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Zurück in die „gute“ alte Zeit: Das Frauenbild der FPÖ

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Die Salzburger FPÖ-Chefin Marlene Svazek©Franz Neumayr/picturedes.com
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Kinder kriegen, den Haushalt managen: Darin sehen rechte und rechtspopulistische Parteien die Hauptaufgabe von Frauen in der Gesellschaft, und so gestalten sie auch ihre Politik. Kritikerinnen befürchten die Demontage wichtiger Frauenrechte

Wie er die Rolle von Frauen in der Gesellschaft sieht, machte FPÖ-Chef Herbert Kickl vor gut einem Jahr in einem Video klar. Frauen seien die „ganz große Stütze“ unserer Gesellschaft, erklärte er da. „Ihr managt den Haushalt, ihr besorgt die Einkäufe, ihr organisiert die tägliche Mahlzeiten, ihr übernehmt die Kinderbetreuung- und Kindererziehung und ganz oft auch die Pflege eurer älteren Angehörigen.“ Und: „Ihr seid es, die euren Männern zu Hause den Rücken freihaltet.“

Mutter und Hausfrau

Die Frau als Mutter und Hausfrau, die höchstens Teilzeit arbeitet, um das Familienbudget aufzubessern – es ist ein sehr traditionelles Frauen- und Familienbild, das die FPÖ propagiert. Und es könnte sich in der kommenden Legislaturperiode in konkreter Politik niederschlagen, befürchten Feministinnen wie die Politologin Birgit Sauer. „Ich denke, dass die FPÖ Einsparungspotenzial im gesamten sozialen Bereich sieht, der Frauen unterstützt. Also wo es um die Vereinbarkeit von Beruf Familie geht wie zum Beispiel öffentlicher Kinderbetreuung oder Pflegeeinrichtungen.“

Auch den Gewaltschutz sieht Sauer in Gefahr. „Die FPÖ betrachtet Gewalt gegen Frauen vor allem als importiertes Problem und will dem mit Abschiebungen begegnen. Aber bei Maßnahmen zum Gewaltschutz in der Partnerschaft wird sicher gekappt.“

Die Regierungsverhandlungen zwischen FPÖ und ÖVP drehten sich bisher vor allem um das Budget. Erste Details, was die blau-schwarze Koalition in sozial-und familienpolitischen Fragen vorhaben könnte, sickern aber bereits durch: Die FPÖ möchte, dass Eltern dafür bezahlt werden, ihre Kinder nicht in den Kindergarten zu schicken.

Das Kinderbetreuungsgeld soll für die Personen, die sich zu Hause um die Kinder kümmern – in den allermeisten Fällen die Mutter –, auf die Höhe der Mindestsicherung aufgestockt werden, so der Vorschlag der Freiheitlichen. Ein Modell, vor dem Kritikerinnen warnen. Es erschwere die Rückkehr in den Beruf und verstärke das Problem weiblicher Altersarmut.

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 © Getty Images

Konservativer Backlash

Nicht nur in Österreich kommen konservative Frauen- und Familienbilder wieder in Mode. In den sozialen Medien boomt die Trad-Wife-Bewegung, die USA werden seit Donalds Trumps erster Präsidentschaft von heftigen Debatten über Frauenrechte erschüttert. Das Silicon Valley macht diesen konservativen Backlash brav mit: Der Facebook-Konzern Meta erlaubt es in den USA seit Kurzem wieder, Frauen als Eigentum oder Haushaltsinventar zu bezeichnen.

Dennoch, viele Frauen scheinen diese Rückwärtsbewegung zu traditionellen Werten sogar gut zu finden. Sowohl bei der US-Wahl im Herbst als auch bei der letzten Nationalratswahl in Österreich war zu beobachten, dass Trump und Kickl bei Wählerinnen mittlerweile genau so gut ankommen wie bei Wählern.

Politologin Sauer sieht dafür mehrere Gründe. Einerseits „die diskursive Mobilisierung von Unsicherheit“, also die diffuse Angst von Frauen, im öffentlichen Raum nicht mehr sicher zu sein. Ein zweites Moment sei die Verunsicherung in der Erwerbsarbeit, die zunehmend auch Frauen treffe, sagt sie. „Und als drittes Element kommt hinzu, dass die Kinderbetreuung in Österreich so schlecht ist, dass viele Frauen doppelt und dreifach belastet sind. Das Versprechen der FPÖ, sie da rauszuholen und ihre Leistung als Mütter anzuerkennen, spricht natürlich viele an.“

Handelt es sich nur um einen kurzzeitigen Trend oder ist eine nachhaltige Beschädigung von Frauenrechten zu erwarten? Letzteres, befürchtet Birgit Sauer. „Wenn die FPÖ tatsächlich in die Regierung kommen sollte, könnte sie frauen- und geschlechterpolitisch wirklich großen Schaden anrichten.“

Dieser Beitrag ist ursprünglich in der News-Printausgabe Nr.04/2025 erschienen.

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