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Israels Verteidigungsminister Israel Katz sagte im Parlament, eine Vereinbarung mit der Hamas sei "näher denn je". Ein Vertreter der Islamistenorganisation äußerte sich gegenüber der Deutschen Presse-Agentur vorsichtig optimistisch.
Ein in Katar ansässiger Vertreter der islamistischen Palästinenserorganisation Hamas sprach am Montag von Fortschritten. Ein Abkommen sei "tatsächlich näher als jemals zuvor", erklärter der Hamas-Vertreter, der anonym bleiben wollte. Die Hamas habe ägyptische und katarische Vermittler über ihre Bereitschaft zur Einstellung der Kämpfe informiert. Israel müsse sich im Gegenzug unter anderem aus dem gesamten Gazastreifen zurückziehen, einschließlich des Philadelphi-Korridors an der Grenze zu Ägypten sowie des Netzarim-Korridors, der im Zentrum des Küstenstreifens von West nach Ost verläuft und diesen in zwei Hälften teilt.
Der israelischen Delegation gehörten Vertreter der israelischen Armee, des Inlandsgeheimdienstes Shin Bet und des Auslandsgeheimdienstes Mossad an, berichtete die "Times of Israel" unter Berufung auf mit der Sache vertraute Personen. Eine offizielle Bestätigung gab es zunächst nicht. Israels Regierungschef Benjamin Netanyahu traf sich unterdessen mit dem künftigen US-Sondergesandten für Geiselfragen, Adam Boehler.
Hoffnungen auf eine Waffenruhe in dem seit mehr als einem Jahr andauernden Krieg im Gazastreifen und auf den Austausch entführter Israelis gegen inhaftierte Palästinenser wurden zwar schon mehrmals enttäuscht. Nachdem das "Wall Street Journal" kürzlich gemeldet hatte, die Hamas sei jetzt zu einer Vereinbarung bereit, geben nun aber auch Berichte der "Times of Israel", des israelischen TV-Senders Channel 12 und der US-Nachrichtenseite "Axios" über eine israelische Delegation in Katar Anlass zu neuer Hoffnung.
Katar bemüht sich zusammen mit den anderen Vermittlern USA und Ägypten seit Monaten um eine Beendigung des Krieges. Vorerst gehen die Kämpfe im mittlerweile großflächig zerstörten Gazastreifen jedoch weiter. Angesichts der Waffenruhe mit der Hisbollah-Miliz im Libanon verlegt die israelische Armee nach eigenen Angaben einen Teil ihrer Truppen aus dem Süden des Nachbarlands jetzt nach Gaza.
Unterdessen flog die israelische Luftwaffe nach Angaben von Aktivisten erneut auch im benachbarten Syrien schwere Angriffe. Seit dem Sturz des langjährigen Machthabers Bashar al-Assad am 8. Dezember durch eine Rebellenallianz unter Führung der Islamistengruppe Hayat Tahrir al-Sham (HTS) hat Israel seine Angriffe in Syrien massiv ausgeweitet. Bis zu 80 Prozent der militärischen Kapazitäten des Landes wurden nach Angaben der Armee zerstört. Erklärtes Ziel Israels ist es, dass das Waffenarsenal nicht in die Hände von Islamisten fällt, die in Damaskus nun die Macht übernommen haben.
Bei israelischen Militärschlägen im Gazastreifen wurden nach Angaben von Sanitätern an diesem Dienstag bisher mindestens 14 Menschen getötet. Allein zehn Menschen seien bei einem Luftangriff auf ein Haus in Gaza-Stadt umgekommen. Vom israelischen Militär lag zunächst keine Stellungnahme vor. Vom südlichen Rand des Gazastreifens wurde zudem heftiger Beschuss durch israelische Panzer gemeldet. Sie rückten nach Angaben von Bewohnern auf den westlichen Teil von Mawasi vor, ein Gebiet, das eigentlich als humanitäre Zone ausgewiesen ist. Wegen des Beschusses seien Dutzende Familien, die dort Zuflucht gesucht hätten, gezwungen gewesen, Richtung Khan Younis zu flüchten.
Bei ihrem beispiellosen Großangriff auf Israel am 7. Oktober 2023 hatten Kämpfer der Hamas und anderer militanter Palästinensergruppen nach israelischen Angaben 1.208 Menschen getötet sowie 251 Geiseln genommen und in den Gazastreifen verschleppt. 96 der Geiseln werden demnach immer noch dort festgehalten - unter ihnen der österreichisch-israelische Doppelstaatsbürger Tal Shoham. 34 der Entführten sollen allerdings bereits tot sein.
Israel geht seit dem Hamas-Überfall massiv militärisch im Gazastreifen vor. Dabei wurden nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde bereits mehr als 45.000 Menschen getötet. Die Angaben können nicht unabhängig überprüft werden.
Im Zuge einer einwöchigen Feuerpause im November 2023 waren 105 Geiseln im Gegenzug für 240 in Israel inhaftierte Palästinenser freigekommen. Seitdem wurden zudem sieben Geiseln von der israelischen Armee befreit.