Inhalt:
- Wer sind die Taliban?
- Was bedeutet Taliban?
- Die Ursprünge der Taliban
- Wie viele Taliban gibt es?
- Wie finanzieren sich die Taliban?
- Wie sind die Taliban organisiert?
- Welches Ziel verfolgen die Taliban?
- Unterschied zu den Taliban vor 20 Jahren
- Warum konnten sie das Land so rasch erobern?
- Wer unterstützt die Taliban?
- Wer beliefert die Taliban mit Waffen?
- Unterschied zwischen Taliban, Al-Kaida und IS
- Welche Religion haben die Taliban?
- Sind die Taliban auch für den Westen gefährlich?
- Auswirkungen der Machtübernahme auf den Westen
- Wie wird es weitergehen?
- Taliban und Frauen
- Chronologie zum Vormarsch der Taliban in Afghanistan
Wer sind die Taliban? Wer steckt dahinter?
Die Taliban sind eine islamisch-fundamentalistische Bewegung mit bewaffneten Milizen, die Afghanistan nach dem Abzug der US-Truppen nun zurückerobert hat. Die Bewegung versucht die islamische Gesetzgebung – im Unterschied zu anderen Islamisten – auf den Buchstaben genau umzusetzen. Eine modernisierte Auslegung der Scharia ist für sie nicht denkbar. So dürfen Frauen etwa keinen Beruf ausüben und Mädchen keine Schule besuchen. Außerhalb ihres Hauses dürfen sich Frauen und Mädchen zudem nur zeigen, wenn sie den Körperschleier Borkha tragen. Die Männer werden angehalten, traditionelle Kleidung zu tragen und sich nicht mehr zu rasieren. Musik, Tanz, Fernsehen und Internet sind verboten.
Überwacht wird die Einhaltung der Regeln von Sittenwächtern. Wird gegen die Regeln verstoßen, reagieren die Taliban mit unmenschlichen und drakonischen Strafen. Vergehen werden mit Auspeitschungen geahndet, Dieben die Hand abgehackt. Homosexuelle gesteinigt. Mörder von den Verwandten ihrer Opfer exekutiert. Die Taliban werden für zahlreiche Anschläge und Menschenrechtsverletzungen verantwortlich gemacht.
Was bedeutet Taliban?
Taliban bedeutet „Islam-Studenten“ oder „Koran-Schüler“. Der Name ist vom arabischen Wort „talib“ (Student) abgeleitet.
Wie und wann sind die Taliban entstanden?
Ihren Ausgang nahm die Bewegung an sunnitisch-islamischen Koranschulen in Pakistan, wo viele vor der sowjetischen Besatzung Afghanistans (1979-89) geflüchtete junge Männer studierten. Mit Hilfe des pakistanischen Geheimdienstes ISI wurden sie militärisch geschult und dann für die Bewegung rekrutiert.
Als nach dem sowjetischen Abzug in Afghanistan ein Bürgerkrieg ausbrach, wurden in der südafghanischen Provinz Kandahar die Taliban als Verbund von Kämpfern mit radikalislamischer Gesinnung gegründet. Mitbegründer der Taliban war der einäugige Kriegsfürst und Kleriker Mullah Omar, der die Miliz bis zu seinem Tod im Jahr 2013 anführte.
Zu Beginn ihres Kampfes gegen die völlig zerstrittenen Mudschaheddin fielen den Taliban viele Provinzen kampflos zu. Logistische und militärische Unterstützung von Seiten Pakistans erleichterte ihnen den Kampf gegen die herrschenden Mudschaheddin. Am 27. September 1996 nahm die Taliban Kabul ein und riefen einen islamischen Staat aus.
Sie gewährten anderen Dschihadisten Unterschlupf, darunter Mitgliedern der Al-Kaida und Osama Bin Laden. Sie weigerten sich, diesen an die USA auszuliefern und der damalige US-Präsident George W. Bush machte die Taliban für die Terroranschläge vom 11. September 2001 in den USA mitverantwortlich. Im Oktober 2001 rückten die USA und ihre Verbündeten in Afghanistan ein, im Dezember waren die Taliban gestürzt.
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Wie viele Taliban gibt es?
