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US-Magazin „The Atlantic“ veröffentlicht Geheimchat in voller Länge

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Trumps Nationaler Sicherheitsberater Mike Waltz übernimmt nach Sicherheitspanne „Verantwortung“. Offenbar gibt es aber keine Konsequenzen. 

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Nach der Sicherheitspanne in einem Gruppenchat ranghoher US-Regierungsvertreter hat das US-Magazin The Atlantic einen Chatverlauf über Angriffspläne auf die Houthi-Miliz im Jemen in voller Länge veröffentlicht. In am Mittwoch veröffentlichten Screenshots des Chats sind zahlreiche Details über die genauen Angriffszeiten und die dabei eingesetzten Flugzeuge enthalten.

Veröffentlichung als Reaktion auf Diffamierungen

In der am 15. März um 11:44 Uhr (Ortszeit) gesendeten Nachricht, die der Atlantic jetzt samt der Screenshots veröffentlichte, schildert US-Verteidigungsminister Peter Hegseth den Ablauf und Zeitplan des bevorstehenden Militäreinsatzes – inklusive Wetter, Startzeiten von F-18-Kampfjets, Drohnen und geplanter Zielangriffe. Wörtlich heißt es unter anderem: „Zielterrorist befindet sich an seinem bekannten Aufenthaltsort.“ Eine Reaktion der US-Regierung gab es dazu zunächst nicht.

Hegseth hatte davor vehement bestritten, „Kriegspläne“ im Chat u.a. mit Außenminister Marco Rubio und Vizepräsident James Vance übermittelt zu haben, und beschimpfte Atlantik-Chefredakteur Jeffrey Goldberg, der anscheinend aus Versehen dem Gruppenchat hinzugefügt worden war, als „betrügerischen und diskreditierten sogenannten Journalisten“.

The Atlantic entschloss sich nach eigenen Angaben zu der Veröffentlichung, nachdem die Regierung von US-Präsident Donald Trump mehrfach bestritten hatte, dass in dem nicht gesicherten Chat vertrauliche Informationen ausgetauscht worden seien.

Waltz nimmt Schuld „unverbindlich“ auf sich

Trumps Nationaler Sicherheitsberater Mike Waltz hatte zuvor die „volle Verantwortung“ für die Sicherheitspanne übernommen, wie er selbst sagte. „Ich habe diese Gruppe gegründet“, erklärte er am Dienstag in seinem ersten Interview seit Bekanntwerden der Vorfälle im Sender Fox News.

Waltz ließ zudem durchblicken, dass die Nummer des Journalisten Goldberg möglicherweise in seinem Telefon gespeichert sei, weil er gedacht habe, es sei die Nummer von jemand anderem. Er kenne The Atlantic-Chefredakteur Goldberg nicht persönlich.

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Mike Waltz

 © IMAGO/ZUMA Press Wire

Trump „war nicht involviert“

Trump wies jegliche Rolle in der Affäre von sich. „Ich war nicht involviert“, sagte er dem rechten Sender Newsmax am Dienstagabend (Ortszeit). Zugleich zeigte er sich zufrieden mit den bisherigen Erklärungen seiner Kabinettsmitglieder zu dem Vorgang. Er fühle sich wohl mit dem, was er gehört habe.

Trump wies die Schuld einem Waltz-Mitarbeiter auf niedrigerer Ebene zu. Der Staatschef hatte Waltz zuvor im Weißen Haus in Schutz genommen und gesagt: „Er ist ein sehr guter Mann, und er wird weiterhin gute Arbeit leisten.“

Empörung über Umgang mit sensiblen Informationen

Dass ranghohe Regierungsmitglieder überhaupt sensible Informationen über die kommerzielle App „Signal“ austauschen, löste Empörung aus. Dass dort Details über einen bevorstehenden Militärschlag erörtert wurden und versehentlich ein Journalist mit in die Gruppe aufgenommen wurde, sorgt für Fassungslosigkeit. Der Fehltritt schlägt hohe Wellen und machte über die USA hinaus Schlagzeilen.

In der Chatgruppe hatten sich die US-Regierungsvertreter Mitte März über geplante Angriffe auf die Houthi ausgetauscht, die darauf abzielen, die Attacken der Islamisten auf Handelsschiffe im Roten Meer zu beenden. In diesem Zusammenhang äußerten sie sich auch abfällig über die europäischen Verbündeten der USA. Ein Nutzer, der sich als Vance identifizierte, bekundete seinen Widerwillen, die Houthi anzugreifen, da dies aus seiner Sicht vor allem „den Europäern“ nutze. Hegseth beschimpfte die Europäer als „erbärmlich“ und bezeichnete sie als „Schmarotzer“.

Trump attackiert Journalisten

Trump attackierte Goldberg. Goldberg sei ein „Widerling“, sagte Trump. Niemand „schere sich einen Dreck“ um die Enthüllungen. Es seien keine als Verschlusssache eingestuften Informationen in dem Chat geteilt worden, betonte Trump. Er sprach von einem „Ausrutscher“.

„Es besteht ein eindeutiges öffentliches Interesse daran, die Art von Informationen offenzulegen, die Berater [von US-Präsident Donald Trump] in unsicheren Kommunikationskanälen ausgetauscht haben“, schrieben Goldberg und Co-Autor Shane Harris nun zum Entschluss der Veröffentlichung – besonders, weil die Trump-Regierung versuche, die Bedeutung der Nachrichten herunterzuspielen.

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