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"Ich sehe nicht, dass sich die Situation in Port-au-Prince verbessert", sagte die Hauptstadtbewohnerin Martine. Sie wolle ihre Kinder zu ihrer Mutter in den Süden des Landes bringen, "wenn ich einen Weg finde", notfalls "auch mit einem Boot".
Bewaffnete Gruppen hatten ihre Angriffe in den vergangenen Tagen auf Viertel der Hauptstadt ausgeweitet, in denen es bisher relativ ruhig gewesen war. Port-au-Prince drohe ganz "in die Hände der Banden" zu fallen, sagte der Direktor des nationalen Netzwerkes zur Verteidigung der Menschenrechte, Pierre Espérance. Die Polizei halte sich zurück, "davon profitieren die Kriminellen", sagte Espérance.
Zudem sei die internationale Haiti-Mission zur Unterstützung der einheimischen Sicherheitskräfte eingeschränkt, fügte der Aktivist hinzu. "Sie kann nicht einmal die Hälfte ihres Personals einsetzen, weil sie nur begrenzte Transportmittel hat", sagte Espérance. Die von Kenia angeführte Mission wird von der UNO unterstützt und ist seit dem vergangenen Sommer in Haiti aktiv. Ihr gehören laut einer AFP-Zählung etwas mehr als 1.000 Polizistinnen und Polizisten aus sechs Ländern an.
Im seit Jahrzehnten politisch instabilen Haiti hat sich die Bandenkriminalität in den vergangenen Jahren verstärkt. Nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration (IOM) befanden sich Ende 2024 über eine Million Menschen auf der Flucht. Allein in Port-au-Prince wurden demnach fast 90 Prozent der Bevölkerung vertrieben. Seit Mitte Februar wurden laut IOM mehr als 40.000 Menschen aus ihren Häusern vertrieben. Neben der Gewalt sind unter anderem der Zusammenbruch der Gesundheitsversorgung und zunehmende Nahrungsmittelknappheit ein Problem.
Im vergangenen Jahr wurden nach UNO-Angaben zudem mehr als 5.600 Menschen in Haiti durch Bandengewalt getötet und tausende weitere verletzt oder entführt.