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Harte Kritik an Fehlen von einheitlichem Darmkrebs-Screening

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Ab 45 Jahren Vorsorgekoloskopie oder Stuhltest empfohlen
©APA/APA/THEMENBILD/HELMUT FOHRINGER/HELMUT FOHRINGER
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Trotz der Empfehlung vieler Expertinnen und Experten gibt es hierzulande noch kein einheitliches, qualitätsgesichertes Darmkrebs-Screening mit Einladungsschreiben. In mehreren Bundesländern sollten Pilotprojekte starten, "wir liefern aber als ganz Österreich ein erbärmliches Trauerspiel", kritisierte Doris Kiefhaber, Geschäftsführerin der Krebshilfe. Die Teilnahme an der ab 45 Jahren empfohlenen Vorsorgekoloskopie könnte gesteigert und viele Darmkrebsfälle verhindert werden.

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Dass die Pilotprojekte teilweise nicht starten können, liege daran, "dass Interessensgemeinschaften sich gegenseitig klagen und so kommen wir keinen Schritt weiter", sagte Kiefhaber im Gespräch mit der APA. Im Burgenland bekommen 40- bis 80-Jährige bereits jährlich einen Test auf Blut im Stuhl zugeschickt und bei einem positiven Befund eine Einladung zur Koloskopie. Das Bundesland sei lange Schlusslicht gewesen, habe aber nun die mit Abstand niedrigste Darmkrebsinzidenz in Österreich, berichtete Andreas Maieron, Leiter der Klinischen Abteilung für Innere Medizin 2 am Universitätsklinikum St. Pölten.

Im Jahr 2023 sind in Österreich 4.690 Patientinnen und Patienten neu an Darmkrebs erkrankt und 2.078 an der Krankheit verstorben, zitierte er weiter aus Daten der Statistik Austria. "Jede zehnte Krebserkrankung ist Dickdarmkrebs" und fast die Hälfte stirbt daran, verdeutlichte er die Dringlichkeit eines Screening-Programms. Männer sind häufiger betroffen, weil sie eher "Vorsorgemuffel" sind und einen ungesünderen Lebensstil pflegen als Frauen, erläuterte Maieron. Rauchen, der Konsum von rotem und unverarbeitetem Fleisch und Adipositas gehören u.a. zu den Risikofaktoren.

"Wir treten an, Krebs zu verhindern", sagte der Gastroenterologe. Beim Brustkrebs- oder Prostata-Screening gehe es im Unterschied um Früherkennung. Der Grund, warum wir das verhindern können, ist, weil sich Dickdarmkrebs in der Regel aus zuerst noch gutartigen Polypen entwickelt und wenn wir die gutartigen Polypen entfernen, die Entstehungskaskade von Polypen zum Karzinom verhindern", so Maieron.

Spätestens ab dem vollendeten 50. Lebensjahr kann eine Vorsorgekoloskopie (Darmspiegelung) kostenlos durchgeführt werden, mit Überweisung einer Ärztin oder eines Arztes auch früher. Die Krebshilfe, die Gesellschaft für Gastroenterologie und Hepatologie (ÖGGH) sowie das Nationale Screening Komitee raten zur Vorsorge mittels Darmspiegelung oder FIT-Stuhltest ab 45 Jahren, weil vermehrt Darmkrebsfälle unter 50 Jahren auftreten. "Goldstandard ist die Koloskopie, weil das ist die Vermeidung", betonte Kiefhaber. Der FIT-Test stelle erst verborgenes Blut im Stuhl fest, das von Polypen, aber auch bereits von bösartigen Tumoren im Darm stammen kann.

Der Dachverband der Sozialversicherungsträger und die ÖGGH zertifizieren seit 2007 Ordinationen und Spitäler, die bei einem vorgegebenen hohen Qualitätsstandard sanfte Koloskopien durchführen. Die bei der Krebshilfe online abrufbare Liste mit Suchfunktion wird mehrmals jährlich aktualisiert, berichtete Kiefhaber. Bei diesen Stellen wird die Darmspiegelung mit einer Sedierung durchgeführt. "Bitte geht hin, es ist schmerzfrei, es kostet nix", appellierte sie.

"Es ist auch wirklich ganz, ganz wichtig, dass wir Chirurgen und Gastroenterologen darauf achten, dass das so angenehm wie möglich ist", sagte Clemens Bittermann, Oberarzt an der Klinischen Abteilung für Allgemein-, Viszeral- und Gefäßchirurgie des Universitätsklinikums Wiener Neustadt. Die Angst müsse den Patienten so weit genommen werden, dass sie wie empfohlen nach fünf bis zehn Jahren wieder zur Vorsorgekoloskopie kommen.

Darmkrebs mache erst sehr spät Symptome "wie Verdauungsprobleme oder gar einen Darmverschluss, wenn der Tumor sehr groß ist", erläuterte der Mediziner. "Wenn ich das spät erkenne, wird die Therapie schwieriger." Beim normalen Darmkrebs - ohne Metastasen und nicht am Enddarm - steht laut Bittermann "die chirurgische Sanierung im Vordergrund" der Behandlung, danach eine etwaige Chemotherapie. Ein Patient mit einem kleinen Tumor braucht nach einer Operation jedoch oft keine weitere Therapie. Der Eingriff sollte, wenn möglich, minimalinvasiv durchgeführt werden, empfiehlt der Chirurg. Auch Roboter-assistierte Chirurgie kann bei Darmkrebs zum Einsatz kommen und bringt in vielen Bereichen einen Mehrwert für Chirurg und Patient. Die Auswahl der optimalen Operations- und Therapiemethode erfolgt jedoch auf Basis des individuellen Falls durch ein interdisziplinäres Onkologie-Fachgremium (Tumorboard) in den Krankenhäusern.

Enddarmkrebs muss eventuell schon vor der Operation mit einer Strahlentherapie oft in Kombination mit Chemotherapie behandelt werden, sagte Bittermann. Außerdem sei dabei in vielen Fällen für circa drei Monate ein künstlicher Darmausgang notwendig, damit der Darm "in Ruhe abheilen kann". Dass dauerhaft ein künstlicher Darmausgang notwendig ist, kommt nur sehr selten vor, wenn der Schließmuskel bei Enddarmkrebs nicht erhalten werden kann. "Im gesamten restlichen Dickdarmbereich braucht man standardmäßig keinen künstlichen Darmausgang", sagte Bittermann.

Die Vorsorgekoloskopie sollte eine Krebsbehandlung möglichst nicht nötig machen und ein österreichweites Screening mit Einladungsbriefen ab 45 Jahren mehr Personen dazu bringen. Die Einführung ist "wirklich höchst an der Zeit", aber teilweise ein politisches Thema, erläuterte Kiefhaber. Kurzfristig sei es daher wichtig, Aufmerksamkeit zu schaffen, auch unter den Ärzten in Ordinationen und Spitälern, die Menschen aktiv dazu aufzurufen, die Untersuchung zu machen. Der März ist Darmkrebs-Awareness-Monat.

( S E R V I C E - Infos der Krebshilfe: https://go.apa.at/waTzZ41f - Qualitätszertifizierte Koloskopiestellen: https://go.apa.at/bvwAqY5E )

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