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Rebellen der M23 seien am Dienstagnachmittag in großen Zahlen in den Straßen Gomas präsent, Soldaten hingegen nicht länger zu sehen, berichtete ein Reporter der Deutschen Presse-Agentur vor Ort. Die Kämpfe zwischen der kongolesischen Armee und der Miliz seien in Goma zum Stillstand gekommen. Der Sprecher der M23, Willy Ngoma, sagte, die Stadt sei mittlerweile vollständig in den Händen der Rebellengruppe. Von Regierungsseite gab es dafür zunächst keine Bestätigung.
Von Präsident Félix Tshisekedi wird am Dienstag eine Rede an die Nation zu geplanten Sicherheitsmaßnahmen im Ostkongo erwartet. Der genaue Zeitpunkt dafür blieb zunächst unklar. Der stellvertretende Premierminister für Innere Angelegenheiten, Jacquemain Shabani, teilte mit, die Regierung werde sich auf "die Verteidigung unseres Territoriums konzentrieren".
In der rohstoffreichen Provinz Nord-Kivu kämpft die M23 seit Jahren gegen kongolesische Regierungstruppen und mit ihr verbündete Milizen. In den vergangenen Wochen konnte die Tutsi-Miliz M23 massive Gebietsgewinne verzeichnen.
Demonstranten griffen indes mehrere westliche und afrikanische Botschaftsgebäude in der Hauptstadt Kinshasa an. Vertretungen Frankreichs, der Niederlande, Belgiens, der USA, Kenias, Ruandas, Südafrikas und Ugandas seien betroffen gewesen, hieß es aus verschiedenen Quellen am Dienstag.
An Frankreichs und Belgiens Botschaftsgebäude seien Brände gelegt worden, hieß es vonseiten der französischen Regierung bzw. von der belgischen Nachrichtenagentur Belga. Das Feuer bei der französischen Botschaft sei mittlerweile unter Kontrolle, gab Frankreichs Außenminister Jean-Noël Barrot am Dienstag auf X bekannt. "Diese Angriffe sind unzulässig." Es werde alles getan, um die Sicherheit der französischen Staatsbürger sowie der Botschaftsmitarbeiter zu gewährleisten. Laut Medienberichten wurde auch eine UNO-Einrichtung angegriffen.
Die gewaltsamen Proteste seien durch den aktuellen Angriff der Rebellengruppe M23 auf die Stadt Goma im Osten des Landes ausgelöst worden, erklärte Kenias Staatssekretär für Auswärtige Angelegenheiten, Korir Sing'oei. Er gab die Angriffe auf die Botschaften von Kenia, Südafrika und Uganda der Öffentlichkeit bekannt. Die Übergriffe auf die Botschaften seien "ein schwerwiegender Verstoß gegen das Völkerrecht, und wir verurteilen sie auf das Schärfste", betonte der Regierungsvertreter.
Laut Medienberichten beschuldigten die Demonstranten die jeweiligen Staaten, "Komplizen" des Nachbarlandes Ruanda bei der Unterstützung der Rebellen im Ostkongo zu sein. "All das ist nur wegen Ruanda. Ruanda tut das im Bündnis mit Frankreich, Belgien, den Vereinigten Staaten und anderen. Die Menschen im Kongo sind müde. Wie oft sollen wir denn noch sterben?", sagte ein Demonstrant der Nachrichtenagentur Reuters.
Die EU verurteilte den Angriff auf Botschaften in der Demokratischen Republik Kongo. Die Europäische Union fordere gemäß dem Wiener Übereinkommen über diplomatische Beziehungen den Schutz diplomatischer Vertretungen, sagte ein Sprecher der EU-Außenbeauftragten Kaja Kallas in Brüssel.
Die EU kündigte nach der erneuten Eskalation von Gewalt in der Demokratischen Republik Kongo weitere humanitäre Hilfe im Wert von 60 Millionen Euro an. Angesichts der jüngsten Entwicklungen im Osten des Landes sei man bereit, die Nothilfe insbesondere für die neu vertriebenen Menschen in und um Goma noch einmal zu verstärken, teilte die zuständige EU-Kommission in Brüssel mit.
Die zusätzlichen Mittel sollen den Angaben zufolge verwendet werden, um die dringendsten Bedürfnisse der Vertriebenen und der von den jüngsten Konflikten und Epidemien betroffenen Menschen zu decken. Dabei gehe es um Unterkünfte, sauberes Wasser, Nahrungsmittel und Bildung für Kinder, hieß es.
Nach EU-Angaben haben aus Angst vor den Kämpfen in den vergangenen Tagen mehr als 300.000 Binnenflüchtlinge ihre bisherigen Lager verlassen. Vor den jüngsten Ereignissen hätten sich rund 800.000 Binnenflüchtlinge in Goma in überfüllten Lagern befunden, hieß es. Die Gesamtzahl der Vertriebenen im Land wird laut EU auf mittlerweile mehr als sieben Millionen Menschen geschätzt.