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Nach Angaben lokaler Behörden in Russland griff die Ukraine den Militärstandort Hunderte Kilometer von der Grenze entfernt an. Die beiden Nachbarstädte Engels und Saratow an der Wolga seien in der Nacht auf Mittwoch Ziel eines "Massenangriffs mit Drohnen" gewesen, teilte Regionalgouverneur Roman Bussargin mit. Bussargin schrieb bei Telegram, dass herabstürzende Trümmerteile eine Industrieanlage in Engels getroffen hätten. Infolge des Drohnenangriffs sei ein Feuer in dem Unternehmen ausgebrochen. Über Opfer sei aber nichts bekannt.
In Engels befindet sich ein wichtiger Militärflugplatz für Langstreckenbomber, die zu Russlands strategischen Nuklearstreitkräften gehören. Der ukrainische Präsidentenberater Oleksandr Kamyschin teilte mit, man habe ein Öllager getroffen, das den Flugplatz in Engels versorge. "Engels brennt, eure Verteidigung ist in Panik", schrieb er auf X.
Auch in russischen Medienberichten war die Rede von einem Brand in einer Ölanlage. Nicht verifizierte Videos und Fotos in den sozialen Medien zeigten ein großes Feuer mit orangen Flammen und dicken Rauchwolken, die in den Nachthimmel aufsteigen. Das unabhängige Nachrichtenportal Astra meldete, dass es sich um ein Öldepot handle, das Treibstoff für den Luftwaffenstützpunkt zur Verfügung stelle.
Engels und Saratow liegen einander gegenüber an den Ufern der Wolga. Die Ukraine hatte die Basis in Engels bereits im Dezember 2022 einmal angegriffen. Damals starben drei russische Luftwaffenangehörige. Eine Drohne wurde abgeschossen.
Das russische Verteidigungsministerium teilte mit, in der Region um Saratow seien elf ukrainische Drohnen in der Nacht zerstört worden sowie 21 weitere in anderen Teilen Russlands und über dem Asowschen Meer. Sämtliche Angaben ließen sich unabhängig zunächst nicht überprüfen.
Die Ukraine ihrerseits wurde nach Angaben ihres Militärs in der Nacht mit mehr als 60 russischen Drohnen angegriffen. Davon habe die ukrainische Luftwaffe 41 Drohnen abgeschossen. Von 22 sei die Ortung verloren gegangen, was zumeist auf elektronische Abwehr zurückzuführen ist. Ein Teil der von Russland eingesetzten Drohnen soll dabei ohne Sprengstoff eingesetzt worden sein, mit dem Ziel, die ukrainische Flugabwehr abzunutzen. In der Region Kiew entstanden nach Angaben von Lokalbehörden Schäden an einem Privathaus durch herabfallende Drohnentrümmer. Opfer habe es nicht gegeben.
Am Montag hatte das russische Verteidigungsministerium mitgeteilt, die Stadt Kurachowe eingenommen zu haben. Von ukrainischer Seite hatte es dazu keine Bestätigung gegeben.
Deep State berichtete weiter, die Russen hätten einige Einheiten in ein anderes Gebiet in der Nähe der Stadt Myrnohrad verlegt, wo eine Zunahme der russischen Angriffe erwartet werde. Die Kontrolle über Kurachowe verschaffe den Russen zahlreiche Vorteile, um ihre Offensivoperationen nach Westen zu verlagern.
Die Kämpfe um Kurachowe dauerten rund zwei Monate. Die Ukrainer konnten den Ort damit länger halten, als Experten eigentlich vermutet hatten. Von den einst 18.000 Einwohnern blieb nur ein Bruchteil zurück. Ein Großteil des Ortes ist nach den schweren Kämpfen nur noch ein Trümmerhaufen. Moskaus Verluste gelten als hoch.
Seit Beginn des russischen Angriffskriegs vor fast drei Jahren sind in der Ukraine nach UNO-Angaben mehr als 12.300 Zivilisten getötet worden. In den vergangenen Monaten seien die Opferzahlen insbesondere durch den verstärkten Einsatz von Drohnen, Raketen mit längerer Reichweite und Gleitbomben gestiegen, sagte die stellvertretende Hochkommissarin der Vereinten Nationen für Menschenrechte, Nada Al-Nashif, am Mittwoch. Sie bezog sich dabei auf Entwicklungen seit September.
"Die russischen Streitkräfte haben ihre Einsätze zur Eroberung weiterer Gebiete in der Ostukraine intensiviert." Dies habe schwerwiegende Auswirkungen auf die Zivilbevölkerung. Al-Nashif nannte hierzu insbesondere die Frontgebiete in den Regionen Donezk, Cherson und Saporischschja. "Wir sind zutiefst besorgt über die Auswirkungen auf die Zivilbevölkerung durch den verstärkten Einsatz von Drohnen und den Einsatz neuer Waffen", fügte sie hinzu.