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Am Samstagabend beschuldigte die ukrainische Regierung Moskau, bei einem Angriff auf eine Vertriebenenunterkunft in der Stadt Sudscha im von Kiew kontrollierten Teil der russischen Region Kursk mindestens vier Menschen getötet zu haben. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj warf Russland vor, seine eigenen Zivilisten zu töten.
Moskau beschuldigte daraufhin am Sonntag seinerseits die ukrainische Armee, den Angriff auf Sudscha verübt zu haben. "Am 1. Februar haben die ukrainischen Streitkräfte mit einem gezielten Raketenangriff auf ein Internat in der Stadt Sudscha ein weiteres Kriegsverbrechen begangen", erklärte das russische Verteidigungsministerium. Angaben zu Todesopfern machte das Ministerium nicht.
Die ukrainische Luftwaffe wies die Anschuldigungen zurück und verwies auf Berechnungen zur Flugbahn des Projektils, das in dem Gebäude eingeschlagen war. Vom Einschlagswinkel her könne es sich daher nur um eine Lenkbombe handeln, die von einem Flugzeug östlich von Sudscha abgeworfen worden sei. "Das Beschießen von Zivilisten mit Bomben ist ein Markenzeichen russischer Verbrecher, selbst wenn es sich bei den Zivilisten um Einheimische, also Russen, handelt", heißt es in der auf Telegram verbreiteten Erklärung. Die Angaben der Kriegsparteien sind nicht von unabhängiger Seite überprüfbar.
Die ukrainischen Truppen waren Anfang August im russischen Gebiet Kursk einmarschiert und kontrollieren dort seither Dutzende Ortschaften, darunter Sudscha. Viele Russen konnten nicht rechtzeitig fliehen und sind deshalb weiter in der Stadt.
Die Region ist schwer umkämpft. Zuletzt gab es wiederholt Berichte über den Tod von Zivilisten bei russischen Gegenangriffen. Moskaus Militär hat immer wieder die Rückeroberung des Gebiets Kursk angekündigt.
Der ukrainische Präsident Selenskyj veröffentlichte nach dem Luftschlag in Sudscha auf der Plattform X ein Video, in dem ein stark beschädigtes Gebäude und Menschen in Notlagen zu sehen sind. Die russische Armee nehme auch auf eigene Zivilisten keine Rücksicht, sagte er.
"Das ist ein Staat, der jeden Anstand verloren hat", so Selenskyj. "Und das ist ein Übel, das nicht von allein aufhören wird. Aber wenn wir stark und entschlossen handeln, kann sogar Russland zum Aufhören gezwungen werden. Und das muss getan werden, damit die Welt vor russischen Bomben sicher ist." Die Ukraine wehrt sich mit westlicher Hilfe seit fast drei Jahren gegen den russischen Angriffskrieg.