieben damals Personalmangel genannt. Dieser, so stellte der Rechnungshof in einem von mehreren am Dienstag publizierten Prüfberichten zu den Wiener Linien fest, sei keineswegs nur ein singuläres Problem des Öffi-Unternehmens. Der Stadt-RH verwies auf die generelle demografische Entwicklung.

Unumwunden wird im Bericht klargestellt: "Der Stadt-RH Wien hielt (...) fest, dass die Altersgruppe der '50plus-Jährigen' zum Zeitpunkt der gegenständlichen Prüfung einen großen Anteil der Unternehmensbelegschaft darstellte. Dies würde in den kommenden zehn Jahren aufgrund von Pensionsabgängen zu einem hohen Arbeitskräftebedarf führen."

Tatsächlich haben die Wiener Linien selbst das Problem immer wieder angesprochen. Man geht davon aus, dass der zusätzliche Personalbedarf bis 2031 etwa 7.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in allen Fachbereichen betragen wird. "Bei einem Personalstand von rd. 8.700 Mitarbeitenden Ende des Jahres 2022 entspräche dies rd. 80 Prozent neu einzustellendem Personal", warnt der Stadtrechnungshof.

Jedoch: Nicht wenige Mitarbeiter kündigen selbst - oft erst nach kurzer Zeit im Unternehmen. "Die Entwicklung der Abgänge aufgrund von Austritten verzeichnete einen hohen Anstieg im Betrachtungszeitraum und war für den Stadt-RH Wien eine wesentliche Ursache für den Personalmangel", heißt es.

Den Wiener Linien wurde dringend nahegelegt, gemäß dem prognostizierten Bedarf zeitgerecht Maßnahmen zur Rekrutierung des erforderlichen Personals zu setzen. Wobei auch auf bereits getroffene Maßnahmen - etwa die Aufstockung der Gehälter - verwiesen wurde. Diese zeitigen offenbar durchaus Erfolg.

"Im Bereich Straßenbahn hatten sich die Neuaufnahmen verdreifacht. Vor allem in den Jahren 2020 bis 2022 war ein deutlicher Anstieg der Neuaufnahmen im Fahrdienst erkennbar", wird im Bericht konstatiert. Aber auch hier folgt umgehend die Einschränkung: "Davon unabhängig lag der Personalstand zum Stand Juni 2023 auf dem niedrigsten Niveau im gesamten Betrachtungszeitraum. Dies war letztlich auf die hohe Austrittsquote im Unternehmen zurückzuführen."

Zwischen 2018 und 2022 wurde ein 58-prozentiger Anstieg bei Auflösungen im Fahrbetrieb registriert. Vor allem Jüngere können offenbar schwer gehalten werden. Manche verabschieden sich gleich nach Abschluss der Ausbildung. Sie gehen unter anderem, weil sie einen neuen Job gefunden haben - oder ihnen die Arbeitszeiten nicht passen, wie Befragungen ergeben haben.

Die zwischenzeitliche Ausdünnung von Intervallen wird als berechtigte Maßnahme beurteilt: "Auch wenn Personalrekrutierungs- und Ausbildungsmaßnahmen bei der Wiener Linien GmbH & Co KG zeitnah umgesetzt wurden, beanspruchten sie Zeit. Bis das Fahrpersonal umgeschult bzw. neu eingestellt und ausgebildet war, brauchte es in der Regel mehrere Monate. Daher erschien (...) die Ausdehnung der Intervalle als temporäre Maßnahme (...) gerechtfertigt, um die Auswirkungen des Personalmangels abzufedern und den Druck von der vorhandenen Belegschaft zu nehmen."

Dass Wienerinnen und Wiener in den vergangenen Jahren manchmal etwas weniger flott ans Ziel gekommen sind, liegt jedoch auch an Mängeln im Schienennetz. "Im Zeitraum der Jahre 2017 bis 2023 verdreifachte sich die Anzahl der Langsamfahrstellen der Straßenbahn von 49 auf 147. Insgesamt erhöhte sich die Strecke der Langsamfahrstellen im Gleisnetz (...) in diesem Zeitraum um etwas mehr als 5,5 Kilometer", so die Bilanz der Prüfer.

Dieser Zuwachs in Sachen Bim-Langsamfahrstellen entsprach einer Steigerung von 36,8 Prozent bezogen auf das Ausgangsjahr 2017. Als Grund für die abschnittsweise Einbremsung wurde in den meisten Fällen der Schienenzustand eingetragen. Der Stadt-RH empfahl, die Gleiserneuerungsrate zu erhöhen - und auch das dafür vorgesehene Budget.

Die Wiener Linien halten hier laut Prüfung nicht einmal die selbst vorgegebenen Ziele ein. Präventivmaßnahmen sollten ebenfalls gesetzt werden, urgierten die Prüfer. Als präventive Maßnahme wurde das "Schienenschleifen" genannt. Dies solle eine Unbenutzbarkeit der Gleise aufgrund von Überalterung verhindern. Auch bei der U-Bahn, wo es ebenfalls Abschnitte gibt, die mit weniger Speed bewältigt werden müssen, wurden Maßnahmen empfohlen.

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