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Kamala Harris: Vizepräsidentin und potenzielle Biden-Nachfolgerin [Porträt]

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Kamala Harris

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2020 zog Kamala Harris an der Seite des US-Demokraten Joe Biden in den Kampf ums Weiße Haus. Mit Bidens Wahl zum 46. US-Präsidenten wurde Harris zur Vizepräsidentin gekürt. Nach Bidens Rückzug aus dem US-Wahlkampf 2024 könnte Harris von der Nummer zwei zur mächtigsten Frau der Welt werden. Vorausgesetzt, ihrer Kandidatur wird grünes Licht gegeben. In einer Umfrage zur US-Präsidentschaftswahl liegt Harris in zwei besonders wichtigen Staaten deutlich vor ihrem republikanischen Kontrahenten Donald Trump.

Steckbrief Kamala Harris

  • Name: Kamala Devi Harris

  • Geboren: 20. Oktober 1964 in Oakland, Kalifornien

  • Familienstand: verheiratet mit dem Rechtsanwalt Douglas Emhoff

  • Kinder: Douglas Emhoff hat zwei Kinder in die Ehe mitgebracht

  • Partei: Demokraten

  • Ausbildung: Studium der Politikwissenschaft und Wirtschaftswissenschaft an der Howard University in Washington; rechtswissenschaftliches Studium am University of California, Hastings College of the Law, 1989 Abschluss mit dem Grad Juris Doctor, 1990 Zulassung als Anwältin

Laut einer von der Quinnipiac-Universität veröffentlichten Erhebung liegt Harris aktuell in Pennsylvania bei 51 Prozent der Stimmen, während Trump 45 Prozent verzeichnet. In Michigan war das Verhältnis demnach 50 zu 45 Prozent.

Die Umfrage wurde nach dem TV-Duell der beiden Kandidaten vom 10. September 2024 erstellt, das Harris nach allgemeiner Einschätzung für sich entschieden hatte. In Pennsylvania verbesserte sich die Demokratin gegenüber der August-Umfrage desselben Instituts um drei Prozentpunkte. Im Wisconsin ergab die Umfrage ein knapperes Bild: Dort kam Harris auf 48 Prozent der Stimmen, während Trump 47 Prozent verzeichnete.

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Kamala Harris wurde 1964 im kalifornischen Oakland als Tochter eines aus Jamaika eingewanderten renommierten Wirtschaftswissenschaftlers und einer aus Indien stammenden Krebsforscherin geboren. Nach der Trennung ihrer Eltern wuchsen sie und ihre jüngere Schwester bei ihrer Mutter auf, zeitweise lebten sie im kanadischen Montreal. "Sie erzog uns zu stolzen starken schwarzen Frauen. Und sie hat uns beigebracht, unser indisches Erbe zu kennen und darauf stolz zu sein", sagte Harris 2020 in einer Rede. Darin betonte sie auch, dass die USA einen Präsidenten bräuchten, "der uns alle zusammenbringt - Schwarze, Weiße, Latinos, Asiaten, Ureinwohner - um die Zukunft zu erreichen, die wir gemeinsam wollen".

Harris studierte an der historisch afroamerikanischen Universität Howard University in Washington und machte einen Jura-Abschluss an der University of California. Ihre steile Justiz-Karriere führte sie in die Politik. Kamala Harris ist die zweite Afroamerikanerin in der Geschichte, die in den US-Senat gewählt wurde. Sie gehört zu den bekanntesten schwarzen Politikerinnen des Landes.

2020 wollte sie selbst US-Präsidentin werden

Den Wunsch, US-Präsidentin zu werden, hegt Kamala Harris schon lange. 2020 zog sie in den Wahlkampf mit dem Ziel, Nachfolgerin des damaligen US-Präsidenten Donald Trump zu werden. Zu Beginn galt Harris als chancenreiche Kandidatin. Ihre Kampagne konnte den anfänglichen Schwung aber nicht aufrecht erhalten. Also stellte sie ihren eigenen Wunsch - vorerst - hintan und machte sich stattdessen für Joe Biden stark.

Biden bezeichnete Harris als eine "furchtlose Kämpferin für die einfachen Menschen und eine der besten öffentlichen Bediensteten des Landes". Nach Jahren als Staatsanwältin in San Francisco wurde Harris 2011 als erste Frau und erste Schwarze Generalstaatsanwältin und damit Justizministerin von Kalifornien. Sechs Jahre später zog sie in den Senat in Washington ein. Mit scharf formulierten Fragen kann Harris politische Gegner in die Ecke drängen - und mit einem herzhaften Lachen Sympathien gewinnen.

Von der Vizepräsidentin zur mächtigsten Frau der Welt?

