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Jihadisten stehen Offensive in Nordsyrien kurz vor Aleppo

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Bei den heftigsten Kämpfen mit der syrischen Armee seit Jahren haben Jihadisten in Nordwestsyrien laut Aktivisten dutzende Städte und Dörfer erobert und sind inzwischen bis unmittelbar vor die Großstadt Aleppo vorgerückt. Laut der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte erreichten Kämpfer der Jihadistengruppe Hayat Tahrir al-Scham (HTS) und mit ihr Verbündete Freitag früh die Tore der Stadt. Durch die seit Tagen andauernde Gewalt wurden demnach 255 Menschen getötet.

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Wie die Beobachtungsstelle mitteilte, stehen mittlerweile "mehr als 50 Dörfer und Städte" in den Regionen Aleppo und Idlib im Norden und Nordwesten des Landes unter der Kontrolle von HTS und mit ihr verbündeter und von der Türkei unterstützter Fraktionen.

Ein Sicherheitsbeamter der syrischen Regierung sagte, die Armee habe Verstärkung in die Stadt Aleppo geschickt. Im Westen der Stadt sei es zu "heftigen Kämpfen und Zusammenstößen gekommen", sagte er. Allerdings hätten die Angreifer Aleppo noch nicht erreicht. Ein Journalist der Nachrichtenagentur AFP berichtete ebenfalls von heftigen Schusswechseln wenige Kilometer rund um Aleppo. Seinen Schilderungen zufolge rückten die Jihadisten mit Panzern vor.

Im Nordwesten Syriens grenzt die großteils von der Regierung kontrollierte Provinz Aleppo an die letzte große Rebellen- und Jihadisten-Hochburg Idlib. Am Mittwoch hatten die Jihadisten und ihre Verbündeten eine überraschende Großoffensive gegen die Streitkräfte der Regierung gestartet - es sind die heftigsten Kämpfe seit dem Jahr 2020. Laut der Beobachtungsstelle wurden dabei bis Freitag 255 Menschen getötet, ein Großteil von ihnen Kämpfer auf beiden Seiten, aber auch Zivilisten.

"Zum ersten Mal seit fast fünf Jahren hören wir ständig Raketen und Artilleriegranaten, manchmal auch Flugzeuge", sagte ein 51-jähriger Bewohner von Aleppo der AFP am Telefon. Die Menschen hätten Angst, "dass sich das Kriegsszenario wiederholt und wir gezwungen sein werden, aus unserer Heimat zu fliehen".

Laut der syrischen Nachrichtenagentur SANA bombardierten die Kämpfer ein Studentenwohnheim in Aleppo. Den Angaben zufolge wurden dabei vier Zivilisten getötet. Die Beobachtungsstelle berichtete, die Angreifer hätten am Donnerstag die Autobahn unterbrochen, die Aleppo mit der rund 300 Kilometer südlich gelegenen syrischen Hauptstadt Damaskus verbindet. Die Beobachtungsstelle mit Sitz in Großbritannien bezieht ihre Informationen aus einem Netzwerk verschiedener Quellen in Syrien. Ihre Angaben sind von unabhängiger Seite kaum zu überprüfen.

"Wir befürchten, dass die Blockade von Straßen die Treibstoffpreise in die Höhe treiben und dazu führen könnte, dass keine Waren mehr in die Stadt gelangen", sagte der 36-jährige Bewohner von Aleppo, Nasser Hamdo.

Der syrische Bürgerkrieg hatte 2011 begonnen, nachdem Präsident Bashar al-Assad Demokratie-Proteste gegen sein Polizei- und Geheimdienstregime mit Gewalt niederschlagen ließ. Seitdem wurden in dem Konflikt mehr als 500.000 Menschen getötet und Millionen vertrieben. In den Krieg involviert sind auch zahlreiche ausländische Mächte, etwa der Assad-Verbündete Russland, der Iran und die libanesische Hisbollah-Miliz.

Kreml-Sprecher Dmitri Peskow verurteilte die Offensive der Jihadisten am Freitag in Moskau als "Angriff auf die Souveränität Syriens". Zudem bot er der syrischen Regierung die russische Unterstützung bei in den von der Offensive betroffenen Gebieten an.

Auch der Iran sicherte der syrischen Regierung seine Unterstützung zu. Außenminister Abbas Araqchi betonte während eines Telefonats mit seinem syrischen Kollegen Bassam al-Sabbagh "die anhaltende Unterstützung Irans für die syrische Regierung, Nation und Armee im Kampf gegen den Terrorismus".

Ein Vertreter von HTS hatte in dieser Woche erklärt, Ziel der Offensive sei es, "die Feuerquellen des kriminellen Feindes von den Frontlinien zu vertreiben". Die HTS ist ein syrischer Ableger des Terrornetzwerks Al-Kaida und kontrolliert Teile mehrerer syrischer Provinzen, darunter Aleppo und Idlib.

In der Region Idlib gilt seit 2020 ein von der Türkei und Russland vermittelter Waffenstillstand, der zwar immer wieder gebrochen wurde, aber weitgehend stabil blieb. Russland hatte 2015 in den syrischen Bürgerkrieg eingegriffen und damit das Blatt zugunsten von Assad gewendet.

Nach Angaben der Vereinten Nationen wurden seit Mittwoch rund 14.000 Menschen in der Umgebung von Idlib und westlich von Aleppo vertrieben. Die Lage verschlechtere sich insbesondere für die Zivilbevölkerung, sagte David Carden, stellvertretender regionaler UNO-Koordinator für humanitäre Hilfe in Syrien, der Deutschen Presse-Agentur. "Wir erhalten Berichte über Kinder mit mehreren Verletzungen durch Schrapnell", sagte er.

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