Laut Feroz schätzt man die Zahl der Taliban-Kämpfer aktuell auf etwa 60.000 Mann auf allen Ebenen – aber ein bisschen mehr oder ein bisschen weniger sei ebenso möglich.
Wie finanzieren sich die Taliban?
Drogen
Drogen
Der Verkauf von Opium und Heroin spült Millionen Dollar in die Kassen der Islamisten. Drogen seien "der größte Wirtschaftszweig des Landes außer dem Krieg", sagt Barnett Rubin, ein ehemaliger Berater des US-Außenministeriums für Afghanistan. Die Vereinten Nationen schätzen, dass die Taliban zwischen 2018 und 2019 mehr als 400 Millionen Dollar mit dem Drogenhandel verdient haben. In einem Bericht des US-Sondergeneralinspektors für Afghanistan (SIGAR) vom vergangenen Mai wird ein US-Beamter zitiert, dem zufolge die Taliban bis zu 60 Prozent ihrer Jahreseinnahmen aus Anbau und Handel mit Drogen beziehen.
Kampf gegen Drogen
Folglich haben die Vereinigten Staaten auch versucht, diese Einnahmequelle trocken zu legen. Mehr als acht Milliarden Dollar haben sie von 2002 bis 2017 einem SIGAR-Bericht zufolge ausgegeben, um den Taliban ihre Profite aus dem Opium- und Heroin-Handel zu entziehen. Luftangriffe und Razzien auf mutmaßliche Labore gehörten dazu. Diese Strategie ist gescheitert. Afghanistan dürften unter den Taliban der weltweit größte illegale Opiatlieferant bleiben, sagen aktuelle und ehemalige US-Beamte und -Experten.
Der Kampf gegen den Drogen-Handel "hatte nicht wirklich viel Erfolg", gibt der pensionierte US-Armeegeneral Joseph Votel zu, der von 2016 bis 2019 das US-Zentralkommando kommandierte. Im Gegenteil: Stattdessen schürte er die Wut über die vom Westen gestützte Regierung in Kabul und brachte Sympathie für die Taliban unter Bauern und Arbeitern. Viele von ihnen können ihre Familien nur dank der Opium-Produktion ernähren.
Mohn-Anbau-Verbot
Die Taliban wiederum haben ihre Lektion gelernt, sagt Vanda Felbab-Brown, Wissenschaftlerin vom US-Institut Brookings. Sie hatten den Mohn-Anbau für die Opium-Produktion im Jahr 2000 verboten. Damals waren sie schon einmal an der Macht und suchten mit diesem Schritt nach internationaler Anerkennung. Allerdings ging das Verbot nach hinten los, denn es kostete sie viel Sympathie bei den heimischen Bauern. "Das löste einen riesigen politischen Sturm gegen die Taliban aus und war ein Grund dafür, warum es nach der US-Invasion dramatisch viele Überläufer gab", sagte Felbab-Brown.
Daher gilt es als unwahrscheinlich, dass die Taliban den Mohn-Anbau noch einmal verbieten, sagen Experten. "Eine zukünftige Regierung muss vorsichtig vorgehen, um zu vermeiden, ihre ländliche Anhängerschaft zu entfremden und Widerstand und gewalttätige Rebellion zu provozieren", sagt David Mansfield, ein führender Forscher zum Drogenhandel in Afghanistan.
Mohn-Anbau steigt ständig
Selbst als die Weizenpreise in die Höhe schossen, haben afghanische Bauern lieber Mohn angebaut und Opiumgummi gewonnen, was zu Morphin und Heroin verarbeitet wird. In drei der vergangenen vier Jahre wurden dem Büro der Vereinten Nationen für Drogen- und Verbrechensbekämpfung (UNODC) zufolge die bisher höchsten Opium-Produktionen Afghanistans verzeichnet. Selbst als die Corona-Pandemie wütete, stieg der Mohn-Anbau im vergangenen Jahr um 37 Prozent, hieß es.
Rekordhoch
Das geschätzte Rekordhoch der Opium-Produktion wurde 2017 mit 9.900 Tonnen erzielt. Das spülte den Landwirten rund 1,4 Milliarden Dollar Umsatz in die Kassen, berichtet das UNODC. Das entspricht etwa sieben Prozent des Bruttoinlandsproduktes (BIP) des Landes. Werden noch der Export und importierte Chemikalien hinzugerechnet, dürfte die die gesamte illegale Opiatwirtschaft in diesem Jahr bis zu 6,6 Milliarden Dollar ausmachen. Die Taliban und Beamte seien seit langem in den Drogenhandel involviert, sagen Experten.
