Der 1. Mai, der Tag der Arbeit, wurde in Österreich zum ersten Mal im Jahr 1890 begangen. Was an arbeitsfreien Tag gefeiert wird und wann er zum Staatsfeiertag geworden ist.
1. Welche historische Bedeutung hat der "Tag der Arbeit"?
Angefangen hat alles in Australien, dort kam es am 1. Mai 1856 zu Massendemonstrationen. Gefordert wurde bereits damals ein 8-Stunden-Tag. Jahre später griff die nordamerikanische Arbeiterbewegung diesen Tag erneut auf. Am 1. Mai 1886 streikten Arbeiter in Chicago unter Führung der Gewerkschaften für die Einführung des 8-Stunden-Arbeitstages - statt 12 Stunden. Der Protest in Chicago endete jedoch nach einigen Tagen blutig, mehrere Menschen starben unter anderem, weil eine Bombe in die Menge am Haymarket-Square geworfen wurde. Zahlreiche weitere Personen wurden verletzt. Daraufhin wurden acht Organisatoren des Streiks angeklagt und in einem umstrittenen Prozess für schuldig befunden. Vier Todesurteile wurden vollstreckt.
Die Forderungen der Arbeiter verstummten aber nicht: 1889 fand ein Internationaler Arbeiterkongress in Paris statt, der dazu aufrief, jedes Jahr einen "Kampftag der Arbeiterklasse" zu begehen. Ein Jahr später, 1890, machten Arbeiter zum ersten Mal mit weltweiten Massendemonstrationen unter dem Motto "Heraus zum 1. Mai" auf ihre Anliegen aufmerksam - auch in Österreich gingen die Menschen auf die Straße.
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2. Seit wann ist der 1. Mai in Österreich ein Staatsfeiertag?
Am Brüsseler Kongress der Zweiten Internationalen (ein Zusammenschluss von Arbeiterorganisationen aus unterschiedlichen Ländern) von 1891 wurde schließlich beschlossen, den 1. Mai künftig jährlich zu begehen. Zu dem Zeitpunkt hieß der Tag der Arbeit noch "Festtag der Arbeiter aller Länder, an dem die Arbeiter die Gemeinsamkeit ihrer Forderungen und ihre Solidarität bekunden sollen". In Österreich fanden fortan am 1. Mai Kundgebungen zunächst im Prater und später auf der Wiener Ringstraße statt.
Heute ist der "Tag der Arbeit" in Österreich und vielen anderen Ländern weltweit ein gesetzlicher Feiertag. Zum "allgemeinen Ruhe- und Festtag" wurde der 1. Mai allerdings erst nach dem Ende der Monarchie: Im Jahr 1919 beschloss die Nationalversammlung, den 1. Mai zum Staatsfeiertag zu machen.
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Die Errungenschaft hielt allerdings nicht lange: Unter der Regierung Dollfuß wurden 1933 die Maifeiern verboten und das NS-Regime benannte den Feiertag in "Tag der nationalen (deutschen) Arbeit" um. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde der Tag der Arbeit, am 1. Mai, wieder ein gesetzlicher Feiertag. Im Bundesgesetzblatt Nr. 173/1949 vom 20. August 1949 wird der 1. Mai als Staatsfeiertag bezeichnet. Und das ist er bis heute.
Der 1. Mai 1955 war ganz den Moskauer Staatsvertragsverhandlungen - und damit der Aussicht auf ein freies, neutrales und unabhängiges Österreich - gewidmet. Am 15. Mai 1955 wurde schließlich im Wiener Schloss Belvedere der Staatsvertrag vom österreichischen Außenminister Leopold Figl und den Außenministern der vier alliierten Staaten (USA, Großbritannien, Frankreich und der Sowjetunion) unterzeichnet.
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3. Was waren damals die zentralen Forderungen?
