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Fast 90 Prozent dieser Gebietsgewinne erzielte die russische Armee demnach in der ostukrainischen Region Donezk, wo sie sukzessive auf die strategisch wichtige Stadt Pokrowsk vorrückte. Die ukrainische Armee kontrolliert nur noch weniger als ein Drittel der Region Donezk - Anfang des Jahres waren es noch mehr als 40 Prozent gewesen. Von Pokrowsk ist die russische Armee inzwischen nur noch weniger als fünf Kilometer entfernt.
Höhere Gebietsgewinne als im November hatte die russische Armee zuletzt im März 2022 erreicht, also in den Wochen nach Beginn des Angriffskriegs in der Ukraine. Damals hatte Russland mehr als 45.400 Quadratkilometer ukrainisches Gebiet besetzt - und war bis kurz vor die Hauptstadt Kiew gekommen.
Bereits im vergangenen Oktober hatten die russischen Streitkräfte mit damals 610 eroberten Quadratkilometern laut den ISW-Daten die bis dahin größten Gebietsgewinne seit zweieinhalb Jahren erreicht. Insgesamt rückten die Invasionstruppen seit Jahresbeginn um 3500 Quadratkilometer vor. Die Gebietsgewinne sind somit bereits jetzt sechsmal größer als im gesamten Jahr 2023.
Seit Beginn seines Angriffskriegs im Februar 2022 hat Russland bis Ende November 2024 insgesamt 68.050 Quadratkilometer an ukrainischem Territorium besetzt. Einschließlich der 2014 annektierten Schwarzmeer-Halbinsel Krim und der vor 2022 von pro-russischen Separatisten Gebiete im Donbas kontrolliert Russland derzeit 18,4 Prozent des ukrainischen Staatsgebiets.
Die Berechnungen der AFP beruhen auf den täglich übermittelten Dateien des ISW. Die Denkfabrik stützt sich ihrerseits auf öffentlich zugängliche Informationen, die von beiden Kriegsparteien verbreitet werden, sowie auf die Analyse von Satellitenbildern.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat laut einem Bericht der japanischen Nachrichtenagentur Kyodo News unterdessen eingeräumt, dass sein Land einen Teil der von Russland besetzten Gebiete nur auf diplomatischen Weg zurückbekommen könne. Er gab demnach in einem Interview zu, dass es für sein Land schwierig sei, die besetzten Gebiete vollständig militärisch zurückzuerobern. "Unsere Armee ist dafür nicht stark genug. Das stimmt", zitierte die Agentur Selenskyj.
"Wir müssen diplomatische Lösungen finden." Solche Schritte könnten aber nur in Erwägung gezogen werden, "wenn wir wissen, dass wir stark genug sind". Mit Blick auf die Rückkehr von Donald Trump ins Weiße Haus sagte er, der designierte US-Präsident und dessen Mitarbeiter würden den "Siegesplan" der ukrainischen Regierung prüfen. Sie wüssten, dass er darauf ausgerichtet sei, die Ukraine in eine "starke Position" zu bringen, damit Diplomatie stattfinden könne. Er gehe davon aus, dass es weitere Gespräche mit Trump geben werde, um "bestimmte Dinge detaillierter" zu erklären. "Aber es wird keine Kapitulation seitens der Ukraine geben. Das ist eine Tatsache, und ich denke, dass er das versteht."