1. Warum Menschen schießen lernen wollen
Früher hatten Waffen eine lebenserhaltende Bedeutung. So haben sie die Lebensgrundlage für die Familie oder für den Stamm gesichert. Aber in unserer heutigen Zivilgesellschaft ? Waffen haben für die meisten - abgesehen von Jägern und Polizisten - aus rein sportlichen Zwecken eine Anziehungskraft.
"Die meisten Menschen, die zu mir kommen, wollen das Schießen in dynamischer Bewegung lernen", sagt der ausgebildete Schießtrainer Sascha Mijailovic (MS Shooting). Es fasziniere die Interessenten, sich an der frischen Luft, durch einen abgesicherten Parcours, zu bewegen und mit Präzision auf Ziele zu schießen.
Der gelernte Mechaniker und Personenschützer weiß aber auch, dass noch mehr dahinter steckt. Viele würde den Ausgleich zum stressigen Alltag suchen. Am Schießstand könne man sich selbst beweisen, in Bewerben sogar mit anderen Schützen messen. "Erfolge tun immer gut", sagt er.
2. Welche Menschen greifen zur Waffe?
Das Klientel sei komplett gemischt. Vom Anwalt bis zur Studentin treffen sich quer durch alle Berufsgruppen Menschen am Schießplatz. Und das Interesse wächst. Das lässt sich auch aus der Statistik ablesen. Demnach haben die Österreicher 2019 wieder mehr Waffen gekauft. Mit einem Wachstum von 7,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr wurde selbst das Rekordjahr 2015 in den Schatten gestellt.
Der Yoga-Bonus
"Vor allem Frauen sind zunehmend an Schießtraining interessiert", so Mijailovic. Und sie können durchaus in der einstigen Männerdomäne mithalten. "Gerade Damen, die vorher Yoga gemacht haben, haben perfekte Voraussetzungen. Durch ihre bereits erlernte Atemtechnik, entpuppen sie sich als gute Schützen".
Dass nicht nur das Stereotyp vom "martialischen Waffennarr" auf den örtlichen Schießständen anzutreffen ist, beweisen auch Gwendolyn und Pamela. Vor zwei Jahren haben sie mit dem Schießsport begonnen und betreiben auch den Blog "Tactical Fairies", auf dem sie ihre Erfahrungen und Erlebnisse teilen. Ihr Ziel: Auch andere Frauen motivieren, in vermeintliche Männerdomäne vorzudringen.
"Bei den Kursen steht der sichere Umgang mit der Waffe im Vordergrund - es geht nicht darum, für ein Wochenende Rambo zu spielen, sondern die kompetente Waffenhandhabung langsam und Schritt Schritt zu lernen", erklärt "Tactical Fairies"-Bloggerin Gwendolyn.
3. Schießen lernen: Welche Erwartungen gibt es?
Viele Österreicher hatten noch nie im Leben eine Waffe in der Hand. Manche sind neugierig andere lehnen das Ganze generell ab. Diejenigen, die es dann tatsächlich ausprobieren, hätten jedenfalls keine allzu große Erwartungshaltung. "Die meisten kommen und lassen sich überraschen. Wenn man noch nie eine Waffe abgefeuert hat, kann man sich auch schlecht etwas darunter vorstellen", erklärt der Experte.
Weniger Hollywood - mehr Theroie
Dementsprechend fallen dann auch die Reaktionen der Neulinge aus. Während manche von der ganzen Handhabung der Waffe inklusive Knall und dem Rückstoß fasziniert sind, macht es anderen gar keinen Spaß. Eines jedenfalls steht fest: "Man geht nicht zum Schießstand und ballert wie in einem Hollywoodfilm vor sich hin. Beim Einführungskurs ist viel Theorie dabei. Damit der Schütze weiß, was er tut und keine Unfälle passieren", erklärt Sascha Mijailovic. Mentale Voraussetzung sei vor allem innere Ruhe und Konzentration.
4. Was sollten Einsteiger vor dem 1. Schießtraining abklären?
Grundsätzlich darf jeder 18-Jährige Staatsbürger, der kein Waffenverbot hat, bei einem Schießtraining teilnehmen. Erst für die Waffenberechtigungskarte (WBK) braucht man eine psychologische Testung, sowie vorgeschriebene Theorie- und Praxiskurse. Bevor man den Gang zum Schießplatz wagt, sollte man sich dennoch eingehend informieren. Die Kosten für ein Einzeltraining liegen im Schnitt zwischen 70 und 120 €.
Wichtige Fragen vor dem ersten Schuss
Am besten mit dem gewünschten Schießsportzentrum Kontakt aufnehmen und nach geeigneten Angeboten fragen. Für Anfänger sei es nicht wichtig eine Zielscheibe in 500 Meter Entfernung zu treffen, sondern das Herantasten an das statische Schießen mit einer Handfeuerwaffe. Folgende Fragen sollten im Einsteigerkurs geklärt werden: Wie halte ich die Waffe richtig? Wie visiere ich an? Welche Atemtechnik kann ich einsetzen? Wie halte ich den Finger am Abzug?
5. Waffe kaufen oder borgen?
Beim Einsteigerkurs wird mit unterschiedlichen Waffen trainiert. So sollen Schüler neben dem Umgang auch ein Gefühl für die unterschiedlichen Gattungen bekommen. Wer sein Hobby intensivieren möchte, kann nach dem erfolgreichen absolvieren des Waffenführerscheins auch selbst eine Waffe kaufen.
Dabei sollte man stets darauf achten, für welchen Bereich man das Gerät einsetzen will. Denn im Schießsport gibt es unterschiedliche Kategorien, wie etwa taktisches, dynamisches oder verteidigendes Schießen. "Viele kaufen sich eine Waffe und bemerken dann in der Praxis, dass es das falsche Sportgerät ist", weiß Schießtrainer Mijailovic, der auch selbst bei Wettbewerben teilnimmt, aus Erfahrung. Eine solide Faustfeuerwaffe sei ab 500 € zu haben, für ein luxuriöses Gerät müsse man schon bis zu 3000 € hinlegen.
Waffengesetz in Österreich
Die Waffengesetze, die wir in Österreich haben, seien absolut hinreichend. Auch für eine Liberalisierung des Waffengesetzes gibt es seiner Ansicht nach keine Notwendigkeit: "Ich finde es gut, dass in Österreich alle Personen genau überprüft und geschult werden, bevor sie eine Waffe kaufen dürfen." Wer eine Waffe hat, muss den Umgang mit ihr von Grund auf erlernt haben.