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Analysten und Kriegsblogger berichteten unterdessen von schnellen russischen Vorstößen in der Ostukraine. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj bezeichnete in seiner nächtlichen Videoansprache die Gebiete um Kurachowe und Pokrowsk als "Schauplatz einiger der heftigsten Kämpfe des Konflikts". Am Mittwoch hatten die ukrainischen Streitkräfte nach Angaben des Generalstabs bei Kurachowe 30 von 36 Angriffen abgewehrt, sechs Gefechte dauerten noch an. Auch bei Pokrowsk seien 26 von 35 Angriffen abgewehrt worden.
Donnerstagfrüh waren in der ukrainischen Hafenstadt Odessa am Schwarzen Meer Medienberichten zufolge Explosionen zu hören. Wie das ukrainische Nachrichtenportal "Zerkalo Tyzhnya" und andere lokale Medien berichteten, soll es sich um einen Angriff mit Marschflugkörpern handeln. Offizielle Bestätigungen liegen zunächst nicht vor.
In der Nacht auf Donnerstag wurden zwei Bezirke der südrussischen Region Krasnodar zum Ziel ukrainischer Drohnenangriffe. Das teilte der Gouverneur der Region, Weniamin Kondratjew, auf der Messaging-App Telegram mit. Eine Person sei durch Trümmer einer abgeschossenen Drohne verletzt worden. Weitere Details zu den Angriffen und möglichen Schäden sind zunächst nicht bekannt.
Unterdessen plant die US-Regierung Insidern zufolge ein neues Waffenpaket für die Ukraine im Wert von 725 Millionen Dollar. Das sagten zwei mit der Angelegenheit vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters. Das Paket soll unter anderem Landminen, Drohnen, Stinger-Raketen und Munition für hochmobile Artillerieraketensysteme (HIMARS) enthalten. Auch Streumunition soll Teil der Lieferung sein, wie aus einer Reuters vorliegenden Mitteilung hervorgeht.
Die formelle Benachrichtigung des Kongresses über das Waffenpaket könnte bereits am Montag erfolgen, hieß es. Die Lieferung der umstrittenen Landminen, die in mehr als 160 Ländern verboten sind, erfolgt auf Bitten Kiews. Bei den geplanten Landminen handelt es sich um "nicht-persistente" Modelle mit kurzer Lebensdauer, die laut US-Regierung keine langfristige Gefahr für Zivilisten darstellen sollen. Das neue Paket stellt eine deutliche Aufstockung im Vergleich zu früheren Hilfslieferungen dar.
Der scheidende US-Präsident Joe Biden will die im Rahmen der Presidential Drawdown Authority (PDA) bereits bewilligten Mittel in Höhe von vier bis fünf Milliarden Dollar voraussichtlich noch vor dem Amtsantritt von Donald Trump im Jänner einsetzen.
Außerdem sprach sich Biden für eine Herabsetzung des Mindestalters für die Mobilisierung zum Wehrdienst in der Ukraine von 25 auf 18 Jahren aus. Ein hochrangiger Regierungsbeamter erklärte, dass Kiew vor einem "existenziellen" Rekrutierungsproblem stehe. "Die einfache Wahrheit ist, dass die Ukraine derzeit nicht genügend Soldaten mobilisiert oder ausbildet, um ihre Verluste auf dem Schlachtfeld zu ersetzen und gleichzeitig mit Russlands wachsendem Militär Schritt zu halten", sagte der Beamte unter Bedingung der Anonymität.
Auf die Frage, was Washington als angemessenes Mindestalter für die Mobilisierung ansehe, antwortete der Beamte, dass "wir es für sinnvoll halten, dass sie eine Absenkung des Rekrutierungsalters auf 18 Jahre in Erwägung ziehen". Das stimmt mit der US-Altersmarke überein. Die Ukraine hatte das Mindestalter für die Mobilisierung bereits von 27 auf 25 herabgesetzt.
Das Weiße Haus stellte später klar, dass die massiven US-Militärhilfen für die Ukraine nicht von einer Änderung des Mindestalters abhängig gemacht würden. "Wir werden der Ukraine auf jeden Fall weiterhin Waffen und Ausrüstung schicken. Wir wissen, dass das lebenswichtig ist", erklärte der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates in Washington, John Kirby. Dasselbe gelte aber auch für die Bemannung.
Die USA seien der Auffassung, dass Kräfte das "Wichtigste" seien, was die Ukraine brauche, fuhr Kirby fort. "Daher sind wir auch bereit, unsere Ausbildungskapazitäten zu erhöhen, wenn sie geeignete Maßnahmen ergreifen, um ihre Reihen aufzufüllen."
(FILES) Ukrainian servicemen of the 43 Artillery Brigade fire a 2S7 Pion self-propelled cannon towards Russian positions at a front line in the Donetsk region on September 27, 2024, amid the Russian invasion of Ukraine. Donald Trump's victory in the US presidential election, the continuing war in the Middle East or the Paris Olympics... are among the twelve events that marked the year 2024. (Photo by Genya SAVILOV / AFP)