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Sie waren ein halbes Jahr nach einer schockierenden Bluttat im schicken Beverly Hills festgenommen worden. Dort hatten sie ihre wohlhabenden Eltern Jose und Kitty Menendez im Wohnzimmer ihres Elternhauses erschossen.
Anfangs leugneten die Brüder die Tat. Später erklärten sie, sie seien jahrelang von ihren Eltern sexuell, psychisch und körperlich missbraucht worden und hätten aus Angst vor ihnen gehandelt. Im ersten Strafprozess gegen die Millionärssöhne gab es Schilderungen über jahrelangen Missbrauch durch den Vater. Doch am Ende platzte das Verfahren - die Geschworenen konnten sich 1994 nicht einstimmig auf ein Urteil einigen.
In einem zweiten Prozess wurden die Brüder 1996 dann wegen Doppelmordes schuldig gesprochen und zu lebenslanger Haft ohne die Möglichkeit einer Entlassung verurteilt. In diesem Verfahren hatte der zuständige Richter Aussagen über den mutmaßlichen sexuellen Missbrauch weitgehend untersagt. Laut der Staatsanwaltschaft töteten die Brüder aus Habgier, um an das Vermögen ihrer Eltern heranzukommen.
Der Fall ist jetzt wieder in den Schlagzeilen. Zwei Netflix-Produktionen rollen das Mord- und Justizspektakel auf. Die Brüder haben ein Gnadengesuch beim kalifornischen Gouverneur Gavin Newsom eingereicht, ihre Anwälte pochen auf eine Aufhebung des Urteils. Der amtierende Bezirksstaatsanwalt von Los Angeles, George Gascón, setzt sich für eine Neuverurteilung mit einem geringeren Strafmaß ein. Er legt nahe, dass es in den 1990er-Jahren ein geringeres Bewusstsein dafür gab, Männer als Opfer von sexueller Gewalt zu sehen. Falls ein Richter dies bewilligt, könnten die Brüder fast 35 Jahre nach ihrer Festnahme auf freien Fuß kommen.
Die Vertagung des Gerichtstermins von Dezember auf Jänner hängt unter anderem mit dem Amtsantritt eines neu gewählten Bezirksstaatsanwalts zusammen. Nathan Hochman folgt Anfang Dezember auf Gascón und muss sich noch mit dem Fall vertraut machen.
Die Menendez-Brüder sitzen in einem Gefängnis im südkalifornischen San Diego ein. Zur Anhörung am Montag (Ortszeit) in Los Angeles wurden sie telefonisch zugeschaltet. Fernsehkameras waren nicht erlaubt. Laut US-Medienberichten ergriffen zwei Tanten der Brüder im Gerichtssaal für ihre Neffen Partei. Kein Kind sollte das durchleiden, was Erik und Lyle widerfahren sei, sagte Joan Vandermolen, die 92-jährige Schwester der getöteten Kitty Menendez laut US-Sender CNN. Auch Teresita Baralt (85), Schwester von Jose Menendez, machte sich demnach für die Freilassung ihrer Neffen stark.