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Vier Schüler und eine Lehrerin

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©Bild: NEWS/Andreas Fischer
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Das kleine Dorf in Tirol ist von der Umwelt abgeschnitten. Vor allem junge Menschen haben den Ort deshalb längst verlassen. Nur ein paar Dutzend Einwohner hat das Neun-Kilometer- Tal noch, viele Häuser stehen leer. Bürgermeister Bernd Huber muss zugeben: „Bschlabs wird älter und älter, es stirbt langsam aus.“ Was allerdings auf einem Hügel oberhalb des „Zentrums“ kaum zu bemerken ist: Denn das kleine Holzhäuschen hier wirkt bereits auf den ersten Blick alles andere als tot – zumindest unter der Woche. Dafür gibt es vier „aufgeweckte Gründe“: Manuel, Lisa, Elias und Marcel.

Diese Kinder, zwischen sieben und acht Jahre alt, machen von Montag bis Freitag die 25-Quadratmeter-Hütte unsicher, genauer gesagt – ihr Schulgebäude. Das kleinste in ganz Österreich!

Vier Kinder, drei Klassen.
In der ersten und einzigen Reihe sitzen drei Buben und ein Mädchen aus drei unterschiedlichen Klassen. Und alle tanzen sie nach Evelyn Friedls Pfeife. Die 38-Jährige ist Lehrerin und Direktorin in Personalunion; und zudem auch noch Mutter zweier ihrer Schüler; Manuel und Marcel. „Die Mehrfachfunktion unserer Mama ist für uns kein Problem. Wenn wir in die Schule reingehen, ist sie halt für ein paar Stunden die Frau Lehrerin und erst nachher wieder unsere Mutti“, erklären die beiden Buben.

Friedls Job klingt anstrengend – schließlich muss sie mit ihren Schützlingen parallel unterschiedlichsten Unterrichtsstoff durchgehen. „Klingt aber alles wilder, als es tatsächlich ist“, so die Frau, „denn wir gehen sehr strukturiert vor. Jedes Kind hat einen eigenen Wochenplan, weiß also genau, wann was zu tun ist. Und jeder arbeitet in seinem eigenen Tempo.“ Aber was passiert, wenn die Schulleiterin krank wird? „Das passiert eigentlich nicht. In den vergangenen 15 Jahren war ich genau ein einziges Mal krank. Und zur Not gibt es eine andere Lehrerin, die gerne bei uns einspringt.“

„Sie hat die schönsten Augen.“
Zweitklässlerin Lisa ist das einzige Mädchen in der Bschlabser „Wichtelschule“. „Die Burschen sind meistens eh lieb zu mir“, sagt sie. „Sie hat nicht nur die schönste Schrift, sondern auch die schönsten Augen“, schmeichelt Marcel und entpuppt sich damit schon mit acht als echter Charmeur. Dass die vier Schulkollegen dick miteinander befreundet sind, scheint ohnehin klar – denn andere Spielkameraden gibt es in der näheren Umgebung kaum. „Die Zeiten haben sich einfach geändert“, seufzt Friedl. „Früher hat man mit Anfang 20 Kinder bekommen, heute gründen die meisten Paare erst mit etwa 30 eine Familie.“ Außerdem seien ja viele Bschlabser weggezogen und hätten „ein großes Loch“ hinterlassen.

Zwei Jahre lang soll es die Schule sicherlich noch geben. Die weitere Zukunft: ungewiss. Drei Kinder aus dem Ort kommen bald ins Volksschulalter. Evelyn Friedl: „Wenn ihre Eltern hierbleiben und ihren Nachwuchs bei uns unterrichten lassen wollen, können wir noch länger weitermachen. Ich hoffe das von ganzem Herzen.“ Auf jeden Fall weitergehen wird es für die Frau und ihre vier Wichtel Anfang September. Dann hauchen Manuel, Lisa, Elias und Marcel Österreichs winzigster Schule nämlich wieder Leben ein.

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