von
Der Bürgermeister hatte im Dezember Fotos von Verletzungen im Gesicht veröffentlicht und angegeben, von einem Unbekannten im Schlosspark tätlich angegriffen worden zu sein. Von Anfang an hatte es Zweifel an dieser Darstellung gegeben. Im Strafverfahren werde der Bürgermeister jetzt nicht mehr als Opfer, sondern als Beschuldigter geführt, bestätigt Erich Habitzl, Sprecher der Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt, dem "Kurier". Am Donnerstag sei Koza von der Polizei darüber informiert worden, dass er zu einer Einvernahme zu erscheinen habe.
Die angebliche Attacke soll im Dezember 2024 spätabends auf dem Heimweg vom Gemeindeamt im Vösendorfer Schlosspark passiert sein, hatte der Bürgermeister behauptet. Ein unbekannter Angreifer habe ihm ins Gesicht geschlagen, zudem gedroht, er würde die Gemeinderatssitzung am darauffolgenden Tag nicht überleben.
Koza erstattete Anzeige und suchte das Krankenhaus für eine Röntgenuntersuchung auf. Die Gemeinderatssitzung wurde daraufhin von der Polizei überwacht, verlief aber ohne Zwischenfälle. Die Polizeiinspektion Vösendorf und das Landesamt für Staatsschutz und Extremismusbekämpfung (LSE) nahmen Ermittlungen auf.
Diese brachten nun die Wende. Aufgrund neuer Ermittlungsansätze sei eine "Beschuldigtenvernehmung" des Bürgermeisters angeordnet worden, bestätigt Habitzl laut "Kurier". Die Einvernahme soll durch die Polizei und LSE in den kommenden Tagen stattfinden. "Wir erwarten dann einen Abschlussbericht", erklärt Habitzl. Danach werde über einen möglichen Strafantrag wegen des Verdachts der Vortäuschung einer mit Strafe bedrohten Handlung entschieden.
Kurz nach Erscheinen des ersten Berichts über die Vorwürfe am Donnerstag kündigte Koza auf Facebook seinen Rücktritt an. "Das letzte Jahr war für meine Familie und mich eines der schlimmsten unseres Lebens. Ich habe Fehler gemacht und wurde dafür medial zerrissen", schrieb er. Nach der vorgezogenen Gemeinderatswahl im Mai 2024 habe er gehofft, dass "wieder Ruhe einkehrt". Doch: "Die persönlichen Angriffe und ständigen Anzeigen gegen mich und meine Frau wurden mehr anstatt weniger."
Diese Situation habe ihn "psychisch mehr belastet, als ich zugeben wollte und konnte", gab er zu: "Ich wollte mich in eine Opferrolle bringen, in der Hoffnung, dass die persönlichen Angriffe damit endlich aufhören." Nun aber müsse er sich eingestehen, dass er "Grenzen überschritten" und Menschen verletzt habe. "So bin ich nicht und so wollte ich auch nie sein." Deshalb sei er "zu dem Entschluss gelangt, dass ich mir professionelle Hilfe suchen und daher mein Bürgermeisteramt zurücklegen werde."
Gegen den Lokalpolitiker hatte bereits 2024 die Staatsanwaltschaft ermittelt, weil er eine private Anwaltsrechnung manipuliert hatte, um sich die Kosten von der Gemeinde refundieren zu lassen. Koza zahlte die Summe zurück, das Verfahren wurde durch eine Diversion erledigt, Ermittlungen wegen weiterer Anschuldigungen wurden eingestellt.
Vorgezogene Neuwahlen in Vösendorf bescherten Kozas ÖVP-Liste danach im Mai 2024 deutliche Zugewinne, man sicherte sich die absolute Mehrheit im Gemeinderat.
"Private Rechnungen aus der Stadtkasse zahlen und einen Angriff erfinden, um sich dann als armes Opfer in den sozialen Medien darzustellen. Aber das passt alles zum System Koza und zur ÖVP", reagierte FPÖ-Landesparteisekretär Alexander Murlasits Donnerstagabend in einer Aussendung auf die Enthüllungen: "Dass ein Politiker eine Prügelattacke erfindet, ist ein starkes Stück. Mit dem Rücktritt zieht Koza die einzig richtige Konsequenz und sucht sich professionelle Hilfe. Das muss man akzeptieren."