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EGMR verurteilt Italien wegen Giftmüll im "Feuerland"

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Wegen Giftmüll polizeilich gesperrter Spielplatz in Acerra bei Neapel
©APA/APA/AFP/ANDREAS SOLARO
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Die italienischen Behörden gefährden laut einem Urteil des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte (EGMR) die Gesundheit der Bewohner der "Terra dei Fuochi" (Feuerland). Dabei handelt es sich um ein Gebiet in der Region Kampanien, in dem über Jahrzehnte Giftmüll vergraben wurde. Italien wurde verurteilt, weil es nicht die notwendigen Maßnahmen zum Schutz der Bevölkerung ergriffen habe.

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Italien müsse unverzüglich handeln, um die Verschmutzung angemessen zu bekämpfen, befand das Gericht. Das Urteil ist rechtskräftig, berichteten italienische Medien am Donnerstag.

Der Name "Feuerland" leitet sich von den Hunderten von brennenden Mülldeponien ab, wo die sogenannte Müll-Mafia riesige Mengen von Haushalts- und Industriemüll sowie Sonderabfall illegal lagert und verbrennt, und dies mit gravierenden gesundheitlichen Folgen für die Bewohnerinnen und Bewohner der umliegenden Regionen. Das Geschäft mit der Abfallentsorgung wird von einigen einflussreichen Clans der Camorra, dem neapolitanischen Arm der Mafia, beherrscht.

Schätzungen zufolge wurden in den Jahren 1991 bis 2013 rund zehn Millionen Tonnen Industrieabfall in dem Landstrich verbrannt, obwohl offene Mülldeponien in der Europäischen Union verboten sind. Das Geschäft mit dem Mist ist seit dem Ende der 1980er-Jahre eine lukrative Einnahmequelle für die neapolitanische Mafia. Die Camorra lässt selbst giftige Abfälle wie Asbest, Lösungsmittel, Autoreifen und Kühlschränke auf den Feldern auskippen und zündet sie unterschiedslos an.

Die Behörden zählten in den vergangenen Jahren 2.767 illegale Deponien in 38 Gemeinden. 37 Prozent der 354.000 Bewohner dieser Ortschaften leben in einer Entfernung von 100 Metern von den gesundheitsgefährdenden Mülllagern. Die Sterberate und die Zahl der Erkrankungen an Brustkrebs sei hier wesentlich höher als in anderen Gegenden. Dasselbe gelte für Asthma-Erkrankungen, geht aus dem Bericht hervor. Davon seien vor allem Kinder und Teenager betroffen.

Internationale Aufmerksamkeit fand die Region durch den Bestsellerautor Roberto Saviano, der in seinem Buch "Gomorrha" aus dem Jahr 2006 über die Camorra schrieb. Unternehmen im ganzen Land zahlen demnach lieber Schmiergeld an die Mafia, als seriöse Müllfirmen zu beauftragen, ihren Unrat zu entsorgen. Durch diese Praxis werden nicht nur gesundheitsschädigende Gase freigesetzt, sondern auch die Erde und das Grundwasser verseucht. Viele Feldfrüchte sind mit Arsen und Schwermetallen belastet.

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