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Dornauer verliert Basis-Kampfabstimmung, Bezirksvorsitz weg

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Dornauer unterlag seinem Kontrahenten Höfler

Zwei Mitglieder der SPÖ Tirol bei einem offiziellen Auftritt.

©APA/APA/WOLFGANG EDER/WOLFGANG EDER
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Ein politisches Comeback Georg Dornauers in der ersten Reihe ist vorerst in weite Ferne gerückt: Der über einen Jagdausflug mit René Benko gestürzte Tiroler Ex-Landeshauptmannstellvertreter und Ex-Landesparteichef verlor am Samstag bei einer Bezirkskonferenz in Rum in einer Kampfabstimmung um den Bezirksparteivorsitz von Innsbruck-Land gegen seinen Herausforderer, Abg. Bernhard Höfler klar. Auf Dornauer entfielen 41 Prozent der 211 Delegiertenstimmen, auf Höfler 59 Prozent.

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Die Funktion des Bezirksparteivorsitzenden von Innsbruck-Land hatte der 41-Jährige seit dem Jahr 2014 inne. Sie ist eine machtvolle innerhalb der Landespartei, handelt es sich doch um den größten und mitgliederstärksten SPÖ-Bezirk in Tirol. Und den Bezirk mit den meisten Einwohnern und Wahlberechtigten. Mit seiner Abwahl ist Dornauer nun auch diesen Posten los, es bleibt ihm "nur" noch sein Landtagsmandat.

Höfler, seines Zeichens auch Chef der roten Gewerkschafter (FSG), war der Kandidat der neuen Parteiführung rund um den geschäftsführenden Vorsitzenden und Landeshauptmannstellvertreter Philip Wohlgemuth. Diese drängte in der Vergangenheit darauf, dass Dornauer nach seiner Jagdaffäre alle seine Positionen in der Partei aufgibt und sich komplett zurückzieht. Einer Forderung, der Dornauer nicht nachkam.

Und dies gilt auch weiterhin. Er werde sein Direktmandat behalten - und zwar jedenfalls bis zur Landtagswahl im Jahr 2027, erklärte ein sichtlich enttäuschter Dornauer vor Journalisten nach Verkündung des Wahlergebnisses. Dass die Landesparteispitze ihn aufforderte nur "temporär" im Landtag zu bleiben, beeindruckte ihn weiter nicht. Ein Mandat sei "immer temporär" - und seines laufe bis 2027, erwiderte der 41-Jährige. Er werde sich voll auf die Arbeit im "Hohen Tiroler Landtag" konzentrieren und sich auch für die Gemeinden im Bezirk Innsbruck-Land einsetzen. Gleichzeitig wolle er sich daneben natürlich auch "beruflich weiterentwickeln". Sobald eine entsprechende Tätigkeit spruchreif sei, werde er die Öffentlichkeit darüber informieren. Und ein Verbleib in der Politik über die Landtagswahl hinaus? "Jetzt machen wir die Periode fertig. Und dann: Neue Wahl, neues Spiel, neues Glück. Man wird sehen, was die Zeit bringt". Die Tiroler würden aber wissen, dass "Georg Dornauer immer ein politischer Mensch ist und bleiben wird."

Die Bezirkskonferenz hatte jedenfalls einiges an Spannung geboten. Das Veranstaltungszentrum FoRum in der roten Gemeinde Rum war rappelvoll, als es zum parteiinternen Showdown kam. Dornauer warb in einer sehr emotionalen Rede noch einmal für sich, zählte die Erfolge der SPÖ im Bezirk bei allen Wahlgängen auf und führte seine Verdienste als Landeshauptmannstellvertreter für ebendiesen ins Treffen. Gleichzeitig ging er einmal mehr ausführlich auf die Causa Jagdausflug ein: "Es war ein Fehler meinerseits. Es tut mir ausgesprochen leid. Es gibt nichts, was ich lieber rückgängig machen würde als diesen sinnlosen und verflixten Ausflug." Im Ergebnis sei aber nur das Jagdfoto mit Benko "übriggeblieben": "Dafür entschuldige ich mich." Ansonsten habe es "null geschäftliche Verbindung" und auch "keine Beraterverträge" gegeben.

Mittlerweile stelle er aber auch eine gewisse "Unverhältnismäßigkeit" in der Beurteilung seiner Person und der Affäre fest. Es werde mit "zweierlei Maß" gemessen, wenn er an Genossen denke, die "sündteure Beraterverträge" mit Benko gehabt hätten und noch vor nicht allzu langer Zeit die "Viktor Adler-Plakette" umgehängt bekommen haben, spielte er auf Ex-Bundeskanzler Alfred Gusenbauer an. "Womöglich gibt es den einen oder anderen, der die politische Figur Dornauer endgültig los werden will. Dagegen werde ich mich wehren", so der frühere oberste Tiroler Rote.

Auch die Bundespolitik verlor Dornauer - noch ganz in seiner früheren Rolle als Tiroler SPÖ-Chef - nicht aus den Augen. Man könne nicht zufrieden sein mit dem Zustand der SPÖ, er wolle mithelfen, dass diese ihren "staatstragenden" Status zurückbekomme. Zudem trat der frühere Sellrainer Bürgermeister für eine "restriktive Migrationspolitik" ein, um hier die "Hegemonie der FPÖ zu neutralisieren."

Höfer merkte in seiner Bewerbungsrede an, dass es nicht um ein "Duell und Schlagzeilen" gehen solle, sondern um "Ruhe" und Zusammenhalt in der Partei. Direkte Kritik an Dornauer vermied er zwar, aber der Nationalratsabgeordnete ließ wohl in dessen Richtung wissen: "Persönliche Eitelkeit und mediale Inszenierung haben zuletzt überhand genommen. Damit muss Schluss sein." Er stehe für Bürgerbeteiligung und Teamarbeit, die Bezirkspartei solle auch ein "notwendiger und wichtiger Partner für den Landesparteivorsitzenden sein."

Ebendieser, nämlich Wohlgemuth, ergriff in seinen kurzen Rede zwar nicht offen Partei für Höfler ("Es braucht keine Empfehlungen, auch nicht von mir"), machte dies aber indirekt mehr als deutlich. Und zwar indem er Spitzen gegen Dornauer losließ. So fiel nicht nur der Name Benko in Zusammenhang mit entlassenen Kika-Leiner-Arbeitern, sondern der Landeshauptmann-Vize gab auch zu Protokoll: "Ich bin nicht der Lauteste bei den Adabei-Medien und man trifft mich auch nicht bei den Schickimicki-Veranstaltungen: Das bin ich nicht und das werde ich auch nicht sein."

Wortmeldungen der Delegierten blieben indes Mangelware. Ebenso Solidaritätsbekundungen von Funktionären für einen der beiden Kandidaten. Die meisten warteten gebannt auf die geheime Wahl. Und entschieden dann.

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