Das LKH Graz II setzt mit einer modularen Bauweise neue Maßstäbe: Ein innovativer Holzbau ermöglicht flexible Nutzung und Wiederverwendung. Ein Vorzeigeprojekt für nachhaltiges Bauen im Gesundheitswesen.
Krankenhäuser stehen vor der Herausforderung, sich kontinuierlich an neue medizinische Anforderungen anzupassen. Mit einem wegweisenden Bauprojekt am LKH Graz II, Standort Süd, zeigt die Steiermärkische Krankenanstaltengesellschaft m.b.H. (KAGes), wie sich Flexibilität und Nachhaltigkeit vereinen lassen.
Im Rahmen eines Forschungsprojekts wurde nun ein innovativer Holzbau auf seine Wiederverwendbarkeit hin analysiert. Anlass für den Einblick in das zukunftsweisende Baukonzept war der „Global Recycling Day“.
Modulares Konzept für maximale Flexibilität
Um Generalsanierungen während des laufenden Krankenhausbetriebs effizient durchführen zu können, errichtete die KAGes 2017 und 2020 eine temporäre Ausweichstation mit einer Nutzfläche von 1.400 Quadratmetern. Ein entscheidender Vorteil: Rund die Hälfte des Gebäudes kann bei geänderten Anforderungen an einen anderen Standort transferiert werden.
„Die 18 Patientenzimmer bestehen aus vorgefertigten Raumzellen in Holzbauweise und können per Kran verladen und andernorts wieder aufgebaut werden“, erklärt DI Rupert Richter-Trummer, Projektleiter der KAGes. Dank der modularen Konstruktion sind die Einheiten bis zu vier Stockwerke hoch stapelbar und durch Gänge aus Brettsperrholz verbunden. Auch zentrale Funktionsräume wie Therapiebereiche und Pflegestützpunkte wurden nach diesem Prinzip errichtet.
Ein weiterer Vorteil dieser Bauweise ist die kurze Errichtungszeit: Das Gebäude war in nur sechs Monaten schlüsselfertig – eine erhebliche Reduktion der Bauzeit, die auch die Beeinträchtigungen für den Krankenhausbetrieb minimierte.


Am LKH Graz II wurden die Holzbauten für psychiatrische Patient*innen in Modulen gebaut, die versetzt werden können.
© Paul Ott„Build.Re-Use“ untersucht Kreislaufwirtschaft im Bau
Aufgrund seines innovativen Konzepts wurde das Gebäude als Fallstudie für das Forschungsprojekt „Build.Re-Use“ herangezogen. Unter Leitung des AEE INTEC – Institut für Nachhaltige Technologien untersuchte die Studie, wie Gebäude so gestaltet werden können, dass ihre Komponenten möglichst einfach wiederverwendet werden können. Ziel ist es, anhand von Best-Practice-Beispielen neue Standards für nachhaltiges Bauen zu entwickeln.
„Unser Gebäude wurde im Rahmen der Analyse in alle Einzelteile zerlegt und auf ihre Wiederverwertbarkeit geprüft“, so Thomas Hofer, KAGes-Direktor für Technik und IT. Die Erkenntnisse fließen in den KAGes-eigenen Zielsetzungskatalog für nachhaltiges Bauen ein und helfen, weitere Optimierungspotenziale zu identifizieren.
Ein Modell für die Zukunft
Die KAGes setzt bereits konsequent auf die Verwendung wiederverwendbarer Materialien und rückbaufähige Konstruktionen. Durch die bewusste Vermeidung verklebter Materialien können Bauteile im Falle eines Umbaus oder Abbaus unbeschädigt weiterverwendet werden. Dennoch bleiben offene Fragen, insbesondere in Bezug auf Haftungsaspekte beim Einsatz bereits genutzter Bauteile.
„Dieses Projekt zeigt, dass nachhaltiges Bauen nicht nur ökologisch sinnvoll, sondern auch wirtschaftlich machbar ist“, betont Hofer. Das Vorhaben am LKH Graz II könnte somit als Modell für zukünftige Krankenhausbauten dienen – mit positiven Auswirkungen auf die gesamte Bauwirtschaft.
Daten & Fakten
Projekt: Errichtung einer modularen Ausweichstation am LKH Graz II (Baujahre 2019/2020)
Fläche: 1.459 m² Nettogrundrissfläche
Kapazität: 18 Patientenzimmer (36 Betten), 3 Tagräume, 4 Therapieräume, Pflegestützpunkt, Lagerflächen
Errichtungszeit: 6 Monate
Geplante Nutzung: 15 bis 20 Jahre, mit potenzieller Verlegung einzelner Module
Baukosten: ca. 6 Millionen Euro