News Logo
ABO

ÖGK will Patienten mit Anreizen steuern

Subressort
Aktualisiert
Lesezeit
3 min
"Wild entschlossen": Huss
©APA, HERBERT PFARRHOFER
Die Österreichische Gesundheitskasse (ÖGK) will den Zugang zu fachärztlichen Leistungen und Fachambulatorien wieder stärker steuern. Vor allem mit Anreizen sollen Patienten dazu bewegt werden, zunächst zum Allgemeinmediziner oder zur Allgemeinmedizinerin zu gehen, sagte Kassen-Co-Obmann Andreas Huss am Donnerstag zur APA. Eine Pflicht zur Überweisung, wie es früher die Regel war, sei hingegen "jetzt einmal so nicht geplant", betonte er.

von

Über die Pläne hatten zunächst die "Zeit im Bild" sowie das "Morgenjournal" des ORF berichtet. Gegenüber diesen milderte Huss im APA-Gespräch das Ausmaß der geplanten Einschränkungen für die Patienten aber ab. "Ich möchte noch nicht von Sanktionen reden, sondern zunächst von Anreizsystemen", unterstrich er. Wer zunächst zum Hausarzt gehe, dem könne etwa die E-Card-Gebühr erlassen werden. Auch von einer Reduktion der Rezeptgebühr ist die Rede.

Vielleicht schon heuer, eher aber 2026 sollen in drei Pilotbundesländern - voraussichtlich Steiermark, Oberösterreich und Salzburg - verschiedene Modelle der Patientenlenkung starten. Mit den Bundesländern und den jeweiligen Ärztekammern will sich Huss zuvor zusammensetzen, um die Modelle gemeinsam entwickeln. "Wir sind wild entschlossen, diese Dinge zumindest auszuprobieren", betonte er. Vorbilder seien skandinavische Länder und auch die Niederlande.

Huss betonte, dass Maßnahmen zur Patientenlenkung bereits im Zuge des Finanzausgleichs vereinbart worden waren und auch im aktuellen Regierungsprogramm von ÖVP, SPÖ und NEOS vorgesehen seien. "Das ist nicht neu", so der ÖGK-Co-Obmann, "es ist auch kein Sparprogramm und hat nichts mit dem Defizit (der ÖGK, Anm.) zu tun."

Die Maßnahmen würden wohl auch kein Geld sparen, sondern sogar Mehrkosten verursachen. Vielmehr gehe es um einen besseren Einsatz der Ressourcen. Vor allem die Spitäler würden viel Druck für eine solche Steuerung machen. Weiterer erwarteter Vorteil: Durch ein Umschichten Richtung Allgemeinmedizin könnten die Wartezeiten auf Facharzttermine sinken.

Eine ÖGK-Auswertung von Arztbesuchen von knapp 50.000 Patientinnen und Patienten hat ergeben, dass fast 60 Prozent zuerst in die Primärversorgung, also zu Haus-, Frauen- und Kinderarzt gegangen sind. Nur ein Drittel davon musste in die Sekundärversorgung, also Fachärztin bzw. Facharzt und Spitalsambulanz, überwiesen werden, während 40 Prozent der insgesamt erfassten Personen gleich direkt dorthin sind.

Von der FPÖ setzte es für die Pläne der Kasse Kritik. Die Sozialversicherungen täten gut daran, zunächst bei sich selbst zu sparen, meinte deren Gesundheitssprecher Gerhard Kaniak in einer Aussendung. Eine verpflichtende Überweisung vom Hausarzt zum Facharzt oder in eine Fachambulanz sei "ein alter Hut" und setze voraus, dass es auch tatsächlich genügend Hausärzte gebe, was nach wie vor nicht der Fall sei.

Zustimmung kam hingegen von der Ärztekammer. Vizepräsident Harald Mayer erklärte, ein solches Anreizsystem schon lange gefordert zu haben. Er sprach sich dafür aus, eine solche Patientenlenkung nicht nur für Fachambulatorien, sondern generell für Spitalsambulanzen einzuführen.

Über die Autoren

Logo
Monatsabo ab 20,63€
Ähnliche Artikel
2048ALMAITVEUNZZNSWI314112341311241241412414124141241TIER