Umstrittene Zahlen
Einige Afghanistan-Kenner halten solche Einschätzungen allerdings für übertrieben. Drogen-Experte Mansfield etwa schätzt, dass die Taliban mit illegalen Opiaten höchstens 40 Millionen Dollar pro Jahr verdienen könnten - und zwar hauptsächlich durch Abgaben auf die Opium-Produktion, Heroinlabore und Drogenlieferungen. Die Extremisten würden mehr Geld verdienen, indem sie an Kontrollpunkten am Straßenrand Gebühren für legale Ein- und Ausfuhren erheben.
Die Vereinten Nationen und Washington allerdings gehen davon aus, dass die Taliban an allen Facetten des Drogenhandels beteiligt sind - vom Mohn-Anbau, der Opiumgewinnung und dem Handel über die Erhebung von "Steuern" von Anbauern und Drogenlaboren bis hin zur Erhebung von Schmugglergebühren für Lieferungen nach Afrika, Europa, Kanada, Russland, in den Nahen Osten und andere Teile Asiens.
Wie sind die Taliban organisiert? Wer sind die wichtigsten Führungspersönlichkeiten?
Geheimnisumwoben ist seit langem die Nomenklatura der Taliban, selbst während ihrer Herrschaft von 1996 bis 2001 blieb ihre genaue Hierarchie im Dunkeln. Ein Überblick über die wichtigsten Führungspersönlichkeiten der Taliban:
Haibatullah Akhundzada
Akhundzada steht seit dem Tod des obersten Taliban-Führers Mullah Mansour Akhtar bei einem US-Drohnenangriff im Mai 2016 an der Spitze der Taliban-Miliz.
Bis zu seiner Ernennung zum obersten Taliban-Führer war Akhundzada ein islamistischer Prediger ohne großen Bekanntheitsgrad. Seine Ernennung wurde als Zeichen dafür gewertet, dass er vor allem als ideologische Führungsfigur und weniger als militärischer Kommandant der Taliban dienen sollte. Ihm wurde die Aufgabe zuteil, die zersplitterte Miliz wiederzuvereinen. Nach dem Tod Akhtars hatte es auf der Führungsebene der Taliban zunächst einen Machtkampf gegeben. Zudem kam ans Licht, dass die Miliz den Tod ihres Gründers Mullah Omar jahrelang geheimgehalten hatte.
Als zentral für die Sicherung seiner Macht wird die Unterstützung Akhundzadas durch den Chef des Terrornetzwerks Al-Kaida gewertet. Dessen Anführer Aiman al-Zawahiri erklärte Akhundsada 2016 zum "Emir der Gläubigen".
Mullah Baradar
Abdul Ghani Baradar wuchs in der südafghanischen Metropole Kandahar auf - der späteren Geburtsstadt der Taliban. Als Aufständischer trat er erstmals während der sowjetischen Invasion Ende der 70er Jahre in Erscheinung. Er soll damals gemeinsam mit dem berüchtigten einäugigen Kleriker Mullah Omar gekämpft haben.
Inmitten des afghanischen Bürgerkriegs, der auf die Sowjetinvasion folgte, gründeten Omar und Baradar Anfang der 90er Jahre die Taliban-Miliz. Nach der US-geführten Invasion und dem Sieg über die Taliban 2001 gehörte Baradar mutmaßlich zu einer kleinen Gruppe innerhalb der Miliz, die dem afghanischen Interimspräsidenten Hamid Karzai eine Vereinbarung vorschlugen, die eine Anerkennung der Regierung in Kabul durch die Taliban vorgesehen hätte.
2010 wurde Baradar in Pakistan verhaftet. 2018 wurde er auf Druck der USA freigelassen und nach Katar überführt. Dort steht Baradar dem politischen Büro der Taliban vor, für das er im Februar 2020 die Unterzeichnung des unter dem damaligen US-Präsidenten Donald Trump verhandelte Abkommens von Doha verantwortete.
