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"Die Geschichte besteht nicht nur aus dem heiligen Franz von Assisi, sondern auch aus Tyrannen, Diktatoren und blutrünstigen Menschen. Wir dürfen nicht eine imaginäre himmlische Vergangenheit aufbauen, sondern wir müssen sie kennen, um sie zu korrigieren", so Muti. Der Dirigent kritisierte, dass das Libretto einiger Opern geändert worden sei. "In 'Il Ballo in maschera' lässt Verdi den Richter sagen, dass die Zauberin Ulrica das 'unreine Blut der Neger' hat. Verschiedene Theater, darunter auch die Scala, haben diese Formulierung geändert", kritisierte Muti.
"Als ich 'Il Ballo in Maschera' in Chicago aufgeführt habe, einer Stadt, in der die Präsenz von Schwarzen sehr stark ist und die damals von einer schwarzen demokratischen Bürgermeisterin regiert wurde, habe ich kein einziges Wort geändert. Ich habe dem Sänger (der übrigens schwarz war) erklärt, dass Verdi nicht rassistisch sei; er habe dem weißen Richter diese schreckliche Formulierung in den Mund gelegt, aber Verdis Vorwurf habe sich nicht gegen Schwarze, sondern gegen rassistische Weiße gerichtet. Und der Sänger stimmte zu", so der Dirigent.
Muti erklärte, es sei eine große Ehre für ihn, zum siebenten Mal das Neujahrskonzert in Wien zu dirigieren. Er bedauerte, dass Italiens öffentlich-rechtliche TV-Anstalt RAI das Konzert nicht live übertrage. Dagegen wird die RAI das Neujahrskonzert des Theaters La Fenice in Venedig live senden.
Muti wird im Frühjahr die Wiener Philharmoniker an der Scala dirigieren. Aufgeführt wird Bruckners siebente Symphonie. "Ich habe mit den größten Orchestern der Welt zusammengearbeitet, u.a. mit den Wiener Philharmonikern und den Berliner Philharmonikern. Ich kümmere mich auch sehr um die jungen Musiker des Cherubini-Jugendorchesters: In diesen 20 Jahren habe ich mit mehr als tausend von ihnen zusammengearbeitet, viele von ihnen sind jetzt in italienischen und ausländischen Orchestern, das erfüllt mich mit großem Stolz", betonte Muti.