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Der ÖVP-Landesparteivorstand berät über die weiteren Schritte, nachdem es mit der angestrebten Regierungsbeteiligung voraussichtlich wieder nichts werden wird. Ob auch Landesparteichef Christian Sagartz zur Debatte steht, wollten die Funktionäre vor der Sitzung großteils nicht kommentieren. Kritisch äußerte sich jedoch Wirtschaftsbund-Landesobmann Peter Nemeth, der die Frage, ob Sagartz fest im Sattel sitze, "aus meiner Sicht vielleicht nicht so beantworten" wollte.
Letztlich müsse der Landesparteichef die Frage selbst beantworten, hielt Nemeth fest, aber: "Er hat sich Ziele gesetzt und die Ziele wurden nicht erreicht." Der Ollersdorfer Bürgermeister Bernd Strobl meinte hingegen, er gehe davon aus, dass Sagartz bleiben werde. Im Anschluss an die Vorstandssitzung wird Sagartz selbst vor die Medien treten. Die Uhrzeit ist noch offen.
Die FPÖ hat bei einer Pressekonferenz ihre neuen Landtagsabgeordneten vorgestellt und noch einmal auf die Ankündigung der SPÖ, die Regierungsverhandlungen mit den Grünen zu starten, reagiert. "Doskozil hat immer rechts geblinkt, ist jetzt aber scharf links abgebogen", stellte Johann Tschürtz, bisheriger Klubobmann und künftiger Zweiter Landtagspräsident fest. Die Funktion des Klubchefs übernimmt Norbert Hofer, der sogleich zahlreiche parlamentarische Aktivitäten ankündigte. Dringliche Anfragen oder Anträge etwa, um die roten Wahlversprechen zu kontrollieren oder auch Untersuchungsausschüsse wären denkbar.
Hofer erklärte, dass er bereits vergangene Woche und bis zuletzt von einer SPÖ-ÖVP-Koalition ausgegangen sei und ihn die Ansage dann überrascht habe. Inzwischen habe er auch zahlreiche Zuschriften von enttäuschten SPÖ-Funktionären bekommen: "Eine linkslinke Regierung zu bilden, das hat viele verunsichert und gestört. Ich bin schon gespannt auf die Gemeinderatswahlen (2027, Anm.), wie die Wähler reagieren. Wir werden sofort in die Vorbereitungsarbeit reingehen."
Den Vorwurf von Doskozil, die FPÖ habe im Wahlkampf mit "Unwahrheiten oder Halbwahrheiten" agiert, wies er zurück. Hofer forderte daher die SPÖ auf, etwaige Vorwürfe aufzulisten, dann werde man sie einem Faktencheck unterziehen und Aussagen nötigenfalls korrigieren. Der Wahlkampf sei "absolut sachlich" verlaufen, betonte der neue Klubobmann. Auch, dass die Freiheitlichen die Gesellschaft spalten würden, ließ er nicht gelten, das Gegenteil sei der Fall: "Ich bin bekannt als Brückenbauer."
Auch Landesparteiobmann Alexander Petschnig kritisierte, dass es Doskozil bei der angekündigten neuen Zusammenarbeit lediglich darum gehe, "verhaltensauffällige Politik" gegenüber der Bundesregierung zu machen. Landesparteiobmann bleibt Petschnig weiterhin, auch wenn er inzwischen im Nationalrat und Hofer nun im Landtag sitzt.
Im blauen Klub mit neun Mandataren sind nun neben Hofer und Tschürtz Mario Jaksch, Michelle Whitfield, Michaela Brandlhofer, Christian Ries, Markus Wiesler, Sandro Waldmann und der bisherige Klubdirektor Thomas Grandits vertreten. In den Bundesrat entsenden die Burgenländer - erstmals ist dies möglich - Bauernobmann Thomas Karacsony. Hofers Mandat im Nationalrat übernimmt Michael Gmeindl. Neuer Klubdirektor im Burgenland wird Konrad Belakowitsch. Der Burschenschafter (Silesia Wien) war bereits Hofers Pressesprecher im Parlament.
Eine Einschätzung über das Zustandekommen von Blau-Türkis auf Bundesebene wollte Landesparteiobmann Alexander Petschnig nicht abgeben. Den Vorschlag einer Bankenabgabe finde er jedenfalls gut, damit jene einen Beitrag leisten, die Milliardengewinne schrieben.