Sirajuddin Haqqani/Hakkani
Der Sohn des berüchtigten Jhihadisten Jalaluddin Haqqani, Sirajuddin Haqqani, ist zugleich stellvertretender Taliban-Chef und Anführer des für seinen Einsatz von Selbstmordattentätern bekannten Haqqani-Netzwerks innerhalb der Miliz.
Die USA stufen das Haqqani-Netzwerk als Terrororganisation ein. Es soll für einige der größten Anschläge in Kabul der vergangenen Jahre verantwortlich sein, mehrere ranghohe afghanische Regierungsbeamte ermordet und etliche westliche Bürger entführt haben, darunter den 2014 freigelassenen US-Soldaten Bowe Bergdahl.
Dem Haqqani-Netzwerk wird ein hohes taktisches Geschick im Kampf, aber auch bei geschäftlichen Deals nachgesagt. Vermutet wird, dass es die Taliban-Einsätze im gebirgigen Osten des Landes steuert und großen Einfluss in den Führungsgremien der Taliban besitzt.
Mullah Yaqoob/Jakub
Der Sohn von Taliban-Gründer Mullah Omar, Mullah Yaqoob, ist seit 2020 Chef der einflussreichen Militärkommission der Taliban, die das riesige Netzwerk an Milizen-Kommandeuren der Taliban steuert.
Die genaue Rolle des namhaften Omar-Sprosses in den Rängen der Taliban ist aber unklar. Einerseits wird ihm qua seines Namens eine einigende Wirkung in der weitverzweigten Taliban-Bewegung nachgesagt. Andererseits könnte seine Ernennung zum Chef der Militärkommission lediglich symbolische Gründe gehabt haben, wie manche Experten vermuten.
Amir Chan Motaki
Der 1970 geborene Motaki zählt ebenfalls zu den Gründungsmitgliedern. Er war Bildungs- und Informationsminister während der Taliban-Herrschaft 1996 bis 2001. Später lebte er in Pakistan und wurde Teil der Rahbari-Schura, des Führungsrats der Taliban. Er gilt als eine der versöhnlichsten Figuren innerhalb der Bewegung und soll afghanische Politiker auch direkt aus dem politischen Doha-Büro kontaktiert haben. Aktuell leitet er die Versöhnungskommission. Es soll Achundsada sehr nahe stehen.
Scher Mohammed Abbas Staneksai
Als Chefunterhändler führte er die Taliban-Delegationen bei den Verhandlungen mit den USA und der afghanischen Regierung an. Der fast 60-Jährige ist leicht erkennbar an seinen markanten Brillen im 70er-Jahre-Stil. In der Taliban-Regierung bis 2001 war er stellvertretender Außen- und Gesundheitsminister. Er gilt als Hardliner.
Welches Ziel verfolgen die Taliban?
"Der Krieg in Afghanistan ist vorbei", sagte Taliban-Sprecher Mohammed Naim am 15. August 2021 dem Sender Al Jazeera. Wie das Land künftig regiert werde, solle in Kürze feststehen: "Die Art der Herrschaft und die Regierungsform werden bald klar sein."
Das Ziel der Taliban ist laut eigener Aussage eine „wahre islamische Herrschaft“ im Rahmen eines Scharia-Rechts aufzubauen. Man versicherte jedoch, Staatsangehörige und diplomatische Vertretungen zu schützen und sei daran interessiert, mit allen Beteiligten Frieden zu haben. Auch eine Generalamnesie für alle afghanischen Regierungsmitarbeiter wurde verkündet. Die Beamten (auch Frauen) wurden aufgefordert, an ihren Arbeitsplatz zurückzukehren. "Sie sollten mit vollem Vertrauen in Ihren Alltag zurückkehren", hieß es.
Der Kontakt zu anderen Staaten werde gesucht, da man nicht in Isolation leben wolle. "Wir bitten alle Länder und Organisationen, sich mit uns zusammenzusetzen, um alle Probleme zu lösen."
