von
Hunderte Anhänger der Blauen versammelten sich am späten Nachmittag an der Südseite des Stephansdoms vor der riesigen FPÖ-Bühne, auf der die John-Otti-Band in großer Lautstärke für Stimmung sorgte. Nepp geißelte einmal mehr "das unfaire System" in Wien mit "700 Asylmillionen allein im Bereich der Mindestsicherung".
Den seit 2015 nach Österreich gekommenen Migranten aus Syrien und Afghanistan stellte der Wiener FPÖ-Chef bewusst frühere Immigranten aus anderen Ländern namentlich Ex-Jugoslawien und der Türkei gegenüber, welche die "Umverteilung" ebenfalls als unfair empfänden und die FPÖ unterstützen würden. Einmal mehr versprach Nepp die Einsetzung eines Corona-U-Ausschusses in Wien, wenn die FPÖ die dafür nötigen 25 Mandatare erreicht.
Die Freiheitliche Partei werde am Sonntag wie bereits bei den letzten Wahlen wieder als der große Gewinner dastehen, prophezeite Kickl, der wie bereits beim Wahlkampfauftakt Schützenhilfe für Nepp leistete. Und jeder Wahlerfolg bringe die FPÖ einen Riesenschritt näher an ihr großes Ziel. "Das Projekt Volkskanzler ist nicht aufgehoben, es ist nur aufgeschoben", versprach der Bundesparteichef seinen Anhängern einmal mehr.
Durchaus untergriffig attackierte Kickl "diesen bladen Herrn Ludwig", der nichts besser könne als Nepp, den er dagegen als gscheid, mutig und fesch lobte. Ähnlich der Wiener Klubobmann Maximilian Krauss, der auf "ein blaues Wunder" am Wahlabend hoffte, um "dieses Schnitzelgesicht Ludwig in die Schranken zu weisen".
Einen klaren Seitenhieb gab es von Kickl auch in Richtung Kirche. Man stehe hier "unter der Patronanz des Steffl", denn "dieser Platz gehört allen Wienern", sagte Kickl mit Blick auf Kritik der Erzdiözese im Vorfeld an der Veranstaltung vor dem Stephansdom. Das minutenlange Glockengeläut, das seine Rede übertönte, wertete Kickl als "gutes Vorzeichen" für die Wahl.
Die Erzdiözese Wien hatte sich im Vorfeld von der FPÖ-Wahlkampfveranstaltung distanziert. "Eine Vereinnahmung des Stephansdoms für parteipolitische Zwecke würden wir nicht gutheißen", erklärte der Pressesprecher der Erzdiözese Wien, Michael Prüller. Die Diözese habe "kein Einspruchsrecht für Veranstaltungen" - auch wenn in der öffentlichen Wahrnehmung "dieser Platz ganz eng mit dem Stephansdom" verbunden sei, wurde betont. Wegen Beschwerden bei ähnlichen Veranstaltungen in der Vergangenheit über störendes oder vermeintlich unterstützendes Glockenläuten stellte man klar, dass das Glockenläuten zu den Gebets- und Messzeiten wie gewohnt stattfinde.
Die Freiheitlichen machten den Anfang bei offiziellen Wahlkampfabschlüssen der im Gemeinderat vertretenen Parteien, am Freitagnachmittag folgen SPÖ, ÖVP, Grüne und NEOS.