Mit „Rhenium-188” bietet das Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in Graz am Institut für Nuklearmedizin eine Behandlungsmethode ohne Narkose und Operation an.
Am Institut für Nuklearmedizin des Krankenhauses der Barmherzigen Brüder in Graz wird mit „Rhenium-188” eine neue Therapie bei weißem Hautkrebs angeboten. Das Besondere an dieser Behandlungsmethode: Sie ist schmerzfrei und funktioniert ohne Narkose und Operation.
Primaria Dr. Gabriela Binder-Pötsch, die das Institut für Nuklearmedizin leitet, erklärt dazu: „Die lokale Therapie mit Rhenium-188 eignet sich für die Behandlung von weißem Hautkrebs, im speziellen von Basalzellkarzinomen oder Plattenepithelkarzinomen. Primär werden diese Hauttumore operativ entfernt. Da sie aber an eher lichtexponierten Stellen, wie Kopf und Hals, auftreten, kann eine OP mitunter recht aufwendig und mit kosmetischen Einschränkungen verbunden sein.”
Alternativen zur Operation könnten zum Beispiel eine Kryotherapie, Curettage und Elektrodesikkation, die Laserablation, die photodynamische Therapie, eine Lokaltherapie mit speziellen Cremes/Salben, oder eine Strahlentherapie sein, verrät Binder-Pötsch. „Auch gibt es die Möglichkeit von sogenannten systemischen Therapien, wie zum Beispiel die Immuntherapie. Mit der Rhenium Skin Cancer Therapy, kurz ReSCT, haben wir aber nun eine weitere Möglichkeit, weißen Hautkrebs schmerzfrei, ohne operativen Eingriff, zu behandeln“, so die Primaria. Denn wenn man schon einmal ein Basalzellkarzinom oder ein Plattenepithelkarzinom hatte, sei auch die Wahrscheinlichkeit hoch, dass dieses erneut auftritt erklärt die Ärztin. Dies könne unter Umständen eine neuerliche Operation erschweren.
So läuft die Behandlung ab
Primaria Binder-Pötsch erklärt den Ablauf der Rhenium-188-Behandlung: „Bei uns erfolgt derzeit die Zuweisung über die HNO-Abteilung des Hauses. Der Kliniker stellt die Diagnose, macht eine Biopsie und organisiert die Nachkontrollen. Wir müssen im Vorfeld wissen, wie tief der Krebs in die Haut wächst. Das Rhenium-188 ist ein Beta-Strahler mit einer Eindringtiefe von zwei bis drei Millimetern und eignet sich somit gut für oberflächliche Hauttumore. Wurde im Vorfeld alles abgeklärt, kommt der Patient am Therapietag zuerst zum HNO-Arzt in unsere Ambulanz. Hier wird die zu behandelnde Stelle mit einem Stift umrissmarkiert. Anschließend kommt er zu uns in die Nuklearmedizin. Wir bringen eine dünne Folie auf die Haut auf. Auf diese Folie wird dann im markierten Bereich eine radioaktive Paste mit einem speziellen Applikator aufgetragen.“
Nach einer errechneten Einwirkzeit – abhängig von Größe und Tiefe des Hauttumors – wird die Folie samt der Paste abgezogen und der Patient kann im Anschluss das Institut verlassen. Es braucht keine Narkose, keine Anästhesie. Die einzige wirkliche Einschränkung ist eine bestehende oder vermutete Schwangerschaft. Mit der Folie wird auch die radioaktive Strahlenquelle entfernt und somit gibt es auch keine weitere Strahlenbelastung mehr für die Patienten.
So wirkt die Rhenium Skin Cancer Therapy
Die medizinische Wirkung der Rhenium-SCT basiert auf der lokalen direkten zellzerstörenden Wirkung der Beta-Strahlung, welche sowohl den lokalen Zelltod, als auch in weiterer Folge eine lokale Reaktion des körpereigenen Abwehrsystems auslöst.
Die Therapie wird ambulant durchgeführt. In der Regel ist eine einmalige Anwendung ausreichend. Die Nebenwirkungen sind gering und beschränken sich auf das Behandlungsareal. Die vollständige Heilung kann bis zu drei Monate dauern, in seltenen Fällen auch bis zu 6 Monate.