Die Taliban würden heute die Früchte ihrer Bemühungen und Opfer der vergangenen 20 Jahre ernten, sagte Naim. "Wir haben das erreicht, was wir gewollt haben, nämlich die Freiheit unseres Landes und die Unabhängigkeit unseres Volkes." Man wolle niemandem schaden und werde auch niemanden erlauben, von Afghanistan aus andere Ziele anzugreifen. Die Taliban würden sich nicht in die Angelegenheiten anderer Seiten einmischen und keine Einmischung in ihre Angelegenheiten zulassen. Man glaube auch nicht, dass die ausländischen Streitkräfte nach ihrem Scheitern ihre Erfahrungen in Afghanistan noch einmal wiederholen wollten.
Ob sich tatsächlich diese moderaten Kräfte innerhalb der Taliban durchsetzen werden, die nicht so eine Herrschaft wie Ende der 90er-Jahre errichten wollen, sondern größere Teile der Bevölkerung einbeziehen, ist noch nicht klar.
Die afghanische Politikerin und Ärztin Sima Samar zeigte sich diesbezüglich jedoch äußerst pessimistisch: "Die Taliban haben sich nicht verändert", sagte sie in "Salzburger Nachrichten. "Alles, was wir erreicht haben ist gefährdet", sagte Samar vor allem in Bezug auf Frauenrechte und hofft darauf, "dass die internationale Gemeinschaft uns zur Seite steht".
Auch der Afghane Mostafa Noori, der aus der Stadt Herat stammt, hält die Versprechungen der Taliban für leer. Er erwartet eine extreme Scharia (siehe Video).
Wie unterscheiden sich die Taliban heute zu jenen von vor 20 Jahren?
Emran Feroz: „Die Taliban der 90er waren isolierter als die heutigen Taliban. Die jetzigen Taliban haben viele Brücken geschlagen, sind international weit gekommen und werden von vielen als legitim betrachtet. Vieles hat mit dem Taliban-Büro in Katar begonnen, das 2013 eröffnet wurde. Die katarische Regierung hat nie ein Hehl daraus gemacht, dass man zwar Frieden wolle für die Bevölkerung Afghanistans, aber vor allem um selbst Gas exportieren zu können. Deshalb wurden auch keine Kosten geschaut und vielen Taliban kam das gerade recht, um sich von Pakistan zu entfernen.“
Wie sich die Taliban in ideologischer Sicht verändert haben, werde sich noch zeigen, so Feroz: „Sie versuchen gerade sehr gut da zu stehen in Kabul, weil sie wissen, dass die ganze Welt auf sie schaut. Sie wissen, dass es problematisch werden könnte, wenn wieder Bilder entstehen wie in den 1990er-Jahren.“ Wie sich die Lage jedoch entwickeln werde in Kabul, sei schwer zu sagen. Ein in jene Gebiete, die schon seit längerem von den Taliban kontrolliert werden, würde jedoch zeigen, dass dort Themen wie Menschenrechte, Frauenrechte, persönliche Freiheiten etc, bereits wieder angegriffen werden. Wobei vieles von den verschiedenen Taliban-Gouverneuren abhänge, die in der jeweiligen Provinz aktiv seien, sagt Feroz.
Aber auch schon während der Taliban-Herrschaft in den 90er-Jahren habe es Taliban-Gouverneure gegeben, die pragmatisch waren und die Realitäten in der jeweiligen Provinz innerhalb der Bevölkerung beachtet und dementsprechend gewaltet und regiert haben. Aber es habe eben auch Gouverneure gegeben, die überhaupt keine Kompromisse gemacht haben, alle Schulen schließen ließen und viele Hinrichtungen etc. durchführten.
Ob sich aber die Taliban nun tatsächlich verändert haben, wie sie derzeit behaupten, werde sich, so Feroz, jedoch nicht am zweiten Tag ihrer Übernahme zeigen, sondern das brauche Wochen oder eher Monate und man könne nur hoffen, „dass bis dahin auch noch alle nach Afghanistan schauen“.
Ersten öffentlich gewordenen Plänen zufolge soll aber wieder eine Machtstruktur ähnlich jener der ersten Taliban-Herrschaft in den 90ern aufgebaut werden, wie bekannt wurde (siehe Video):
Warum sind die Taliban so stark und konnten so schnell die Macht erobern?
