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Alles ORF oder was? Spannung um Servus und Puls

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Die Konzentration auf das Medienkapitel im Regierungsprogramm verengt den Blick auf den ORF. Österreichs größte Privatsender stehen vor entscheidenden Umbrüchen, die sich den Koalitionären entziehen. Die Wettbewerbsbehörde hat einmal schon vorsorglich zugestimmt.

Missdeutiger als Zuckerlkoalition könnte die Bezeichnung kaum sein für eine Regierung, die dem Volk vor allem auferlegen wird, die Gürtel enger zu schnallen. Doch je weniger inhaltliche Einigungen der schwarzrotpinken Verhandler bekannt werden, desto mehr steigt das Interesse an ihren personellen Beauftragungen.

Für das Medienressort gilt dies besonders, weil Ex-ORF-Chef Alexander Wrabetz, falls er gar Finanzminister wird, seinem angestammten Metier zugunsten von Eva-Maria Holzleitner untreu würde. So das jüngste Gerücht über SPÖ-Kandidaten, denen der unter ÖVP-Ägide zum Wrabetz-Stürzer und Generaldirektor avancierte Roland Weißmann mit gemischten Gefühlen entgegenblickt. Martin Biedermann, ein Beirat jenes SK Rapid, dessen Präsident Wrabetz noch ist, könnte vom Marketing- und Kommunikationsleiter zum Generalsekretär aufsteigen. Nicht von Rapid, sondern des ORF.

Wegscheider geht. Wer kommt?

Wessen Medieninteresse über Küniglberg-Umtriebe hinausreicht, wird anderorts fündig. Red Bull-Tochter ServusTV rührt ebenso um wie ProSiebenSat.1, die Mutter von Puls 4/ATV. Bei Österreichs stärkstem Privatprogramm geht Ferdinand Wegscheider im Herbst als Intendant in Pension. Doch sein Wochenkommentar bleibt. Der Umgang damit wird entscheidend für ein Nachfolgespiel.

Da Ex-ORF-Chefredakteur Matthias Schrom seit Ende des FPÖVP-Koalitionsprojekts kaum auf den Küniglberg zurückkehrt, gerät er als Servus-Gesamtredaktionsleiter zum Rivalen von Programmdirektor Goetz Hoefer. Dietmar Otti, der Global Head Of Media von Red Bull, und über ihm Geschäftsführer Oliver Mintzlaff könnten das erste Reihe fußfrei beobachten. Doch der Konzern tickt anders als der ORF.

Breitenecker pokert – sehr hoch

Das gilt auch für ProSiebenSat.1 (P7S1), wo der gefühlt ewige Austro-Statthalter Markus Breitenecker seit April 2024 als COO fuhrwerkt, also das laufende Geschäft von Europas zweitgrößtem Privat-TV-Anbieter hinter RTL leitet. Dazu hat er Wegbegleiter Michael Stix von Wien nach München als Chief Sales Officer für den gesamten deutschen Sprachraum mitgenommen. Derart rückenfrei betreibt der juvenil agierende 56-jährige Hoody-Träger seit Monaten eine Charme-Offensive für die konzern-eigene Streaming-Plattform Joyn.

Dass er in Österreich das Kunststück zuwege brachte, dort auch die ORF-Programme einzubetten, hat seinen Aufstieg in die deutsche Zentrale mitbewirkt, wo der Vorstand unter starkem Druck des Hauptgesellschafters Media For Europe der Familie von Silvio Berlusconi steht.

Breiteneckers jüngster Coup überlagert aber sogar bayerische Vorbehalte – u. a. von Ministerpräsident Markus Söder – gegen die Italiener. Der Wiener hat die Mediatheken von ARD und ZDF ohne deren Einwilligung bei Joyn eingebettet. „Raubrittertum“ nennt das der neue ARD-Vorsitzende Florian Hager. Die Aktie von P7S1 erlebte unterdessen zwölf Prozent Kursgewinn. Der galt aber einem erwarteten Übernahmeangebot der Berlusconis. Österreichs Wettbewerbsbehörde hat einen solchen Schritt bereits vor einem Jahr genehmigt. In Sachen Medien interessiert hier alles außer ORF (zu) wenig.

Was meinen Sie? Schreiben Sie mir: pp@plaikner.at

Dieser Beitrag ist ursprünglich in der News-Printausgabe Nr. 9/2025 erschienen.

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