von
Bei dem Angriff auf das Wohnhaus wurden laut WAFA zudem mehrere Menschen verletzt. Die Agentur veröffentlichte ein Bild, das die Leiche eines Kindes nach dem Angriff zeigen soll. Die Angaben ließen sich zunächst nicht unabhängig verifizieren. Israels Armee teilte auf Anfrage mit, dem Bericht nachzugehen.
Das von Israel attackierte Krankenhaus sei durch eine kontrollierte Sprengung zerstört worden, schrieb die Zeitung "Times of Israel". Die Einrichtung war von einer staatlichen türkischen Organisation erbaut und finanziert worden. Es steht im sogenannten Nezarim-Korridor, einem Gebietsstreifen, der den Gazastreifen in der Mitte teilt.
Die israelische Armee hatte das Gebiet in den vergangenen Tagen wieder besetzt, nachdem sie sich während der inzwischen kollabierten Waffenruhe von dort zurückgezogen hatte. Das Krankenhaus selbst ist seit mehr als einem Jahr nicht mehr in Betrieb. Zeitweise hatte auch das israelische Militär den Bau als Basis benutzt.
Seit der Nacht zum Dienstag geht Israels Armee wieder mit schweren Luftangriffen gegen die Terrorgruppen Hamas und den Palästinensischen Islamischen Jihad (PIJ) vor. Damit endete de facto die seit dem 19. Jänner geltende Waffenruhe. Beide Seiten weisen sich gegenseitig die Schuld dafür zu. Israels Militär ist eigenen Angaben auch wieder mit Bodentruppen in mehreren Gegenden im Gazastreifen im Einsatz.
Der israelische Verteidigungsminister erhöht unterdessen den Druck auf die Hamas weiter und droht den Islamisten mit der Einnahme weiterer Gebiete im Gazastreifen. Je länger die Hamas sich weigere, Geiseln freizulassen, desto mehr Territorium werde sie an Israel verlieren, sagte Israel Katz am Freitag nach Angaben seines Büros. Er habe die Armee angewiesen, in dem Fall auch die dortige Bevölkerung zur Flucht aufzufordern.
Einzelheiten dazu, welche Form die Einnahme von Gebieten konkret haben soll, nannte er nicht. Einige israelische Medien sprachen von einer Annexion der Gegenden. Katz brachte zudem eine Ausweitung von nicht näher beschriebenen Sicherheitszonen im Grenzgebiet des Gazastreifens ins Spiel. Diese sollten dauerhaft von Israel kontrolliert werden, so der Minister.
Die israelische Armee greift den Gazastreifen nach Angaben von Katz verstärkt von Boden, Luft und Wasser aus an. Damit solle Druck auf die Hamas ausgeübt werden, um diese dazu zu bringen, die restlichen Geiseln freizulassen. Je länger die Hamas dies verweigere, umso mehr Territorium werde sie an Israel verlieren. Nach etwa zwei Monaten relativer Ruhe hat sich Israel faktisch von der Waffenruhe verabschiedet und seine Offensive gegen die Hamas im Gazastreifen wieder vollständig aufgenommen. Israel werde jeglichen "militärischen und zivilen Druck ausüben", darunter die "Evakuierung der Bevölkerung des Gazastreifens in den Süden", warnte der Verteidigungsminister weiter.
Israel halte am Vorschlag des US-Sondergesandten Steve Witkoff fest, alle im Gazastreifen verbliebenen Entführten und Geisel-Leichen in zwei Etappen mit einer dazwischenliegenden Waffenruhe freizulassen. Witkoff hatte einen entsprechenden Plan vor rund drei Wochen vorgelegt. Zuletzt hatte er bei einem Vermittlertreffen in Katar allerdings einen aktualisierten Plan für eine mehrwöchige Verlängerung der Waffenruhe und die Freilassung von nur einigen Geiseln im Austausch für palästinensische Gefangene vorgeschlagen.
Die Hamas fordert die sofortige Umsetzung einer zweiten Phase des Gaza-Deals, die ein Ende des Krieges und den Abzug der israelischen Truppen vorsieht. Sie sollte ursprünglich Anfang März beginnen. Die Eckpunkte dazu haben beide Konfliktparteien aber bisher nicht ausgehandelt.
In Palästinenser-Kreisen kursiert offenbar auch ein ägyptischer Vorschlag für eine neue Feuerpause. Die Hamas habe darauf noch nicht reagiert, sagte ein Insider, der keine Einzelheiten nannte. In ägyptischen Sicherheitskreisen hieß es, der Vorschlag sehe einen Zeitplan für die Freilassung der verbliebenen Geiseln sowie eine Frist für einen vollständigen israelischen Abzug aus dem Gazastreifen mit US-Garantien vor. Die USA haben den zwei Insidern zufolge dem Plan zugestimmt. Stellungnahmen der Hamas und Israels würden im Laufe des Freitags erwartet.
Der "Brückenplan" der USA sieht vor, die Waffenruhe bis in den April hinein zu verlängern. Damit soll über den Ramadan und das Pessachfest hinaus Zeit für Verhandlungen über ein dauerhaftes Ende der Kämpfe gewonnen werden.
Die USA wiederum werfen der Hamas vor, für Hunderte Tote durch jüngste israelische Angriffe verantwortlich zu sein. "Die Hamas trägt die volle Verantwortung für den anhaltenden Krieg im Gazastreifen und für die Wiederaufnahme der Kampfhandlungen", sagt die geschäftsführende US-Botschafterin bei den Vereinten Nationen, Dorothy Shea, im UON-Sicherheitsrat. Jeder Todesfall hätte vermieden werden können, wenn die Hamas einem von den USA vergangenen Mittwoch vorgestellten Vorschlag zugestimmt hätten.
Die Regierung in Kairo wies unterdessen Berichte zurück, wonach sie zur vorübergehenden Aufnahme von einer halben Million Menschen aus dem Gazastreifen bereit sein soll. Ägypten dementiere entsprechende Medienberichte "kategorisch und vollkommen", zitierte der regierungsnahe Sender Al-Qahera News TV den staatlichen Informationsdienst.
Die proiranische Zeitung "Al-Akhbar" im Libanon hatte berichtet, Ägyptens Präsident Abdel Fatah al-Sisi habe arabische Staats- und Regierungschefs über die Bereitschaft seines Landes informiert, 500.000 Menschen aus dem Gazastreifen in einer eigens dafür gebauten Stadt auf der Sinai-Halbinsel vorübergehend aufzunehmen.
Es handle sich um Falschberichte, so die Mitteilung weiter. Diese widersprächen "radikal und komplett der unerschütterlichen Zurückweisung jedes Versuchs, die palästinensischen Brüder umzusiedeln, ob zwangsweise oder freiwillig." Ägypten hatte erst vor einigen Wochen einen alternativen Plan zu der von US-Präsident Donald Trump vorgeschlagenen Umsiedlung der Bewohner Gazas vorgelegt. Für den Plan, der einen Wiederaufbau des vom Krieg verwüsteten Küstenstreifens vorsieht, hatte Kairo die breite Unterstützung arabischer Länder erhalten.