Das liege an zahlreichen massiven Fehleinschätzungen, die in den letzten Jahren stattgefunden haben, analysiert der austro-afghanische Journalist und Nahost-Experte Emran Feroz für News.at. Zum einen seien die Distrikte um alle Provinzhauptstädte, die in den letzten Tagen und Wochen vor Kabul gefallen sind, schon lange von den Taliban kontrolliert worden. „Die Taliban waren schon seit Jahren präsent dort, nicht erst seit letzter Woche“, so Feroz. „Sie hatten sich in diesen Distrikten festgesetzt, im Schatten agiert und nun sind sie aus diesem Schatten herausgestiegen und haben alles eingenommen. So auch in Kabul. Eine 20-40-minütige Fahrt hat meist ausgereicht, um in einen Distrikt zu gelangen, der schon von den Taliban kontrolliert wurde.“
Zudem seien diese ländlichen Regionen meist von den urbanen Gebieten abgeschnitten gewesen und die Korruption aufseiten der afghanischen Regierung dort in letzter Zeit explodiert. Viele Gelder von Hilfsprojekten, egal ob für Schulen, Krankenhäuser oder den ganzen Sicherheitsapparat betreffend, habe diese Regionen gar nie erreicht, da sich die korrupten Verbündeten des Westens - bestehend aus Warlords, Politikern oder Drogenbaronen, zum Teil sehr Mafia ähnlichen Netzwerken - sich permanent persönlich bereichert und alles in die eigene Tasche gesteckt haben. „Es war exemplarisch dafür, wie Männer aus dem Kreis des letzten Präsidenten Afghanistans, Aschraf Ghani bei der Flucht Taschen voller Bargeld dabei hatten“, so Feroz.
Und ein dritter Punkt sei, dass die Taliban immer gut rekrutieren konnten in diesen ländlichen Regionen, da diese massiv vom Krieg heimgesucht worden waren und das habe viele Menschen in die Arme der Taliban getrieben.
Wer unterstützt die Taliban in Afghanistan?
Während des Bürgerkriegs der neunziger Jahre hatten die Taliban anfänglich die heimliche Unterstützung der USA (Diese versprachen sich davon die Möglichkeit neuer Handelswege und den Zugang zu den großen Öl- und Erdgasvorkommen der zentralasiatischen Staaten). Vor allem profitierten die Taliban aber von massiver Hilfe aus Pakistan. Die Taliban waren nicht nur mit Panzern und schweren Waffen ausgerüstet, sondern hatten auch das Geld, um sich die Unterstützung örtlicher Warlords zu erkaufen.
„Eine große Nähe wird immer Pakistan vorgeworfen, also dem sogenannten pakistanischen Establishment, bestehend aus Militär und Geheimdienst“, so Emran Feroz. Durch die Grenze zu Afghanistan gebe es viele Flüchtlinge, die in Pakistan leben unter denen sich natürlich auch Taliban-Unterstützer befinden, „die Pakistan mal mehr mal weniger gewähren ließ“.
Das Verhältnis zwischen Pakistan und den Taliban sei in den 90ern, als die Taliban an der Macht waren, stark gewesen, habe sich aber inzwischen verändert. Seitens der afghanischen Regierung habe es stets Vorwürfe gegen Pakistan gegeben, wobei laut Feroz vieles davon „ein bisschen aufgeblasen“ gewesen sei, da man immer Pakistan für jegliche Fehler und Missstände im Land verantwortlich zu machen versuchte, während man das eigene Versagen nicht fokussieren haben wollen, so der Experte.
Wer beliefert die Taliban mit Waffen?
Milliarden von Dollar haben die USA in den vergangenen Jahren ausgegeben, um das afghanische Militär mit dem nötigen Rüstzeug für den Kampf gegen die Taliban auszustatten. Mit der vielerorts nahezu kampflosen Kapitulation der Regierungstruppen ist dieses Rüstzeug nun in die Hände der Islamisten gefallen. Zehntausende afghanische Streitkräfte legten in den vergangenen Wochen ihre Waffen nieder - und die Taliban hoben sie wieder auf.
Die Kanäle der Islamisten in den Online-Netzwerken sind voller Videos die zeigen, wie ihre Kämpfer Waffenlager übernehmen, mit erbeuteten Fahrzeugen patrouillieren oder vor Militärhubschraubern posieren.
