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Auch zu Weihnachten massive russische Luftangriffe

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Rettungskräfte bei ihrem Einsatz in Charkiw
©APA/APA/AFP/SERGEY BOBOK
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Russland hat seine massiven Luftangriffe auf die Ukraine auch zu Weihnachten fortgesetzt. Laut dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj feuerte Russland Mittwoch früh mehr als 170 Raketen und Drohnen auf sein Land ab. Es ei mindestens ein Toter zu beklagen. Kreml-Chef Wladimir Putin habe "bewusst Weihnachten für die Angriffe gewählt. Was könnte unmenschlicher sein?", fragte Selenskyj. Um 05.30 Uhr (Ortszeit, 06.30 Uhr MEZ) ertönte überall in der Ukraine Raketenalarm.

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Kurz darauf teilte die ukrainische Luftwaffe mit, dass Russland Kalibr-Marschflugkörper vom Schwarzen Meer aus auf die Ukraine abgefeuert habe. Selenskyj schrieb in der Früh im Onlinedienst Telegramm, Russland habe "mehr als 70 Raketen, darunter ballistische Raketen, und mehr als 100 Angriffsdrohnen" auf die Ukraine abgefeuert. Die Angriffe hätten sich gegen die Energie-Infrastruktur gerichtet.

Explosionen wurden nach Angaben der Agentur Ukrinform auch in der Großstadt Dnipro gemeldet. Die russischen Truppen griffen zudem in der Früh die Kraftwerke des größten privaten Energieunternehmens der Ukraine, DTEK, an. Es gebe schwere Schäden, teilt das Unternehmen auf der Plattform Telegram mit. "In diesem Jahr ist es der 13. massive Angriff auf den ukrainischen Energiesektor und der zehnte massive Angriff auf die Energieanlagen des Unternehmens."

Die ukrainische Luftwaffe teilte mit, sie habe 58 von insgesamt 79 von Russland abgefeuerten Raketen abgewehrt. Es sei jedoch nicht gelungen, zwei von Russland gestartete nordkoreanische Raketen vom Typ KN-23 abzuschießen. "Es gibt leider Einschläge", teilte Selenskyj mit.

Der ukrainische Außenminister Andriy Sybiga schrieb im Onlinedienst X, dass eine der russischen Raketen die Lufträume des EU- und NATO-Mitgliedstaats Rumänien sowie von Moldau verletzt habe. Die Behörden dieser beiden Länder bestätigten dies jedoch nicht.

Das rumänische Verteidigungsministerium erklärte, es sei keine Luftraumverletzung festgestellt worden. Der moldauische Grenzschutz teilte mit, es sei zwar eine russische Rakete gesichtet worden, diese sei nach ersten Informationen aber nicht in den Luftraum des Landes eingedrungen.

Der britische Premierminister Keir Starmer verurteilte die Angriffe auf die Energieinfrastruktur der Ukraine als Teil von "Putins blutiger und brutaler Kriegsmaschinerie", die "nicht einmal an Weihnachten still steht".

Der ukrainische Stromnetz-Betreiber DTEK teilte mit, bei den jüngsten russischen Angriffen seien Wärmekraftwerke schwer beschädigt worden. "Millionen friedliebender Menschen Licht und Wärme zu verweigern, während sie Weihnachten feiern, ist ein verwerflicher und böser Akt, der beantwortet werden muss", erklärte DTEK-Chef Maxim Timtschenko.

Allein die zentralukrainische Region Dnipropetrowsk wurde nach Angaben des Gouverneurs Serhij Lysak mit 42 Raketen angegriffen. Dabei sei ein Mitarbeiter eines Wärmekraftwerks getötet worden. Bereits am Vorabend waren nach Lysaks Angaben bei einem Angriff auf die Stadt Krywyj Rih ein Mensch getötet und 17 weitere verletzt worden.

Am Weihnachtstag angegriffen wurde auch Charkiw, die zweitgrößte Stadt der Ukraine nahe der russischen Grenze. Die russischen Raketen hätten die Kesselhäuser, Wärmekraftwerke und Elektrizitätswerke der Stadt getroffen, erklärte Bürgermeister Ihor Terechow. 500.000 Menschen seien vorübergehend von der Stromversorgung abgeschnitten gewesen.

Aus der westukrainischen Region Iwano-Frankiswk wurde gemeldet, dass die Stromversorgung nach den russischen Angriffen inzwischen wiederhergestellt sei. Der Weihnachtsmorgen habe "wieder einmal gezeigt, dass dem Aggressorland nichts heilig ist", hatte die Chefin der Regionalverwaltung, Switlana Onyschtschuk, zuvor erklärt.

In der Ukraine wurde das Weihnachtsfest zum zweiten Mal offiziell am 25. Dezember statt wie früher am 7. Jänner gefeiert. Im vergangenen Jahr hatte die Regierung das Datum verschoben, um sich vom den Weihnachtsterminen in Russland zu distanzieren.

Russland meldete seinerseits am Mittwoch insgesamt fünf Tote durch ukrainische Drohnenangriffe in der russischen Grenzregion Kursk sowie in der Kaukasusregion Nordossetien.

Laut Nordossetiens Regionalpräsident Sergej Meniajlo kam eine Frau bei einem Brand in einem Einkaufszentrum ums Leben, das durch Trümmer einer abgeschossenen Drohne ausgelöst worden war. Bei einem ukrainischen Angriff in der Stadt Lgow in der Region Kursk wurden vier Menschen getötet und fünf verletzt, wie der dortige Gouverneur Alexander Chinschtein mitteilte.

Der russische Angriffskrieg in der Ukraine dauert seit bald drei Jahren an. Seit Februar 2022 greift Russland dabei immer wieder die ukrainische Energieinfrastruktur an. Mit dem Beginn dieses Winters hat Russland seine Luftangriffe massiv verstärkt. Zugleich setzt Moskau auf das stetige Vorrücken seiner Bodentruppen im Osten des Landes.

Vorläufigen Berichten zufolge seien mehr als 50 Raketen und eine "signifikante" Zahl von Drohnen abgefangen worden, teilte Selenskyj mit. Doch nicht alle Angriffe hätten abgewehrt werden können. Techniker arbeiteten daran, die Stromversorgung so schnell wie möglich wieder herzustellen.

Es hatte landesweit Luftalarm in der Ukraine gegeben. Selenskyj warf Russlands Präsidenten Wladimir Putin vor, die Angriffe bewusst an Weihnachten befohlen zu haben. "Was könnte unmenschlicher sein?", fragte er.

Am Vortag kam bei einem russischen Raketenangriff auf die südostukrainische Stadt Krywyj Rih mindestens ein Mensch ums Leben und gut ein Dutzend weitere wurden verletzt. Eine Frau sei am Heiligen Abend lebend aus den Trümmern eines von russischen Raketen getroffenen Hauses gerettet worden, teilte die Militärverwaltung der Stadt mit. Die Zahl der Verletzten lag am Abend bei mindestens 15, davon waren 14 im Krankenhaus.

"Russen sind Mörder", schrieb der Chef der Präsidialverwaltung, Andrij Jermak, auf Telegram zu einem Foto eines zerstörten Hauses. Nichts sei den Russen heilig, sie zeigten keine Menschlichkeit. Die Heimatstadt von Präsident Selenskyj war in der Vergangenheit immer wieder Ziel von zerstörerischen Raketen- und Drohnenangriffen.

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