Mit Bidens Sieg beim Präsidentschaftswahlkampf 2020 zog auch Kamala Harris ins Weiße Haus ein - als erste Frau und erste Schwarze im Amt des Vizepräsidenten. Dieses war in der US-Geschichte oft ein Sprungbrett ins höchste Staatsamt. Danach wurde es zusehends ruhiger um Kamala Harris. Was sich spätestens jetzt ändern wird. Mit dem Verzicht von Joe Biden auf die Kandidatur rückt Kamala Harris in den Fokus. Allein schon wegen ihrer Position gilt sie als eine der aussichtsreichsten Anwärterinnen auf die Nominierung. Ihren Anspruch auf die Kandidatur hat sie erhoben.

Bidens Segen hat sie bereits. Sollte die Partei ihm folgen und Harris aufstellen, bekäme die 59-Jährige die Chance, als erste Frau in der Geschichte der USA das Präsidentenamt zu übernehmen. Im Falle eines Wahlsiegs würde sie an die Spitze der weltgrößten Volkswirtschaft rücken und zugleich die Oberbefehlshaberin des Militärs der atomaren Supermacht werden. Kurzum, sie wäre die mächtigste Frau der Welt.

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Es wäre nicht das erste Mal, dass Kamala Harris die gläserne Decke durchbricht

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Zudem würde Harris einen Generationenwechsel im Weißen Haus einläuten. Und mit ihr käme auch erstmals ein asiatischstämmiger Mensch und nach Barack Obama erst die zweite schwarze Person überhaupt in das höchste politische Amt der Vereinigten Staaten.

Bis dahin müssen noch einige Brocken aus dem Weg geräumt werden. Doch Harris hat schon früher in ihrer Karriere wiederholt die gläserne Decke durchbrochen: Sie war die erste Frau, die Bezirksstaatsanwältin von San Francisco wurde, dann die erste schwarze Generalstaatsanwältin von Kalifornien, dann die erste Senatorin in Washington mit indischen Wurzeln.

Harris alles andere als unumstritten

Der Wechsel von Biden zu Harris als Spitzenkandidatin würde mitten in den heiß gelaufenen US-Wahlkampf fallen. Doch auch in der eigenen Partei ist sie alles andere als unumstritten. Wie Biden kämpft sie mit niedrigen Zustimmungsraten. Als Nummer zwei tat sie sich lange schwer, ihr Profil zu schärfen und hervorzustechen. Gerade in der Anfangszeit ihrer Vizepräsidentschaft wurde sie von einigen Demokraten gar als Belastung empfunden. Sie trat ihr Amt zwei Wochen nach dem Sturm wütender Trump-Anhänger auf das Kapitol in Washington an, schaffte es aber zunächst nicht, das politische Establishment in der Hauptstadt und die Öffentlichkeit von sich zu überzeugen. Erst 2022 schien sie sich mehr und mehr in ihre Rolle einzufinden. Sie ergriff eine führende Stimme beim Kampf für das Recht auf Abtreibung und setzte sich gegen Waffengewalt ein.

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Harris als Zielscheibe rhetorischer Attacken

Die Republikaner machten sie zuletzt verstärkt zur Zielscheibe rhetorischer Attacken. Besonders nachdem sich immer stärker abzeichnete, dass Biden womöglich seinen Platz räumen könnte. Sie werfen Harris vor allem ein Versagen bei der Einwanderungspolitik vor, einem der heißesten Wahlkampfthemen.

Hinzu kommen große außenpolitische Streitthemen, allen voran die Kriege in der Ukraine und im Gazastreifen und das angespannte Verhältnis der USA zu China, neben Russland der schärfste Erzrivale. Harris hat ihr außenpolitisches Profil in den letzten Monaten geschärft. Im Februar bekannte sie sich in einer Rede vor der Münchner Sicherheitskonferenz explizit zur NATO und zur internationalen Zusammenarbeit - offensichtlich in Abgrenzung zu Trump, der deutlich kritischere Töne anschlägt, wenn es um die Militärallianz oder traditionelle Verbündete geht. Harris vertrat Biden bei einem internationalen Ukraine-Gipfel in der Schweiz und mahnte Israel mit deutlichen Worten zur Mäßigung in Gaza.

Kamala Harris privat

Seit 2014 ist Kamala Harris mit dem Rechtsanwalt Douglas Emhoff verheiratet. Das Paar hat keine eigenen Kinder, Emhoff brachte aber zwei Kinder aus einer früheren Beziehung in die Ehe. Sollte Harris den Wahlkampf gewinnen und US-Präsidentin werden, würde Emhoff der erste "First Gentleman" in der Geschichte der USA werden.

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Kamala Harris mit Ehemann Douglas Emhoff

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Vorerst aber müsste Harris es schaffen, ihre Partei hinter sich zu scharen und von einer Kandidatur zu überzeugen. Viel Zeit bleibt ihr dafür nicht mehr. In einer ersten Stellungnahme nach Bidens Verzicht erklärte sie, dass sie alles in ihrer Macht tun werde, um die Demokraten und die Nation zu einen - und Donald Trump zu besiegen. Der nämlich steht als Kandidat der Republikaner fest.

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