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Verlost die Wahl-Talks und Elefantenrunden!

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Peter Plaikner

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Herbert Kickl ist als einziger aktiver Politiker in den ewigen Top Ten der Quoten für die ORF-Sommergespräche – und das gleich dreimal. 2021 lockte er 914.000 Seher, heuer waren es 869.000, beim Hitze-Talk-Auftakt in Oe24.TV aber nur 57.000.

Als nach der Nationalratswahl 2013 in Österreich letztmals eine vermeintlich große Koalition ans Werk ging, wurde in den Niederlanden „Tegen verkiezingen“ veröffentlicht. 2016 erschien die Übersetzung der Streitschrift von David Van Reybrouck: „Gegen Wahlen“. Anders als im flämischen Original mit dem Untertitel „Warum Abstimmen nicht demokratisch ist“. Der Autor – ein Historiker, kein Politologe – plädiert, in Anlehnung an antike Gepflogenheiten, eine Kammer der Volksvertretung statt durch Wahl per Los zu bestimmen. Wer sich an die Aufregung um den von Umweltministerin Leonore Gewessler eingesetzten Klimarat – 100 nach solchem Zufallsprinzip gewonnene Bürger – erinnert, ahnt, wie weit das landläufige hiesige Demokratieverständnis von solchen Reformüberlegungen entfernt ist.

Quotendiät für Privat-Talk

Die aktuelle Vorwahlpraxis des Fernsehens liefert aber gute Argumente, TV-Vorreiter für das Los-Verfahren zu spielen. Das ORF-Sommergespräch von Martin Thür mit Herbert Kickl hatte 869.000 Durchschnittsreichweite und legt somit in der blauen Zugpferdtradition von Jörg Haider und Heinz-Christian Strache die Quotenlatte sehr hoch für Andreas Babler und Karl Nehammer an den nächsten Montagen. Dabei blieb unter der öffentlichen Wahrnehmungsschwelle, wie wenig Publikum der erste Hitze-Talk des FPÖ-Chefs lockte, der Meinrad Knapp für Puls 4 abgesagt hatte. In Oe24.TV mit Niki Fellner sahen sich das am Abend vor Mariä Himmelfahrt nur 57.000 Menschen an. Das parallel laufende Gespräch von Michael Fleischhacker mit Babler auf ServusTV hatte 72.000 Zuschauer. Diese Quoten erfassen nur die lineare Ausstrahlung. Doch ungeachtet von Streaming, nachträglichem Konsum, Weiterverwertung für 310.000 (Oe24.TV) bzw. 210.000 (FPÖ) Youtube-Abonnenten und Video-Schnipselvermarktung auf allen Social-Media-Kanälen bleibt der Unterschied zum ORF in der Massenwirkung gewaltig. Dort wundern sie sich unterdessen, warum Bier-Keeper Dominik Wlazny eine „ZiB 2“-Einladung zum Doppelinterview mit Tierschützerin Madeleine Petrovic ausschlug. Und die SPÖ wundert sich, warum nicht die Chefs der größten Fraktionen das letzte Duell vor der Wahl im ORF austragen, sondern die Nummern 1 und 3 – Nehammer und Kickl. Zudem sind sieben Elefantenrunden auf ebenso vielen Sendern angekündigt, wobei auch neun der zwölf Tageszeitungen mitspielen.

Der ORF wird das nicht mögen

Dieser Wettbewerb ist gut, doch die Vielzahl der Auftritte mindert das Gewicht jedes einzelnen. Eine Lösung des Dilemmas böte eine Anleihe bei Van Reybrouck: Verlost Sommergespräche, Duelle, Wahl-Talks und Elefantenrunden! Die laut Mandatszahl oder Umfrageschnitt stärksten Parteien unter den Sendern mit dem höchsten Jahresmarktanteil. Dass der ORF das nicht mögen kann, ist klar. Es wäre also auch ein Stück Medienpolitik, wenn sich die Parteien auf so etwas einigen. Denn für kleine Sender brächte die Übertragung solch jeweils national einmaliger Ereignisse einen enormen Relevanzschub. Das wäre im Sinne von Medienvielfalt und eines gemeinsamen gesellschaftlichen Wissensstandes gut.

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