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Weiterer Festnahme rund um Wiener IS-Terror-Netzwerk

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Staatsanwaltschaft-Sprecherin Bussek bestätigte Festnahme
©APA, GEORG HOCHMUTH
Im Zusammenhang mit einem Terror-Netzwerk, das sich seit dem späten Frühjahr 2023 um den verhinderten Attentäter auf ein Taylor Swift-Konzert im Wiener Ernst-Happel-Stadion gebildet haben dürfte, hat es eine weitere Festnahme gegeben. Das bestätigte die Sprecherin der Staatsanwaltschaft Wien, Nina Bussek, am Donnerstagabend der APA. Zuerst hatte "Puls24" über die Festnahme berichtet.

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Der festgenommene 20-Jährige - ein gebürtiger Slowake mit Wohnsitz in Wien-Favoriten - steht im Verdacht, gemeinsam mit Beran A. (20) und Hasan E. (20) Teil einer IS-Terror-Zelle gewesen zu sein. Die drei mutmaßlichen Anhänger der radikalislamischen Terror-Miliz "Islamischer Staat" (IS) sollen seit Mai 2023 engen Kontakt gehabt und ab Februar 2024 Anschläge in Mekka, Dubai und Istanbul geplant haben, die zeitgleich durchgeführt hätten werden sollen.

Dem Slowaken werden Anschlagspläne in Istanbul unterstellt. Er war am 4. März 2024 nach Istanbul geflogen, wohin sich Hasan E. bereits begeben hatte. Die beiden kannten einander bereits seit 2020. Sie hatten dieselbe Schule besucht und teilten neben dem Interesse für Kampfsport auch dieselben Glaubensvorstellungen. Sie beteten gemeinsam und besuchten dieselben Moscheen. In Istanbul gingen die beiden essen, besichtigten die Sehenswürdigkeiten und kauften Parfums. Während Hasan E. am 7. März nach Mekka weiterreiste, kehrte sein Freund nach Österreich zurück, ohne dass es zu einem Anschlag in Istanbul gekommen wäre.

Beran A. - ein mutmaßlicher IS-Anhänger aus dem Bezirk Neunkirchen - war erst 2023 zu den beiden gestoßen. Er gilt als Hauptverdächtiger im Zusammenhang mit den vereitelten Anschlagsplänen auf einen Auftritt von Taylor Swift am 9. August 2024. Dieser wurde kurz davor abgesagt, nachdem die Direktion Staatsschutz und Nachrichtendienst (DSN) von einem ausländischen Partnerdienst von einer terroristischen Bedrohungslage Kenntnis erlangt und den jungen Niederösterreicher ausgeforscht und festgenommen hatte.

Im Zuge der weiteren Erhebungen stellte sich heraus, dass Beran A. schon seit längerem terroristische Absichten verfolgt haben dürfte. Mit seinen ebenfalls dem IS verbundenen Bekannten Hasan E., der zuletzt im Bezirk Bruck an der Leitha lebte, und dem nunmehr Festgenommenen war den Ermittlungen zufolge ein akkordiertes blutiges Vorgehen angedacht. Konkret sollen sie im Sinn gehabt haben, am 11. März 2024 - zu Beginn des Fastenmonats Ramadan - zeitgleich an drei unterschiedlichen Orten im Ausland ein Attentat zu verüben. Beran A. flog nach Dubai und hatte laut den vorliegenden Ermittlungsergebnissen vor, vor einer Moschee einen Soldaten niederzustechen und anschließend mit dessen Revolver "auf Menschen in der Umgebung zu schießen", wie er später gestanden haben soll. Dann habe ihn aber der Mut verlassen. Er habe sich "im letzten Moment" gegen einen Angriff entschieden, weil er befürchtete, "im Kugelhagel der Polizei zu sterben und davor leiden zu müssen", gestand er nach seiner Festnahme im August.

Hasan E. flog indes nach Mekka und setzte dort seine Terrorpläne um. Er besorgte sich ein Messer und stach vor der Al-Haram-Moschee - die größte Moschee der Welt, in ihrem Hof befindet sich die Kaaba, das zentrale Heiligtum des Islam - damit einem Sicherheitsbeamten in den Hals. Als ihn weitere Sicherheitskräfte überwältigen wollten, stach und hieb er mit dem Messer auf diese ein und verletzte vier weitere Personen.

In wenigen Wochen soll gegen den 20-Jährigen in Saudi-Arabien verhandelt werden, hatte zuletzt der "Kurier" berichtet. In Saudi-Arabien wird die Todesstrafe angewandt. Die Zahl der Hinrichtungen ist von 172 im Jahr 2023 auf 345 im Vorjahr gestiegen.

Der "dritte Mann" lebte bis zu seiner jetzt erfolgten Festnahme weiter in Wien. Spätestens mit der Auswertung der bei Beran A. sichergestellten Handys und ausgelesener Chats dürften die Strafverfolgungsbehörden den Slowaken als Terror-Verdächtigen eingestuft haben. Es ist gesichert davon auszugehen, dass er seit dem vergangenen Herbst vom Staatsschutz observiert und engstens überwacht wurde und es kriminaltaktische Gründe hatte, dass der Zugriff erst jetzt erfolgte. Wie Staatsanwaltschaft-Sprecherin Bussek gegenüber der APA erklärte, befindet sich der gebürtige Slowake noch nicht in der Justizanstalt Josefstadt. Einvernahmen zum Verdacht der terroristischen Vereinigung (§ 278 b StGB) seien im Gang, sagte Bussek.

Eine Verwicklung des Slowaken in die Terror-Pläne gegen das Swift-Konzert hat sich dem Vernehmen nach bisher nicht erwiesen. Hinsichtlich seines angeblich mörderischen Vorhabens in Istanbul wird er unter anderem von einem Video belastet, das Beran A. am 16. Februar 2024 online gestellt hatte und das nach dessen angedachtem Selbstmordanschlag in Dubai für seine Familie gedacht war. Darin erläuterte er die Beweggründe aller drei jungen Männer, im arabischen Raum gleichzeitig drei Terror-Akte und damit eine Anschlagsserie zu setzen, die Polizisten bzw. Soldaten das Leben kosten hätte sollen. In einem arabischen Land sollte "normalerweise Scharia herrschen", aber "die Scharia-Gesetze" würden "für Geld" ausgetauscht, beklagte Beran A. in dem Video. Damit würde "der Islam bespuckt."

Die Anschlagsserie hätten er und seine beiden Komplizen für den IS "und für Gott, damit der IS wiederkommen kann" geplant. Die Polizisten in Dubai seien "die schlimmsten. Sie reden über den Islam und die Scharia, aber sie legalisieren Alkohol. (...) Die gehen nach der Scharia, aber wenn sie jemanden Alkohol trinken sehen, machen sie nichts. Das ist nicht die Scharia. Das ist komplett Kufar (Ungläubige, Anm.)", räsonierte Beran A. in dem Video.

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