Der 1. Mai spielt in Österreichs Geschichte eine wichtige Rolle: Unter den Delegierten vom Internationaler Arbeiterkongress in Paris 1889 befanden sich 7 Vertreter aus Österreich, die von Victor Adler, dem Gründer der österreichischen Sozialdemokratie, angeführt wurden. Adler setzte auf eine Durchsetzung der Arbeiterrechte mit demokratischen Mitteln. Er machte sich unter anderem vor allem für das allgemeine Männerwahlrecht stark
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Die zentralen Forderungen in den Anfangsjahren der österreichischen Arbeiterbewegung waren:
das allgemeine (Männer-)Wahlrecht
der 8-Stunden-Tag; die Parole der Wiener Sozialdemokraten lautete: Wiener Sozialdemokraten "8-8-8" (Acht Stunden Arbeit, acht Stunden Schlaf, acht Stunden Erholung)
eine Altersversorgung
eine Witwen- und Waisenversorgung
4. Wie wird der 1. Mai heute gefeiert?
Ab 1945 hat man den Tag der Arbeit am 1. Mai in etwa so gefeiert, wie man das heute kennt: nahmen die Feiern zum 1. Mai - nun wieder der "Tag der Arbeit" - allmählich die uns heute vertraute Gestalt an.
Am 1. Mai ist in ganz Österreich schul- und arbeitsfrei. Der Tag der Arbeit ist in den Städten vor allem von Feiern der politischen Parteien - allen voran der SPÖ - geprägt. Die Sozialdemokraten begehen den Tag beispielsweise traditionell mit dem Maiaufmarsch. Aufgrund der Corona-Pandemie waren die Feierlichkeiten zwischenzeitlich auf Online-Kundgebungen beschränkt. 2022 findet der Maiaufmarsch wie gewohnt statt. Bei den Kundgebungen in Österreichs Hauptstadt halten üblicherweise die Granden der SPÖ, wie SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner, und die Spitze der Arbeiterkammer Reden. Mehrere tausend Menschen besuchten in der Vergangenheit jährlich den Maiaufmarsch in Wien.
Am Land ist der 1. Mai auch eng mit dem Brauchtum des Maibaumaufstellens verbunden. Dieser Brauch ist viel älter als der Tag der Arbeit und soll auf germanische Bräuche zurückgehen. Der geschmückte, entastete und entrindete Maibaum wird in Österreich am Vorabend des 1. Mai aufgestellt - meist am Dorfplatz. Der Baum gilt als Symbol der Freude und Fruchtbarkeit. Zur Tradition zählen außerdem das Maibaumkraxeln - hier können sich Mutige in Kletterwettkämpfen messen - und das Maibaumstehlen - dabei wird der Maibaum der Gemeinde "gestohlen".
