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Apothekerkammer vermisst Mut bei neuer Regierung

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Mursch-Edlmayr: "Gesprächsbasis zu allen gut"
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Die Apothekerkammer vermisst bei der neuen Bundesregierung noch "Mut zur Veränderung" im Gesundheitssystem. Es könnten innerhalb der bestehenden Gesetzeslage und budgetären Mittel "sofort wirksame Verbesserungen" erzielt werden, sagte Apothekerkammer-Präsidentin Ulrike Mursch-Edlmayr beim Apothekerkongress in Schladming. Die Politik oder die Sozialversicherung müssten das "in die Hand nehmen". Handlungsbedarf bestehe bei Prävention, Telemedizin und der Patientensteuerung.

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"Wir fordern ein bundesweites Präventionskonto für jede Österreicherin und jeden Österreicher", sagte Mursch-Edlmayr im Gespräch mit der APA. Jeder bekomme darin Vorsorgetests oder Impfungen zur Verfügung gestellt oder auch Risikopersonen für bestimmte Krankheiten speziell auf sie zugeschnittene Vorsorgeuntersuchungen. Das könne in der E-Card aufscheinen und so daran erinnert werden "und ich habe einen Überblick, was wird in Anspruch genommen".

Im Vorjahr wurden in 50 Kärntner Apotheken gemeinsam mit dem Land Kärnten knapp 5.200 Diabetes-Tests durchgeführt, nannte Mursch-Edlmayr als Beispiel. "Dabei wurden 1.923 Fälle von Prädiabetes und 178 Diabeteserkrankungen erkannt und zur ärztlichen Betreuung weitergeleitet." Bei einer Test-Aktion in Wien wurden bei 15 Prozent der Studienteilnehmenden Prädiabetes und bei fünf Prozent Diabetes festgestellt. Die Kosten nicht erkannter diabetesbezogener Folgeerkrankungen betragen pro Jahr und Patient bis zu mehrere zehntausend Euro. Ein Blutzuckertest in der Apotheke inklusive persönlicher Beratung koste dagegen nur rund 25 Euro.

Im Regierungsprogramm von ÖVP, SPÖ und NEOS stehe, das telemedizinische Angebot soll ausgebaut werden, aber keine konkrete Maßnahme dazu, kritisierte die Apothekerkammer-Präsidentin. Sie forderte die Einführung einer telemedizinischen Kassenordination vorerst zumindest in Randzeiten von Freitagnachmittag bis Samstagmittag.

Wenn in einer Apotheke festgestellt werde, ein Patient benötigt medizinische Versorgung und der Arzt ordiniert nicht, dann soll sich der Patient direkt in der Apotheke mit einem telemedizinischen Arzt verbinden. Zur Unterstützung könne die Apotheken dem Arzt bei Bedarf Labordaten aus modernen Analysegeräten übermitteln. Der Arzt erstelle eine Diagnose, stelle ein E-Rezept aus und der Patient könne nach rund einer Viertelstunde mit einem passenden Medikament aus der Apotheke nach Hause gehen statt eventuell zunächst ein Spital aufzusuchen. "Das ist eine sehr effiziente und elegante Patientenstromlenkung", sagte Mursch-Edlmayr.

Die Dreierkoalition will laut ihrer Übereinkunft die Einführung von nicht näher definierten Gesundheitslotsen prüfen. "Wir haben 7.000 Apothekerinnen und Apotheker, die das schon jetzt machen und noch viel umfassender machen können", hieß es seitens der Kammer. Die Apotheke sei schon jetzt oft die erste Anlaufstelle.

Im Regierungsprogramm würden "Themenbereiche skizziert", aber wenig bis keine Maßnahmen dazu, auch nicht zum geplanten Ausbau der Gesundheitskompetenz, so Mursch-Edlmayr. Ob die Einrichtung einer eigenen Staatssekretärin für Gesundheit im Sozialressort eine Stärkung des Gesundheitsbereichs bringt, bleibe abzuwarten. "Die Gesprächsbasis zu allen ist gut", betonte Mursch-Edlmayr. An Ideen zur Verbesserung der Gesundheitsversorgung mangele es nicht, wichtig sei aber, dass eine mögliche Umsetzung offen und breit diskutiert werde. "Wir brauchen schnellstmöglich einen Gesundheitsgipfel mit allen Gesundheitsberufen sowie den Spitzenvertretern aus Politik und Sozialversicherung. Denn die bevorstehenden Herausforderungen lassen sich nur gemeinsam lösen", betonte die Apothekerkammer-Präsidentin.

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