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Neuer Militäreinsatz Israels in Jenin im Westjordanland

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Israels Armee hat nach eigenen Angaben einen größeren Militäreinsatz in der palästinensischen Stadt Jenin im nördlichen Westjordanland begonnen. Gemeinsam mit Inlandsgeheimdienst und Polizei habe man einen "Anti-Terror-Einsatz" in der Stadt gestartet, die als Hochburg militanter Palästinenser gilt. Dabei soll es Tote gegeben haben. Bei Ausschreitungen radikaler jüdischer Siedler im Westjordanland sollen zwei von ihnen von Sicherheitskräften schwer verletzt worden sein.

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Der Name der Operation in Jenin sei "Eisenmauer", teilte das Militär mit. Nach Angaben des palästinensischen Gesundheitsministeriums in Ramallah wurden mit Beginn des Einsatzes mindestens vier Palästinenser getötet und 35 weitere verletzt. Sicherheitskräfte der Palästinensischen Autonomiebehörde, die dort mehrere Wochen lang in Jenin gegen militante Kräfte im Einsatz waren, zogen sich nach palästinensischen Angaben vorher zurück. Nach Medienberichten drangen Bodentruppen und Spezialeinheiten in die Stadt ein. Es habe auch mehrere Drohnenangriffe gegeben.

Bei den Ausschreitungen radikaler jüdischer Siedler im Westjordanland wurden nach Medienberichten zwei Siedler von israelischen Sicherheitskräften schwer verletzt. Zahlreiche vermummte Siedler hätten Gebäude und Fahrzeuge in zwei benachbarten palästinensischen Dörfern östlich der Palästinenser-Stadt Qalqilya in Brand gesetzt, berichteten israelische Medien. Sicherheitskräfte seien den Siedlern gefolgt und mit Pfefferspray angegriffen worden. Diese hätten daraufhin geschossen.

Die Polizei teilte mit, man habe interne Ermittlungen zu dem Vorfall vom Montagabend mit den zwei dabei schwer Verletzten aufgenommen. Den Medienberichten zufolge wurde ein beteiligter Polizist unter Hausarrest gestellt. Ein Armeesprecher sagte, man prüfe den Vorfall. Die ohnehin angespannte Lage im Westjordanland hat sich seit dem Hamas-Massaker in Israel vor mehr als einem Jahr und dem dadurch ausgelösten Gaza-Krieg noch einmal deutlich verschärft.

Der Generaldirektor des Lateinischen Patriarchats in Jerusalem, Sami Al-Yousef, hat ein düsteres Bild der Lage im Heiligen Land gezeichnet. Es sei zu befürchten, dass die am Sonntag in Kraft getretene Waffenruhe zwischen Israel und der militanten Palästinenser-Organisation Hamas im Gazastreifen nur "eine temporäre Erleichterung" sei, sagte er laut Kathpress am Montag. Für das besetzte Westjordanland warnte er vor Plänen Israels einer teilweisen oder vollständigen Annexion. Das Lateinische Patriarchat von Jerusalem vertritt die römisch-katholischen Christen im Heiligen Land.

Den im Krieg seit den Hamas-Massakern in Israel vom 7. Oktober 2023 zerstörten Gazastreifen bezeichnete Yousef als "quasi unbewohnbar". Der Wiederaufbau werde sehr lange brauchen. Eine der Schwierigkeiten werde dabei sein, dass die internationale Gemeinschaft als Hauptgeber das Vertrauen in die Nachhaltigkeit von Investitionen in Gaza verloren habe.

Als Desaster bezeichnete der Patriarchatsdirektor die Lage im von Israel besetzten Westjordanland. Die gegenwärtige israelische Regierung betreibe eine Politik, die die wenigen verbliebenen Errungenschaften der Oslo-Abkommen der 90er Jahre zerstöre und darauf abziele, eine israelische Herrschaft über die palästinensischen Gebiete vollends zu etablieren. Als ein Beispiel nannte er Zerstörungen palästinensischer Häuser durch Israel erstmals auch in den sogenannten A- und B-Gebieten.

Die größten Herausforderungen für die Palästinenser sind laut Yousef die stark gestiegene Gewalt jüdischer Siedler und eine katastrophale Wirtschaftslage. Der Zusammenbruch des Tourismus und Pilgerwesens und die Aufhebung von rund 150.000 Arbeitserlaubnissen für Palästinenser in Israel sorgten für eine nie da gewesene Arbeitslosenrate, gerade unter palästinensischen Christen.

Für den öffentlichen Sektor komme hinzu, dass die finanziell ohnehin angeschlagene Palästinensische Autonomiebehörde durch Israels Stopp von Steuertransfers nicht oder nur sehr eingeschränkt in der Lage sei, Gehälter zu zahlen. Davon betroffen seien rund 180.000 Mitarbeiter.

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