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Bereits am heutigen Mittwoch (19 Uhr) lädt das Literaturmuseum, wo derzeit die Ausstellung "ich denke in langsamen Blitzen" zu sehen ist, zum Konzertabend "Goldberg und Mayröcker", in dem das Trio des "Goldberg Projekts" eine Auswahl aus Bachs "Goldberg-Variationen" auf Ausschnitte aus Friederike Mayröckers Prosawerk "brütt oder Die seufzenden Gärten" (1998) treffen lässt, das von Johanna Orsini vorgetragen wird. (www.onb.ac.at) Die Sonderausstellung kann noch bis zum 16. Februar besucht werden, an Mayröckers Geburtstag am 20. Dezember finden um 13, 15 und 17 Uhr kostenlose Führungen statt.
"Ich schreibe für Nervenmenschen" nennt sich eine Hommage am Freitag (13. Dezember) im Literaturhaus Wien, in deren Rahmen die Filmemacherin und Autorin Carmen Tartarotti noch nie gezeigtes Filmmaterial zeigt, das im Zuge ihrer filmischen Mayröcker-Porträts "1 Häufchen Blume 1 Häufchen Schuh" (1989) und "Das Schreiben und das Schweigen" (2008) entstanden ist. Ein Kurzvortrag über ihren intensiven Dialog mit Mayröcker hält die Übersetzerin Juliana Kaminskaja aus St. Petersburg, weiters sprechen Jurorinnen des 2025 startenden "Poets-in-Residence-Programms" in Mayröckers früherer Wohnung über ihre Tätigkeit. Und schließlich zeigt Edith Schreiber, langjährige Vertraute der Dichterin, zahlreiche Bilder und Schnappschüsse aus der gemeinsamen Zeit. (www.literaturhaus-wien.at)
An Mayröckers Geburtstag schließlich lädt die Alte Schmiede zu "Werkresonanzen": Dabei lesen Autorinnen und Autoren wie Margret Kreidl, Elisabeth von Samsonow oder Michael Hammerschmid aus dem soeben erschienenen Würdigungsband "vielleicht ist es so, dasz man weiter Gespräche führen kann.." (Sonderzahl Verlag), im Anschluss wird Othmar Schmiderers Film "FernGespräch/NahAufnaheme" mit Mayröcker und Bodo Hell gezeigt, bevor Frieda Paris ihre Komposition "Herzbefellt, ein Nachrufen" vorstellt. ((https://alte-schmiede.at) Zum Finale liest Marcel Beyer aus dem von ihm herausgegebenen Band "Gesammelte Gedichte (2004-2021)". (ISBN 978-3-518-43207-5)
Damit setzt der Autor sein herausgeberisches Mammut-Werk der gesammelten Gedichte von 1939-2003 fort, das zu Mayröckers 80. Geburtstag veröffentlicht wurde. In den Jahren danach sei Mayröcker "noch einmal in eine ganz neue Richtung aufgebrochen", erläutert Beyer im nun erschienenen, über 500 Seiten fassenden Werk. "Zu ihrem erklärten Ziel wurde es, schreibend den Tod, ihren erbitterten Feind, auf Distanz zu halten", wie er über die neue lyrische Form der "Proeme" schreibt, die Mayröcker in ihren letzten Lebensjahrzehnten entwickelte. Den Anfang machen jene Gedichte, die 2010 unter dem Titel "dieses Jäckchen (nämlich) des Vogel Greif" als Sammlung aller seit 2004 verfassten Gedichte erschienen waren. Mit "Von den Umarmungen" veröffentlichte Mayröcker zuletzt 2012 einen Gedichtband, der explizit als solcher tituliert war. Er findet sich im zweiten Kapitel des neuen Bandes, der schließlich mit verstreut veröffentlichten und unveröffentlichten Gedichten abschließt. Gegen Ende werden die Gedichte immer weniger, das letzte stammt vom 15. Jänner 2021. Der letzte Vers lautet: "ich mein Augé".
Zeit ihres Lebens war Mayröcker eng mit dem Radio verbunden, Ö1 würdigt die Autorin in den kommenden Wochen mit einem Schwerpunkt. Den Anfang machen am 14. Dezember die "Hörbilder" (9.05 Uhr) mit "Spuren einer Biografie" von Carmen Tartarotti aus dem Jahr 2014, in "Ö1 Hörspiel" folgt um 14 Uhr "Landschaft mit Verstoßung" von und mit Bodo Hell und Friederike Mayröcker aus dem Jahr 2013. Von 16. bis zum 21. Dezember spricht der Literaturkritiker und Übersetzer Cornelius Hell in den "Gedanken für den Tag" (6.57 Uhr) über Friederike Mayröcker. Unter dem Titel "Ich unterhalte Lebenszeit" liest Dörte Lyssewski in "Du holde Kunst" am 22. Dezember (8.15 Uhr) Gedichte aus dem Zyklus "Tod durch Musen".
Auch das Fernsehen würdigt Mayröckers 100er mit "Wilder, nicht milder - Friederike Mayröcker im Portrait" am 16. Dezember im "Kulturmontag" (22.30 Uhr, ORF 2) von Katja Gasser, die die Dichterin dafür zu ihrem 90. Geburtstag im Jahr 2014 in ihrer "Schreibwohnung" besuchen durfte.