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Russland sperrt nach Absturz Luftraum im Süden

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Das Wrack der abgestürzten Maschine
©APA/APA/AFP/ISSA TAZHENBAYEV
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Nach dem Absturz eines Passagierflugzeugs in Kasachstan hat Russland den Luftraum im Süden des Landes gesperrt. Eine Maschine der Azerbaijan Airlines auf dem Weg in die südrussische Stadt Mineralnyje Wody sei daher am Freitag nach Baku zurückgekehrt, berichtete die russische Nachrichtenagentur TASS. Zu aserbaidschanischen Berichten, wonach die Maschine durch Beschuss der russischen Luftabwehr abgestürzt sei, nahm die Regierung in Moskau zunächst nicht Stellung.

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Die russische Regierung erklärte, es sei wichtig, die Untersuchung des Flugzeugabsturzes abzuwarten, um zu verstehen, was passiert sei, berichtete TASS weiter.

Die russische Nachrichtenagentur Interfax berichtete, Azerbaijan Airlines habe Flüge in sieben russische Städte eingestellt. Die Gesellschaft fliege aber weiterhin sechs große russische Städte an, darunter Moskau und St. Petersburg.

Am Mittwoch war ein aserbaidschanisches Passagierflugzeug vom Typ Embraer 190 in der Nähe der kasachischen Stadt Aktau abgestürzt. Dabei starben 38 Menschen, 29 andere überlebten mit teils schweren Verletzungen. Das Flugzeug wollte regulär in Grosny im der russischen Teilrepublik Tschetschenien landen. Laut Berichten musste das russische Militär zu diesem Zeitpunkt einen Angriff ukrainischer Drohnen abwehren. Der Absturz geht aserbaidschanischen Insidern und westlichen Experten zufolge auf Beschuss durch die russische Flugabwehr zurück.

Bundeswehr-Oberst Markus Reisner sieht es aufgrund der öffentlich verfügbaren Daten über das Flugverhalten der Maschine und der bisher veröffentlichten Bilder für relativ gesichert an, dass ein Beschuss durch die russische Luftabwehr stattgefunden hat, wie er im Ö1-"Morgenjournal" vom Freitag sagte. Es dürfte sich um einen versehentlichen Nahtreffer gehandelt haben, der das Heck des Flugzeugs beschädigt habe, meinte der Militärexperte. Reisner geht aufgrund der verfügbaren Informationen nicht von einem absichtlichen Beschuss aus. In der damaligen Situation der russischen Luftabwehr inmitten eines Drohnenangriffs könnte eine Verwechslung der Daten und damit ein Fehlschuss passiert sein, spekulierte er.

Wie Aserbaidschan schließen auch die USA einen Fehlschuss der russischen Flugabwehr als Ursache für den Crash einer aserbaidschanischen Passagiermaschine in Kasachstan nicht aus. Erste Hinweise deuten laut einem US-Regierungsvertreter auf einen Abschuss hin, berichteten unter anderem die Sender CNN und ABC News. Sollten sich erste Anzeichen bestätigen, sei denkbar, dass schlecht ausgebildete russische Einheiten bei der Abwehr ukrainischer Drohnen das Ziel verwechselt hätten.

Auf die Möglichkeit einer Beschädigung der Maschine durch die russische Flugabwehr wiesen in einem frühen Stadium Militärblogger aus Russland, aber auch ukrainische Vertreter hin. Internet-Flugzeugtracker wie Flightradar24 berichteten, dass die GPS-Daten zur genauen Position des Flugzeugs über Russland gestört worden seien. Bilder vom Heck des Wracks zeigten kleine Löcher, die wie Einschläge der Splitter von Flugabwehrraketen aussehen.

Der Kreml warnte in einer ersten Reaktion vor voreiligen Spekulationen. Am Donnerstagnachmittag verbreitete jedoch die aserbaidschanische Führung massiv die Vermutung, dass die Maschine einen Treffer durch eine russische Flugabwehrrakete Panzir-S erlitten habe. Unter Berufung auf ungenannte Regierungsvertreter in Baku berichteten einheimische wie internationale Medien, das Flugzeug sei beim Landeanflug auf Grosny beschädigt worden.

Besondere Empörung löste in Aserbaidschan aus, dass der Maschine angeblich eine Notlandung auf nahen russischen Flughäfen unter Verweis auf schlechtes Wetter versagt worden sei. Die Piloten mussten die fast nicht zu steuernde Maschine über das Kaspische Meer nach Aktau manövrieren. Höhe und Geschwindigkeit schwankten dabei erheblich. Bei einem Landeversuch in Aktau stürzte das Flugzeug ab.

Mit einem Flugzeug des aserbaidschanischen Katastrophenschutzes wurden am Donnerstag sieben weitere verletzte Überlebende nach Baku geflogen. Schon vorher hatte ein Flugzeug mehrere überlebende wie tote Opfer zurück in die Heimat Aserbaidschan gebracht.

Die israelische Fluggesellschaft El Al sagte alle Flüge zwischen Tel Aviv und Moskau für diese Woche ab. Grund seien die "Entwicklungen im russischen Luftraum", teilte die Airline mit. Sie werde kommende Woche die Lage neu beurteilen und entscheiden, ob die Flüge wieder aufgenommen würden.

In russischen Staatsmedien wurde über die massiven Vorwürfe gegen das kriegführende Land nicht berichtet. Präsident Wladimir Putin gab zwar nach einem Gipfel der Eurasischen Wirtschaftsunion bei St. Petersburg eine kurze Pressekonferenz, sagte aber nichts zu dem Flugzeugabsturz.

Sollte sich die Version eines tödlichen Fehlschusses der russischen Flugabwehr bestätigen, wäre es der zweite Fall nach 2014. Damals kämpfte die ukrainische Armee im Osten des Landes gegen eine verdeckte russische Militäroperation, getarnt als Aufstand von Separatisten. Am 17. Juli 2014 schoss ein russisches Flugabwehrsystem vom Typ Buk versehentlich über der Ostukraine eine Boeing der Fluggesellschaft Malaysia Airlines auf dem Flug von Amsterdam nach Kuala Lumpur ab. 289 Menschen kamen ums Leben.

Moskau bestreitet bis heute jede Verantwortung für die Tragödie und spricht von einer westlichen Unterstellung. Dabei haben journalistische Recherchen und Ermittlungen der niederländischen Justiz den Weg des Buk-Systems aus Russland in das ukrainische Konfliktgebiet und zurück eindeutig belegt. Drei russische Verantwortliche wurden in Abwesenheit 2022 von einem Gericht in den Niederlanden zu lebenslanger Haft verurteilt.

Allerdings ist die Lage diesmal anders, unter anderem weil es die Überlebenden als mögliche Zeugen gibt. Die 2014 am schwersten betroffenen Niederlande galten Russland als feindlich gesonnenes westliches Ausland. Aserbaidschan und Kasachstan sind Länder, die Moskau zu seinen Verbündeten zählt.

Dabei ist das durch Energieexporte reich gewordene Aserbaidschan, wie Kasachstan eine frühere Sowjetrepublik, weitgehend unabhängig von Russland und kann gegenüber Moskau auch kräftig auftreten. Das zentralasiatische Kasachstan mit einer langen Grenze zu Russland und einer großen russischen Minderheit muss vorsichtiger agieren. Die mit den Absturzermittlungen betrauten kasachischen Stellen hielten sich mit Aussagen zur Ursache bisher zurück.

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