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Knapp 130 Tote nach Gefechten in Nordwestsyrien

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Islamistischer Kämpfer beobachtet Armeeangriff auf die Stadt Atarib
©APA/APA/AFP/ABDULAZIZ KETAZ
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Bei Kämpfen zwischen islamistischen Rebellen und Truppen des syrischen Regimes im von Aufständischen kontrollierten Nordwesten Syriens nahe der Grenze zur Türkei ist die Zahl der Toten nach Angaben von Aktivisten auf mehr als 130 gestiegen. Wie die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit Sitz in Großbritannien mitteilte, wurden bisher knapp 50 Soldaten der Armee von Machthaber Bashar al-Assad getötet. Bei den übrigen Toten soll es sich um Aufständische handeln.

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Eine Allianz islamistischer Rebellen hatte in dieser Woche laut den Menschenrechtsaktivisten mehrere Dörfer in der Nähe von Idlib und Aleppo erobert. Demnach geht es um die Kontrolle wichtiger Versorgungswege. Russische Kampfflugzeuge unterstützen die syrische Armee laut den Aktivisten mit mehreren Luftangriffen.

Die syrischen Streitkräfte teilten laut der staatlichen Nachrichtenagentur SANA mit, Terroristen hätten eine schwere Offensive auf Militärposten in mehreren Dörfern und Städten gestartet. Es handle sich um eine "eklatante Verletzung des Deeskalationsabkommens". Bei den Luftangriffen seien den "Terroristen" schwere Verluste zugefügt worden, teilte die syrische Armee am Donnerstag weiter mit. Man kooperiere mit Russland und "befreundeten Kräften", um Boden gutzumachen und die Ausgangslage wiederherzustellen.

Am Mittwoch waren Rebellen nach Angaben aus Armee- und Aufständischenkreisen unter der Führung der islamistischen Gruppierung Hayat Tahrir al-Sham in die Provinz Aleppo vorgestoßen, die von der syrischen Regierung kontrolliert wird. Es war der größte Angriff seit Vereinbarung einer Waffenruhe im März 2020. Das Abkommen wurde von Russland und der Türkei nach jahrelangen Kämpfen zwischen Rebellen und den Assad-Truppen ausgehandelt. Assads wichtigster Verbündeter ist neben dem Iran Russland, während die Türkei Rebellengruppen unterstützt. Hayat Tahrir al-Sham wird von Ankara allerdings ebenso wie von den USA als Terrororganisation eingestuft.

Das syrische Militär sprach von einem "Großangriff auf breiter Front". In Armeekreisen hieß es, die Rebellen seien fast bis auf zehn Kilometer vor die Tore der Stadt Aleppo vorgerückt und bis auf wenige Kilometer an die schiitischen Städte Nubl und Zahra, wo die vom Iran unterstützte libanesische Hisbollah-Miliz stark vertreten ist. Zudem hätten sie den Flughafen Al-Nayrab im Osten der Stadt angegriffen. Dort haben pro-iranische Milizen Außenposten. Eine iranische Nachrichtenagentur meldete ohne Nennung von Details, ein General der iranischen Revolutionsgarden sei in Aleppo von "Terroristen" mit Verbindungen zu Israel getötet worden.

Die Rebellen erklären, ihre Kampagne sei eine Reaktion auf in den vergangenen Wochen verstärkte Angriffe der russischen und syrischen Luftstreitkräfte auf Zivilisten im Süden der Provinz Idlib. Zudem wollten sie nach eigenen Angaben möglichen Angriffen der syrischen Armee zuvorkommen, die Truppen in der Nähe der Frontlinien zusammenziehe.

In türkischen Sicherheitskreisen hieß es, die Rebellen hätten nach Angriffen syrischer Regierungstruppen zunächst eine begrenzte Operation gestartet und diese dann ausgeweitet, nachdem Regierungstruppen ihre Stellungen aufgegeben hätten. Die Aufständischen hätten sich innerhalb einer Deeskalationszone in Idlib bewegt. Auch diese war 2019 von Russland, dem Iran und der Türkei vereinbart worden mit dem Ziel, die Feindseligkeiten zwischen den Rebellen und den Regierungstruppen zu reduzieren. Die Türkei verfolge die jüngsten Entwicklungen in Nordsyrien aufmerksam und habe Vorkehrungen getroffen, um die Sicherheit der dortigen türkischen Truppen zu gewährleisten, war aus dem Verteidigungsministerium in Ankara zu vernehmen.

Nach Angaben der Rebellen wurden seit Jahresbeginn bei Drohnenangriffen auf von den Aufständischen gehaltene Dörfer über 80 Menschen getötet, die meisten von ihnen Zivilisten. Die syrische Regierung bestreitet, wahllos auf Zivilisten loszugehen. Sie führt nach eigenen Angaben Krieg gegen militante Gruppen, die vom radikalislamischen Terrornetzwerk Al-Kaida inspiriert seien.

Im Jahr 2011 war in Syrien ein verheerender Bürgerkrieg ausgebrochen. Heute ist das Land gespalten. Machthaber Assad kontrolliert mithilfe seiner Verbündeten Russland und Iran inzwischen wieder zwei Drittel des Landes. Der Nordwesten ist teilweise unter Kontrolle von Oppositionskräften. Eine politische Lösung für den Konflikt ist nicht in Sicht.

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