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Meta hatte bereits vor einer Woche einen Cyberangriff auf 90 WhatsApp-User aus "zwei Dutzend Ländern" mit Software des US-israelischen Überwachungsunternehmens Paragon bekannt gegeben. Man habe nach der Entdeckung des Angriffs Paragon eine Unterlassungsaufforderung geschickt, hieß es in der Mitteilung vom 31. Jänner. Paragon-Chef John Fleming teilte später dem Fachportal TechCrunch mit, dass die US-Regierung sowie ungenannte, mit den USA "verbündete Demokratien" unter den Beziehern der Software seien. Den Kunden sei es allerdings laut Vertrag verboten, auf ungesetzliche Weise Journalisten und Persönlichkeiten der Zivilgesellschaft zu attackieren, betonte er.
Das Büro von Italiens Premierministerin Giorgia Meloni erklärte am Mittwochabend, es habe die Nationale Agentur für Cybersicherheit gebeten, die Angelegenheit zu untersuchen. Die Spionageattacke habe sich insbesondere gegen Journalisten und Aktivisten gerichtet.
Der Behörde wurde auch mitgeteilt, dass die Spyware bei WhatsApp-Nutzern neben Italien in 13 anderen Ländern der Europäischen Union gefunden wurde - in Belgien, Griechenland, Lettland, Litauen, Österreich, Zypern, der Tschechischen Republik, Dänemark, Deutschland, den Niederlanden, Portugal, Spanien und Schweden. Die APA hat bei Behörden in Österreich angefragt, ob hierzulande nähere Informationen zu dem Vorfall bekannt sind.
In einer Erklärung teilte Melonis Büro mit, dass die Cybersicherheitsbehörde über sieben bestätigte Fälle von Spionageangriffen in Italien informiert wurde. Der Chefredakteur des bekannten italienischen Nachrichtenportals Fanpage, Francesco Cancellato, ein bekannter Aktivist für die Migrantenrettung, Luca Casarini, und weitere fünf Personen wurden laut den Angaben Opfer der Spionageattacke. Casarini wird häufig von regierungsfreundlichen Medien in Italien für die Arbeit seiner Wohltätigkeitsorganisation zur Rettung von Migranten kritisiert. Er wurde wegen angeblicher Beihilfe zur illegalen Einwanderung strafrechtlich verfolgt. Er sagte jedoch, er wisse nicht, wer hinter dem Versuch stecke, ihn auszuspionieren. "Das ist ein Verstoß gegen die Demokratie", sagte er laut Medienangaben.
Laut früheren Medienberichten ist auch der in Schweden lebende libysche Aktivist Husam El Gomati betroffen. Er ist ein Kritiker des Migrationsabkommens zwischen Italien und Libyen und tritt gegen Korruption der libyschen Behörden auf. Nun sei er besorgt, dass seine Kontakte in Libyen gefährdet sein könnten, sagte er jüngst der britischen Zeitung "Guardian".