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Verheerende Brände im Großraum Los Angeles

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Helikopter bekämpft Flammen in den Hollywood Hills
©APA/APA/AFP/MARIO TAMA
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Angefacht von starken Winden haben sich die verheerenden Waldbrände in Los Angeles zunächst weiter ausgebreitet. Damit wüteten nun seit Dienstag mindestens sechs Brände in der Umgebung der US-Westküstenmetropole. Der Großbrand in den berühmten Hollywood Hills der US-Metropole Los Angeles hat sich jedoch nach Einschätzung der Behörden abgeschwächt, hieß es am Donnerstag. Die Feuerwehr hofft nun auf Fortschritte durch nachlassenden Wind.

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"Wenn es so bleibt, können wir heute tatsächlich eine Wendung bei diesen Bränden herbeiführen und Fortschritte erzielen", sagte Einsatzleiter Brent Pascua dem Sender NBC News Donnerstagfrüh (Ortszeit). Am Mittwoch waren Medienberichten zufolge Windböen von bis zu 128 Kilometern pro Stunde registriert worden. "Es war, als hätte man versucht, dieses Feuer in einem Hurrikan zu bekämpfen", sagte Pascua dem Sender CNN. "Was dieses Feuer so dringend gebraucht hat, war eine Pause von diesen Winden." Nach Angaben des US-Wetterdienstes soll der Wind ab Donnerstagnachmittag wieder zunehmen.

Mindestens fünf Menschen kamen ums Leben, Hunderte Häuser wurden zerstört, mehr als 100.000 Einwohner wurden mit Evakuierungsanordnungen angewiesen, sich vor den Flammen in Sicherheit zu bringen. Bürgermeisterin Karen Bass sprach auf einer Pressekonferenz von einem großen Feuersturm. "Wir stehen vor einer historischen Naturkatastrophe", sagte der Chef des Zivilschutzes von Los Angeles County, Kevin McGowan. Präsident Joe Biden sagte seine Italien-Reise ab und erklärte die Brandregion zum Katastrophengebiet, um Bundeshilfe zu beschleunigen.

Laut Außenministerium steht das Generalkonsulat in Los Angeles mit knapp 50 Österreichern in der Gefahrenregion in Kontakt. Man stehe den Betroffenen bei Bedarf zur Verfügung, aber auch Angehörigen, die sich um Familienmitglieder sorgen. Eine Reiseregistrierung, diese gilt für die gesamten USA, haben etwa 200 Personen beim Außenamt abgegeben.

Das Feuer in den berühmten Hollywood Hills hat sich abgeschwächt. "Die Feueraktivität hat sich verringert", teilte das zuständige Sheriff-Büro auf der Plattform X mit. Das Feuer brenne nun hauptsächlich auf einer kleinen, von der Feuerwehr begrenzten Fläche. Evakuierungsanordnungen seien teilweise wieder aufgehoben worden, teilte die Feuerwehr mit. Rückkehrende Anrainer seien trotzdem weiter zur Vorsicht aufgerufen. Die Feuerwehr sei in den betroffenen Vierteln noch immer im Einsatz.

Der Brand mit dem Namen "Sunset Fire" war nach Angaben der Feuerschutzbehörde Cal Fire am Mittwochabend (Ortszeit) ausgebrochen. Die Brandursache war zunächst nicht bekannt. Die Flammen hatten sich Medienberichten zufolge schnell in Richtung des berühmten Hollywood Boulevards ausgebreitet. Löschflugzeuge und Hubschrauber waren im Dauereinsatz, damit die Flammen nicht weiter auf das dicht besiedelte Hollywood übergriffen.

Die beiden Großbrände an den östlichen und westlichen Flanken von Los Angeles breiteten sich in der Nacht weiter aus. Im Westen der Stadt fraß sich das sogenannte Palisades-Feuer durch die Hügel zwischen Santa Monica und Malibu und erreichte den Pazifik. Schon jetzt zählt es zu den verheerendsten Bränden in der Geschichte von Los Angeles. Östlich der Stadt wütet das Eaton-Feuer am Fuße der San Gabriel Mountains. Mindestens fünf Menschen kamen dort ums Leben.

Die Brände haben die Feuerwehr inzwischen an ihre Belastungsgrenze gebracht. Feuerwehrleute aus sechs anderen Bundesstaaten wurden nach Kalifornien beordert, zudem wurden zusätzlich 250 Löschfahrzeuge mit 1.000 Einsatzkräften von Nord- nach Südkalifornien verlegt, wie der Feuerwehrchef von Los Angeles County, Anthony Marrone, mitteilte. Neben den starken sogenannten Santa-Ana-Winden macht Wasserknappheit den Löschtrupps zusätzlich zu schaffen, denn in der Region hat es seit Monaten kaum geregnet. Dies führte dazu, dass einige Hydranten im Nobelvorort Pacific Palisades in den Santa-Monica-Bergen zeitweise kein Wasser mehr hatten, wie Vertreter der Einsatzkräfte erklärten. "Wir haben das System bis zum Äußersten belastet. Wir bekämpfen einen Flächenbrand mit städtischen Wassersystemen", sagte Janisse Quinones, Chefin des städtischen Wasser- und Stromversorgers LADWP.

Präsident Biden sagte wegen der katastrophalen Lage seine Reise nach Italien ab. Er wolle sich auf die Leitung der Bundesmaßnahmen zur Bekämpfung der Brände konzentrieren, teilte das US-Präsidialamt mit. Biden wollte eigentlich von Donnerstag bis Sonntag nach Italien reisen und dort Präsident Sergio Mattarella, Ministerpräsidentin Giorgia Meloni und Papst Franziskus treffen.

"Wir setzen alle verfügbaren Ressourcen für die Bekämpfung dieser Brände ein", teilte der Gouverneur von Kalifornien, Gavin Newsom, mit. Sein Bundesstaat lasse nichts unversucht, um Anrainer zu schützen. Er befürchtet einen Anstieg der Opfer. Im Interview mit CNN sprach er von "völliger Zerstörung" und erinnerte an die tödlichen Feuer in Paradise, einer Ortschaft in Nordkalifornien. Diese war im November 2018 vom "Camp Fire" fast völlig zerstört worden, 85 Menschen starben damals, Zehntausende wurden obdachlos.

Der künftige US-Präsident Donald Trump hat den kalifornischen Gouverneur für das Ausmaß der verheerenden Waldbrände in der Metropole Los Angeles verantwortlich gemacht. Konkret kritisierte der Republikaner auf seinem Online-Sprachrohr Truth Social Wassersparmaßnahmen Newsoms und warf ihm vor, dass ihm die Menschen in dem US-Bundesstaat egal seien. "Jetzt wird der ultimative Preis dafür gezahlt. Ich werde verlangen, dass dieser inkompetente Gouverneur schönes, sauberes, frisches Wasser nach Kalifornien fließen lässt!", schrieb Trump. Newsom trage die Verantwortung für die Situation.

Am Donnerstag sollten alle Schulen geschlossen bleiben. Nach New York ist der Los Angeles Unified School District der zweitgrößte Schulbezirk des Landes. In einigen Gebieten wurde die Luftqualität als sehr ungesund eingestuft.

Auch Hollywoods Showbusiness ist betroffen. Die Verleiher der renommierten Critics Choice Awards haben ihre für diesen Sonntag geplante Trophäen-Gala in Santa Monica aufgrund der Brände verschoben, Filmstudios sagten Premieren ab. Auch zahlreiche Hollywood-Stars verloren ihre Häuser, etwa Billy Crystal.

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