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Schiitische irakische Miliz dementiert Verlegung nach Syrien

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Jihadisten auf dem Vormarsch
©APA/APA/AFP/AREF TAMMAWI
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Vom Iran unterstützte Milizen sind nach Angaben von Aktivisten vom Irak nach Ostsyrien eingereist, um die unter Druck geratene syrische Regierung beim Kampf gegen die Rebellen zu unterstützen. Etwa 200 Kämpfer hätten die irakisch-syrische Grenze seit Sonntag überquert, teilte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit Sitz in London mit. Der Chef des Milizen-Bündnisses, Faleh al-Fayad, dementierte die Berichte.

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Die sogenannten Volksmobilisierungseinheiten (PMU) operierten nicht außerhalb des Iraks, sagte er. Die PMU sind ein irakisches Bündnis aus mehrheitlich schiitischen Milizen, das 2014 zur Bekämpfung des IS gegründet wurde und heute eine bedeutende politische und militärische Kraft im Land darstellt. Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte bezieht ihre Informationen von einem Netz aus Informanten in Syrien.

Assad stellte indes die Großoffensive jihadistischer Kämpfer in seinem Land als Versuch dar, die Grenzen in der Region entsprechend westlicher Interessen zu verschieben. Die jüngste Eskalation spiegle die Ziele wider, "die Landkarte im Einklang mit den Zielen der Vereinigten Staaten und des Westens neu zu gestalten", hieß es in einer Erklärung seines Büros vom Montag.

Assads Äußerungen stammten aus einem Telefongespräch mit dem iranischen Präsidenten Massoud Pezeshkian. Darin sprach er der Erklärung zufolge von einer "terroristischen Eskalation", die die "Region spalten und die Länder darin fragmentieren" solle.

Unterdessen kündigte das kurdische Militärbündnis in Nordsyrien an, kurdische Zivilisten aus mehreren Gebieten der Provinz Aleppo evakuieren zu wollen. "Wir koordinieren uns aktiv mit allen relevanten Parteien in Syrien, um die Sicherheit unseres Volks zu gewährleisten und seine sichere Umsiedlung zu erleichtern", erklärte der Chef der Demokratischen Kräfte Syriens (SDF), Mazloum Abdi, am Montag. Die Menschen sollen demnach in "unsere sicheren Gebiete im Nordosten des Landes" gebracht werden.

Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte hatte am Sonntag erklärt, dass rund 200.000 syrische Kurden von "pro-türkischen Gruppen belagert" würden. Die Kämpfer hätten die Kontrolle über die Stadt Tal Rifaat sowie einige umliegende Dörfer übernommen. Die Situation im Nordwesten Syriens habe sich "schnell und plötzlich entwickelt", teilte Abdi mit. "Unsere Kräfte sehen sich intensiven Angriffen an mehreren Fronten gegenüber". Nach dem "Zusammenbruch und Rückzug der syrischen Armee und ihrer Verbündeten" hätten die SDF einen "humanitären Korridor" zwischen Aleppo und Tal Rifaat eingerichtet, fuhr Abdi fort. "Die Angriffe der bewaffneten Gruppen, die von der türkischen Besatzung unterstützt werden, haben diesen Korridor jedoch unterbrochen."

Bei russischen Luftangriffen auf Aleppo gab es Aktivisten zufolge zwölf Tote. Russlands Luftwaffe habe Ziele vor einer Klinik im Zentrum der Stadt bombardiert, teilte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit. Unter den Todesopfern seien neben Mitgliedern der Islamistengruppe HTS auch acht Zivilisten. 23 Menschen seien verletzt worden, teilten die Aktivisten weiter mit.

Die syrische Staatsagentur SANA meldete zuvor nahe der Millionenstadt Opfer unter oppositionellen Kämpfern. Dutzende seien "getötet und verletzt" worden, meldete SANA unter Berufung auf syrische Armeekreise am Sonntagabend. Damaskus habe die Angriffe auf den Stadtrand eines Ortes südöstlich von Aleppo zusammen mit Moskau ausgeführt. Die genaue Opferzahl war zunächst unklar. Die Aktion gilt als Reaktion auf das Vorrücken von Jihadisten.

Einwohner der betroffenen Stadt Al-Safira sagten, Rebellen hätten den rund 25 Kilometer von Aleppo entfernten Ort inzwischen auch eingenommen. Die Angaben ließen sich zunächst allesamt nicht unabhängig überprüfen. Bereits in der Nacht und in der Früh hatte die russische Luftwaffe Rebellen im Nordwesten Syriens angegriffen.

Bei Luftangriffen der syrischen Armee und ihrem Verbündeten Russland auf die überwiegend von islamistischen Aufständischen kontrollierte Stadt Idlib sind Aktivisten zufolge mindestens elf Menschen getötet und Dutzende verletzt worden. Wohnviertel in der Stadt sowie ein Lager für Vertriebene im Norden Idlibs seien getroffen worden, teilte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Montag dazu mit.

Ein Augenzeuge berichtete, mehr als 350 Menschen hätten sich zum Zeitpunkt des Angriffs im Lager aufgehalten. Auch westlich von Aleppo gab es der Beobachtungsstelle zufolge Luftangriffe. Nach Angaben von Augenzeugen sind zahlreiche Verletzte im kritischen Zustand.

Bei dem Beschuss der nordsyrischen Stadt Hama durch die HTS und mit ihr verbündete Gruppierungen mit Raketenwerfern seien am Montag mehrere Zivilisten getötet worden, so die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit. Demnach handelte es sich um den ersten derartigen Angriff der Jihadisten.

Seit Mitte der Woche konnten Rebellen unter Führung der HTS größere Gebiete im Nordwesten Syriens erobern, darunter die Millionenstadt Aleppo. Syriens Machthaber Bashar al-Assad kündigte eine Gegenoffensive an. Bei den Attacken der Jihadisten sollen nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte mittlerweile 457 Menschen getötet worden sein, darunter mindestens 72 Zivilisten.

Die HTS, der syrische Ableger des Terrornetzwerkes Al-Kaida, und ihre Verbündeten hatten am Mittwoch eine überraschende Großoffensive gegen die Streitkräfte der syrischen Regierung gestartet und waren insbesondere auf die zweitgrößte syrische Stadt Aleppo vorgerückt. Assad kündigte eine Gegenoffensive an. Russland gehört zu den wichtigsten Verbündeten der syrischen Regierung.

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