5. Wie wird der Tag der Arbeit international gefeiert?
Der Tag der Arbeit, der 1. Mai, wird in vielen Ländern weltweit gefeiert. Hier finden Sie eine Übersicht, welche Staaten diesen Tag begehen:
Der 1. Mai international | |
---|---|
Länder | Beschreibung |
Österreich | gesetzlicher Feiertag und Feiern zum 1. Mai |
Deutschland | gesetzlicher Feiertag und Feiern zum 1. Mai |
Schweiz | kantonal geregelter, gesetzlicher Feiertag |
Belgien | gesetzlicher Feiertag |
Luxemburg | gesetzlicher Feiertag |
Liechtenstein | gesetzlicher Feiertag |
Frankreich | gesetzlicher Feiertag, Maiglöckchen als Symbol des Frühlings werden verschenkt |
Italien | gesetzlicher Feiertag (Festa del Lavoro), wird in Rom im Rahmen eines Musikfestivals gefeiert |
Griechenland | gesetzlicher Feiertag, geht oft mit Protesten und Kundgebungen der linken Parteien einher |
Portugal | gesetzlicher Feiertag (Dia do Trabalhador), |
Spanien | gesetzlicher Feiertag, wieder begangen ab 1977 nach der Diktatur von Franco |
Russland | gesetzlicher Feiertag, wird als "Tag des Frühlings und der Arbeit" begangen |
Kroatien | gesetzlicher Feiertag |
Tschechien | gesetzlicher Feiertag, mit zahlreichen politischen Veranstaltungen |
Ungarn | gesetzlicher Feiertag (Munka ünnepe) |
Slowakei | gesetzlicher Feiertag |
Polen | gesetzlicher Feiertag |
Slowenien | gesetzlicher Feiertag |
Bulgarien | gesetzlicher Feiertag |
Schweden | gesetzlicher Feiertag |
Norwegen | gesetzlicher Feiertag |
Finnland | gesetzlicher Feiertag (Vappu); das Fest des Frühlings, der Studenten und der Arbeiter |
Vereinigtes Königreich | Labor Day, kein gesetzlicher Feiertag, aber Feiern zum 1. Mai |
Irland | kein gesetzlicher Feiertag, aber Feiern zum 1. Mai |
USA | Labor Day, ist ein Gedenktag der Arbeiterbewegung und ein gesetzlicher Feiertag |
Kanada | Labor Day, ein gesetzlicher Feiertag |
Australien | Labor Day, ein gesetzlicher Feiertag |
Neuseeland | Labor Day, ein gesetzlicher Feiertag |
Ägypten | gesetzlicher Feiertag, grundsätzlich arbeits- und schulfrei |
Äquatorialguinea | gesetzlicher Feiertag |
Marokko | gesetzlicher Feiertag |
Gambia | gesetzlicher Feiertag |
Algerien | gesetzlicher Feiertag |
Tunesien | gesetzlicher Feiertag |
Burkina Faso | gesetzlicher Feiertag |
Tansania | gesetzlicher Feiertag |
Kenia | gesetzlicher Feiertag |
Mosambik | gesetzlicher Feiertag |
Äthiopien | gesetzlicher Feiertag |
Argentinien | gesetzlicher Feiertag (Día Internacional del Trabajador) |
Brasilien | gesetzlicher Feiertag |
Chile | gesetzlicher Feiertag |
Costa Rica | gesetzlicher Feiertag |
Ecuador | gesetzlicher Feiertag |
El Salvador | gesetzlicher Feiertag |
Honduras | gesetzlicher Feiertag |
Kolumbien | gesetzlicher Feiertag |
Mexiko | gesetzlicher Feiertag |
Peru | gesetzlicher Feiertag |
Uruguay | gesetzlicher Feiertag, Feierlichkeiten der Gewerkschaften |
Indonesien | gesetzlicher Feiertag (Hari Buruh) |
Kambodscha | gesetzlicher Feiertag, arbeitsfrei und die Schulen sowie die meisten Geschäfte haben geschlossen |
Malaysia | gesetzlicher Feiertag, arbeitsfrei und die Schulen sowie die meisten Geschäfte haben geschlossen |
Südkorea | gesetzlicher Feiertag, Bankfeiertag (Banken wickeln keine Geschäfte ab) |
Thailand | gesetzlicher Feiertag, Bankfeiertag |
Vietnam | gesetzlicher Feiertag |
Philippinen | gesetzlicher Feiertag |
Nordzypern | gesetzlicher Feiertag (wie in der Türkei) |
Türkei | gesetzlicher Feiertag, Tag der Arbeit und Solidarität |
Syrien | gesetzlicher Feiertag |
China | gesetzlicher Feiertag, Beschäftigte erhalten arbeitsfreien Tag zusätzlich, wenn Feiertag auf Samstag oder Sonntag fällt |
Indien | kein gesetzlicher Feiertag, aber Festtag und Kundgebungen von Gewerkschaften |
Japan | kein gesetzlicher Feiertag, stattdessen Gewerkschafts-Kundgebungen und Arbeitsdanktag am 23. November |
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