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Das Gericht erklärte, für den Unfall seien die staatliche Eisenbahngesellschaft OSE und ihre inzwischen privatisierte ehemalige Tochtergesellschaft Hellenic Train verantwortlich, wie ANA berichtete.
Das Unternehmen habe gewusst, dass das automatische Sicherheitssystem nicht funktionierte und dennoch weiter Züge eingesetzt. Dadurch habe es "die Gesundheit und das Leben der Fahrgäste und des Bahnpersonals" aufs Spiel gesetzt, zitierte ANA das Gericht.
Die staatliche OSE ist Eigentümerin, Betreiberin und Instandhalterin des griechischen Eisenbahnnetzes. Das private Unternehmen Hellenic Train betreibt Personen- und Güterzüge auf den Gleisen der OSE.
Am 28. Februar 2023 waren in Tempi nahe der zentralgriechischen Stadt Larissa ein Güterzug und ein Passagierzug kollidiert, nachdem sie bereits 19 Minuten lang auf demselben Gleis gefahren waren. In dem Passagierzug waren wegen eines langen Wochenendes etwa 350 Menschen unterwegs, darunter viele Studenten. Bei dem Unglück starben 53 Menschen.
Die Katastrophe wurde zunächst auf fehlerhafte Ausrüstung und menschliches Versagen zurückgeführt. Der örtliche Bahnhofsvorsteher wurde wegen fahrlässiger Tötung angeklagt.
Einem kürzlich durchgesickerten und von Angehörigen der Opfer finanzierten Bericht zufolge transportierte der Güterzug eine nicht gemeldete Ladung explosiver Chemikalien, was zu der hohen Zahl der Todesopfer beigetragen habe. Hellenic Train wies dies zurück.
Das Zugsunglück hatte den Rücktritt des Verkehrsministers, Massenproteste sowie eine Petition für eine leichtere Strafverfolgung von Politikern nach sich gezogen. Mit der Behebung der zahlreichen Mängel im Schienenverkehr wurde begonnen, allerdings kommt die Modernisierung nur langsam voran.
Am vergangenen Sonntag hatten erneut mehr als 40.000 Menschen in Athen und Thessaloniki demonstriert und gefordert, dass die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden.
Regierungschef Kyriakos Mitsotakis, der zunächst menschliches Versagen für den Unfall verantwortlich gemacht hatte, erklärte am Donnerstag, dass Hellenic Train mit einer Strafe rechnen müsse, wenn nachgewiesen werden könne, dass das Unternehmen den Behörden die riskante Fracht verschwiegen habe. Die sozialistische PASOK hatte im März des Vorjahrs nach Medienberichten über eine mutmaßliche Manipulation von Beweisen im Zusammenhang einen Misstrauensantrag gegen die Mitsotakis-Regierung lanciert.