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Die Voraussagen des Wetterdiensts Météo-France von Windböen bis zu 80 Stundenkilometern "zwangen uns, die Vorbereitungen neu zu organisieren", teilten der Elysée-Palast und die örtliche Diözese am Freitagabend in einer gemeinsamen Erklärung mit.
Ursprünglich sollte die Eröffnungsfeier um 19.00 Uhr auf dem Vorplatz der Kathedrale beginnen. Nach einem Film zu Ehren der Feuerwehrleute und Handwerker wollte Präsident Emmanuel Macron eine Ansprache halten. Erzbischof Laurent Ulrich sollte anschließend nach katholischem Ritus die Tore der Kathedrale öffnen, indem er drei Mal mit dem Bischofsstab an sie klopft, und in der Folge als erster einziehen, gefolgt von sämtlichen Gästen. Wie dieses Procedere nun abgeändert werden soll, war noch nicht bekannt.
Im Inneren wird der Erzbischof zunächst die Orgel weihen und die traditionellen Lobgesänge Magnificat und Te Deum anstimmen. Nach dem Ende des Gottesdiensts wird ein Kulturprogramm u.a. mit dem chinesischen Starpianisten Lang Lang gezeigt. Das Klassik-Konzert, bei dem unter anderem auch der französisch-schweizerische Tenor Benjamin Bernheim sowie die Star-Cellisten Yo-Yo Ma und Gautier Capuçon auftreten, wurde vor wenigen Tagen aufgezeichnet und wird im Rahmen der Eröffnungszeremonie am Samstagabend zu sehen sein.
In Notre-Dame zu spielen, sei für ihn ein unvergesslicher Moment, sagte Lang Lang der Deutschen Presse-Agentur (dpa) in Paris. Das sei großartig gewesen, beim Spielen habe er den intimsten Dialog mit der Kathedrale gehabt, das habe er sehr genossen. Die Erkundung der Akustik war für den 42-jährigen Pianisten Herausforderung und Freude zugleich. Man habe das Klavier an verschiedenen Orten in der Kathedrale platziert, um die beste Akustik zu finden: "Das war einfach majestätisch." Für den chinesischen Star war es der erste Auftritt in der Notre-Dame.
Lang Lang zeigte sich von der restaurierten Kathedrale begeistert: "Die Farben sind jetzt viel heller, weil alles renoviert wurde. Das ganze Erscheinungsbild ist dadurch ganz anders als zuvor." Auch die farbenprächtigen Glasfenster hinterließen einen bleibenden Eindruck: Er sei tagsüber und abends dort gewesen und habe sie gesehen: "Das war wirklich ein Traum."
Die Kathedrale war durch das Feuer am 15. April 2019 schwer beschädigt worden. Der gesamte Dachstuhl brannte ab, der Vierungsturm stürzte brennend ins Kirchenschiff. Dank großzügiger Spenden aus aller Welt in Höhe von 846 Millionen Euro konnte Notre-Dame innerhalb von gut fünf Jahren gründlich restauriert werden. Das Bauwerk ist seit der Restaurierung kaum wiederzuerkennen: Der helle Kalkstein ist von jahrhundertealtem Ruß und Dreck befreit. Durch die gereinigten Fenster fällt mehr Licht denn je hinein und bringt die frischen Farben und das Blattgold der Wandmalereien zum Strahlen.