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Am Donnerstag wird die Ehefrau von US-Vizepräsident J.D. Vance, Usha Vance, auf Grönland erwartet. Auch der Nationale Sicherheitsberater Mike Waltz und Energieminister Chris Wright haben sich angesagt. Am Wochenende landeten bereits zwei US-Transportmaschinen mit vier gepanzerten Limousinen an Bord. Aus Kopenhagen wurden 40 Polizisten auf die Insel geflogen, offiziell um die US-Visite abzusichern. Der dänische Verteidigungsexperte Claus Mathiesen zog einen Vergleich zur Zeit vor der Annexion der ukrainischen Halbinsel Krim durch Russland.
"Amerikanische Politiker werden in einem stetigen Strom kommen und dafür agitieren, dass Grönland amerikanisch wird. Sie werden versprechen, dass dort alles besser wird", schrieb der Professor an der Königlich Dänischen Verteidigungsakademie auf X. Mathiesens Kollege Ulrik Pram Gad stimmte diesem Vergleich im Gespräch mit der grönländischen Zeitung zu. "Ja, die Parallele in Rhetorik und Methoden ist mir auch seit dem 7. Jänner klar", sagte er mit Blick auf den damaligen Besuch des ältesten Sohns von US-Präsident Donald Trump, Donald Trump Jr. auf der Insel. "Der Unterschied ist, dass es schwer vorstellbar ist, dass es damit enden wird, dass sich jemand im Konflikt um Grönland gegenseitig beschießt."
Egede bezeichnete den Besuch vor dem Hintergrund der mehrfach geäußerten Annexionsgelüste von US-Präsident Donald Trump als "Provokation". Noch vor kurzem habe man sich auf die USA als Verbündete und Freunde verlassen können, sagte der Premier. "Aber diese Zeit ist vorbei - wir müssen das anerkennen. Der neuen amerikanischen Führung ist komplett egal, wofür wir früher gemeinsam gestanden sind. Jetzt haben sie nur das Ziel, unser Land über unsere Köpfe hinweg zu übernehmen."
In Washington versucht man die politische Bedeutung der Visite herunterzuspielen und betont, dass Usha Vance an einem von den USA finanzierten Hundeschlittenrennen teilnehmen werde. Sie wolle bei dem Besuch auch "die lange Tradition des gegenseitigen Respekts und der Zusammenarbeit zwischen unseren beiden Nationen feiern", sagte Vance in einem auf Instagram veröffentlichten Video. Darin sprach sie sich dafür aus, dass die Beziehungen "in den nächsten Jahren stärker werden".
Die scheidende grönlandische Regierung will nicht mit den US-Vertretern zusammentreffen. Außenministerin Vivian Motzfeld kritisierte im Vorfeld des Besuch die Worte Trumps, "die zwischen Ländern, die Verbündete sind, nicht verwendet werden sollten". Zugleich versuchte sie die Bürger der weltgrößten Insel zu beruhigen. "Anstatt uns Sorgen zu machen, sollten wir prüfen, wie die Chancen, die sich bieten, unserem Land zugute kommen können", schrieb sie in einem Facebook-Eintrag.
Grönland befindet sich nach der Parlamentswahl vom 11. März in einer Übergangsphase. Gewinner der Wahl waren die Demokraten, eine wirtschaftsfreundliche Partei, die einen langsamen Weg Grönlands in die Unabhängigkeit von Dänemark befürwortet. Eine Mehrheit der Grönländer würde nach einer aktuellen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Verian für die Unabhängigkeit stimmen. Die Insel verfügt über riesige unerschlossene Bodenschätze. Die Wirtschaft hängt von der Fischerei und Zuschüssen aus Dänemark ab.
Auch der Vorsitzende der Demokraten und vermutliche kommende grönländische Premier Jens-Frederik Nielsen kritisierte die Planungen in Washington. Mit Verweis auf laufende Koalitionsgespräche und anstehende Kommunalwahlen in der nächsten Woche zeige der Besuch "einmal mehr einen Mangel an Respekt für das grönländische Volk". Die dänische Ministerpräsidentin Mette Frederiksen erklärte sich zu einer Zusammenarbeit mit den USA bereit. Diese müsse aber auf den "Grundregeln der Souveränität" basieren, schrieb sie. Ein Dialog müsse zudem in enger Abstimmung mit der künftigen grönländischen Regierung geführt werden.