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Der ORF ist verpflichtet, die Gehälter von jenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern anzuführen, die inkl. Zulagen über 170.000 Euro im Jahr verdienen. In Summe betrifft das 71 Personen und damit 13 mehr als im Vorjahr. Der Anstieg sei darauf zurückzuführen, dass die gesetzlich definierte Grenze für die namentliche Veröffentlichung nicht valorisiert wurde - im Gegensatz zu den Gehältern, wie der ORF begleitend zur Veröffentlichung des Transparenzberichts festhielt. Die Veröffentlichung betreffe weniger als zwei Prozent der Belegschaft, betonte der ORF und versicherte, laufend Maßnahmen zu treffen, um die Personalkosten weiter zu senken. Allein im Vorjahr seien 20 Millionen Euro im Personalbereich eingespart worden. Personal werde zu günstigeren Konditionen nachbesetzt und über zehn Personen, die angeführt werden, seien bereits aus dem ORF ausgeschieden oder werden dies zeitnah tun.
Die Mehrzahl der Personen auf der Liste übe eine Direktions- oder Geschäftsführungsfunktion aus, leite eine Hauptabteilung oder habe eine Prokura inne, was mit "beträchtlicher Personal- und Budgetverantwortung verbunden" sei, so der ORF. Noch vor Weißmann findet sich Pius Strobl mit ca. 451.700 Euro, der als Corporate-Social-Responsibility-Chef im ORF tätig ist und die Sanierung des ORF-Zentrums am Küniglberg samt Neubau eines Newsrooms verantwortete. ORF III-Programmgeschäftsführer Peter Schöber, der von Mitarbeitern des Mobbings und verbaler Entgleisungen beschuldigt wurde, woraufhin der ORF mit einer Weiterentwicklung der Struktur reagierte, bezieht mit ca. 301.300 Euro das vierthöchste Gehalt im ORF. Er landet noch vor den ORF-Direktoren Eva Schindlauer (ca. 280.000 Euro), Stefanie Groiss-Horowitz, Ingrid Thurnher und Harald Kräuter (je 270.270 Euro), deren Gehälter nicht erhöht wurden.
Die kaufmännische Geschäftsführerin von ORF III, Kathrin Zierhut-Kunz, erhält ca. 276.400 Euro und damit etwas mehr als prominente ORF-Mitarbeiter wie Armin Wolf (ca. 267.000 Euro), Peter Resetarits (ca. 221.000 Euro), Christian Wehrschütz (ca. 210.900 Euro) oder auch Andreas Knoll (ca. 196.800 Euro). Bestverdienende Landesdirektorin ist mit ca. 258.800 Euro Waltraud Langer (Salzburg). Das Chefredakteurstrio des multimedialen ORF-Newsrooms - Johannes Bruckenberger, Gabriele Waldner-Pammesberger und Sebastian Prokop - verdient zwischen 182.000 und 186.000 Euro.
Nach Geschlechtern aufgeschlüsselt zeigt sich, dass ausschließlich Männer über 300.000 Euro verdienen. Auch in den Gehaltskategorien 200.000 bis 300.000 Euro (24 Männer, 9 Frauen) sowie 150.000 bis 200.000 Euro (60 Männer, 19 Frauen) und 100.000 bis 150.000 Euro (502 Männer, 198 Frauen) haben diese die Nase klar vorne. In den beiden niedrigsten Gehaltsklassen (bis 50.000 Euro und 50.000 bis 75.000 Euro) sind dagegen mehr Frauen vertreten.
Auch Nebeneinkünfte, die der ORF streng handhaben will, sind im Transparenzbericht ausgewiesen. Unter den Spitzenverdienern bezieht Moderator Andreas Knoll mit durchschnittlich 9.800 Euro brutto pro Monat die höchste Summe aus Nebeneinkünften. "ZiB 2"-Anchorman Armin Wolf verdient pro Monat im Schnitt 7.500 Euro zu seinem ORF-Gehalt hinzu. Robert Kratkys Nebeneinkünfte in Höhe von 1.750 Euro pro Monat fallen dagegen im Vergleich bescheiden aus.
Medienminister Andreas Babler (SPÖ) erwartet sich mit Blick auf die ORF-Spitzengehälter "Maßnahmen" von der ORF-Führung. "Warum es beim ORF Spitzenverdiener:innen gibt, deren Gehalt höher ist als jenes des Bundespräsidenten, während gleichzeitig Leistungskürzungen für das Publikum in den Raum gestellt werden, ist nicht nachvollziehbar", so der Vizekanzler auf X.
Der ORF stemmt derzeit ein Sparpaket in Höhe von 325 Mio. Euro bis 2026. Zusätzlich wurde in der Vorwoche im Nationalrat von ÖVP, SPÖ und NEOS beschlossen, dass der ORF-Beitrag in Höhe von 15,30 Euro pro Monat und Haushalt bis 2029 eingefroren wird. Durch die Nicht-Valorisierung entgehen dem ORF in etwa weitere 220 Mio. Euro. Teuer kommt dem öffentlich-rechtlichen Medienhaus zudem, dass die Einnahmen aus dem ORF-Beitrag weiterhin nicht über 710 Mio. Euro betragen dürfen, womit in etwa weitere 100 Mio. Euro an Sparbedarf in den kommenden Jahren hinzukommen.
"Dass es Sparpotenzial beim ORF gibt, ist einmal mehr deutlich geworden. Dabei gilt es für die ORF-Führung, die richtigen Prioritäten zu setzen. Der Eindruck erhärtet sich, dass die jungen Mitarbeiter ohne großzügige Altverträge oder der Kameramann nicht die sind, bei denen man als Erstes ansetzen sollte", wurde ÖVP-Generalsekretär Nico Marchetti in einer Aussendung zitiert. Auch FPÖ-Generalsekretär Christian Hafenecker äußerte sich zum Transparenzbericht, wobei er einen "zwangssteuerfinanzierten Privilegienstadl" und "Gehaltsexzesse" ortete. "Hier muss endlich eingeschritten werden - mit einer grundlegenden Reform des ORF und einer Abschaffung der Haushaltsabgabe", meinte er. Heinz-Christian Strache, Obmann des Teams HC Strache, sah es ähnlich. "Was sich beim ORF abspielt, ist keine öffentlich-rechtliche Grundversorgung, sondern eine gebührenfinanzierte Selbstbedienung auf Kosten der Bürger und Steuerzahler", hielt er fest und forderte eine Abschaffung des ORF-Beitrags.
Mit Blick auf die Werbeeinnahmen der diversen ORF-Sender zeigt der Transparenzbericht, dass ORF 2 mit ca. 76 Mio. Euro 2024 klar an der Spitze lag. Dahinter folgt mit in etwa 50 Mio. Euro Ö3, vor ORF 1 mit ca. 47 Mio. Euro. ORF III brachte dem öffentlich-rechtlichen Medienhaus in etwa 3,3 Mio. Euro an Werbeeinnahmen, FM4 ca. 2,3 Mio. Euro. Überschaubar fielen diese bei ORF Sport+ mit 341.000 Euro aus. Selbst investierte der ORF ca. 9 Mio. Euro in Werbemaßnahmen.