News Logo
ABO

Wahlduelle werden wieder Quotenhits

Subressort
Aktualisiert
Lesezeit
4 min
Peter Plaikner

©Gleissfoto
  1. home
  2. Aktuell
  3. News

Während in den USA um zumindest eine Fernsehkonfrontation zwischen Kamala Harris und Donald Trump gerungen wird, sind in Österreich die vielen Elefantenrunden und TV-Duelle der Spitzenkandidaten kaum komplett konsumierbar

Jeder siebente der 333 Millionen Einwohner der USA hat am 27. Juni das TV-Duell mit Donald Trump erlebt, in dem sich Präsident Joe Biden um eine Wiederkandidatur redete. 47,9 Millionen Menschen sahen es live auf CNN. Als die beiden 2020 erstmals im Fernsehen gegeneinander antraten, schaute sogar mehr als ein Fünftel der Bevölkerung zu. Diese enormen Einschaltquoten erklären, warum das nächste TV-Duell so umkämpft ist. Es war ursprünglich für 10. September auf ABC vereinbart. Kamala Harris, die nun für die Demokraten in den Ring tritt, ist dazu bereit. Trump aber will sich stattdessen schon sechs Tage früher mit ihr messen – auf Fox News, das den Republikanern näher steht.

Gleichgültig, wo diese Konfrontation stattfindet: Sie wird wohl noch mehr Publikum haben als Bidens Debakel. Den Rekord hält das erste der drei Matches von Hillary Clinton gegen Trump 2016 mit 84 Millionen. Die extrem hohen Reichweiten entstehen dadurch, dass persönliche Auseinandersetzungen der Kandidaten im Fernsehen selten sind. In Österreich hingegen verteilt sich das entsprechende Angebot auf fünf bis sechs Parteichefs und zumindest zwei Sender plus ausführliche Einzelinterviews und Elefantenrunden. Die Wählerschaft hat dadurch viel mehr Gelegenheit zum direkten Vergleich.

Noch während der Sommergespräche von Meinrad Knapp auf Puls 4 und Martin Thür im ORF startet Michael Fleischhacker den Wahl-Talk mit Andreas Babler auf ServusTV. Dorthin kommen wohl alle Spitzenkandidaten der Parlamentsparteien. Knapps Einladung hatte Herbert Kickl abgesagt. Statt ihm wurde Bier-Keeper Dominik Wlazny eingeladen. Schon am Tag nach dem letzten Sommergespräch mit Karl Nehammer gibt es dann am 3. September die erste Elefantenrunde – auf Einladung der Bundesländerzeitungen in Salzburg. ORF III überträgt sie live. Es werden wahrscheinlich mindestens drei weitere folgen – für die Sendergruppe rund um Puls 4, die mit Krone TV kooperiert, in Servus, oe24 und zum Abschluss in ORF 2. Dazu kommen im September noch 30 bis 40 TV-Duell-Termine.

Für Gäste und Sender lohnt der Aufwand. Schon 14 Mal hatten solche Begegnungen siebenstellige Reichweiten. Die Fünfer- und Sechserrunde 2017 und 2019 im ORF sahen je 1,2 Millionen Menschen. Den Rekord hält das von Elmar Oberhauser gebändigte Quartett Wolfgang Schüssel, Alfred Gusenbauer, Herbert Haupt und Alexander Van der Bellen mit 1,8 Millionen. Das war fast ein Viertel der Bevölkerung und die fünftstärkste Fernsehsendung 2002. Trotz der Inflation an Wahl-Konfrontationen erreichen die meistgesehenen auch heute noch nahezu amerikanische Beteiligungsverhältnisse.

Die Kombination von Medienvielfalt und Parteienanzahl mit dem Jeder-gegen-Jeden- und Alle-auf-einmal-Prinzip in einem sehr kurzen Wahlkampf nach der Urlaubszeit lässt die hiesige Intensität dieser Auftritte global rekordverdächtig wirken. Das bringt die Politiker an ihre körperlichen Leistungsgrenzen, ist aber für das Publikum ein demokratischer Segen. Es hat die größtmögliche Auswahl, wann es wo wen sehen will. Das System stößt erst an seine Grenzen, wenn mehr Parteien in den Nationalrat einziehen. Bei sieben würde das 21 TV-Konfrontationen pro Sender bedeuten. Das verträgliche Höchstmaß wurde 2013, 2017 und 2019 mit sechs Listen und je 15 Duellen erreicht.

Was meinen Sie?

Schreiben Sie mir: pp@plaikner.at

News Kolumnen

Über die Autoren

Logo
Monatsabo ab 20,63€
Ähnliche Artikel
2048ALMAITVEUNZZNSWI314112341311241241412414124141241TIER