Der ehemalige CIA-Mitarbeiter und Experte für Terrorismusbekämpfung, Aki Peritz, geht allerdings davon aus, dass etwa Hubschrauber nur für diese Propagandazwecke benutzt werden, denn für einen tatsächlichen Einsatz würden den Taliban die Piloten fehlen.
Allerdings waren die Taliban auch davor bereits keine schlecht ausgerüstete Truppe mehr. Es wird vermutet, dass die Extremisten insbesondere in Pakistan über finanzstarke Unterstützer verfügen. Dennoch gab ihnen wohl die Übernahme des modernen US-Materials noch einmal starken Aufwind.
Literaturtipps zum Thema:
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Was ist der Unterschied zwischen Taliban, Al-Kaida und IS?
Die Taliban konzentrieren sich, im Gegensatz zu den Kriegern des IS und der Al-Kaida, vor allem auf Afghanistan und sind keine international ausgerichtete Terrorgruppe, während der IS und Al-Kaida weltweite Herrschaft beanspruchen und deshalb Anschläge verüben. Außerdem gibt es ideologische Unterschiede: Die Ideologien des IS und der Al-Kaida basieren auf dem Wahhabitentum und im Salafismus, jene der Taliban in der hanafistischen Rechtsschule des Islam mit großer Bedeutung der paschturnischen Moralvorstellungen.
In Afghanistan sind die Gruppierungen auch immer wieder aneinandergeraten und es ist noch unklar, was die Vorherrschaft der Taliban dort für die anderen Dschihadisten bedeuten wird.
In dem Abkommen, dass die USA mit den Taliban am 29. Februar in Doha (Katar) unterzeichneten, versicherten die Taliban im Gegenzug für den Abzug der internationalen Truppen sowie einen Gefangenenaustausch, ihre Beziehungen mit anderen Terrororganisation zu beenden. Laut einem Bericht des UN-Sicherheitsrats bestehen aber immer noch Verbindungen zu Al-Kaida.
Welche Religion haben die Taliban?
Die Taliban gehören der größten Bevölkerungsgruppe in Afghanistan, den Paschtunen, an und sind sunnitische Moslems.
Andere Religionen und Kulturen hatten für die Taliban zumindest während ihrer Herrschaft in den 90ern keinen Wert: Ein UN-Report von 1998 berichtete etwa von Massenhinrichtungen von schiitischen Hasara, einer ethnischen Minderheit, dazu brutale Folterungen und Vergewaltigungen. Die Hindu-Minderheit im Land wurde zum Beispiel gezwungen, ein gelbes Kennzeichen auf der Brust zu tragen - angeblich um nicht mehr von der Sittenpolizei wegen zu kurzer Bärte und fehlender Turbane belästigt zu werden.
In Erinnerung bleibt auch die Zerstörung zweier berühmter, in den Fels gehauener Buddha-Statuen im März 2001. Die 55 und 38 Meter hohen Bildnisse aus vor-islamischer Zeit in der Bamian-Provinz hatte die UNESCO als einzigartiges Gut des Welterbes eingeschätzt. Für den Obersten Rat der Taliban waren sie unislamisch.
Sind die Taliban auch für den Westen gefährlich?
Feroz dazu: „Ich denke nicht, dass die Taliban für den Westen gefährlich werden könnten, weil sie eine strikte nationale Agenda haben. Ihre Ideologie geht nicht über die Grenzen Afghanistans hinaus. In Pakistan, wo es auch Taliban in Form der TTP gibt, könnte sich das problematisch auswirken, aber global gesehen glaube ich eher nicht. Ich kann mir eher vorstellen, dass man die Taliban vielleicht sogar als Anti-Terror-Instrument in der Region rekrutiert, also dass versucht wird, mit den Taliban diesbezüglich zusammenzuarbeiten, weil sie in den letzten Jahren auch schon den IS bekämpft haben.“
Extremismus- und Terrorforscher Peter Neumann sah in einem Interview in der „Zeit im Bild 2“ mit der Machtübernahme der Talban die Gefahr einer Ermutigung für andere Dschihadisten zur Nachahmung.
Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell hat die Machtübernahme der Taliban als "Katastrophe für die Werte und die Glaubwürdigkeit des Westens" bezeichnet.
Wie wirkt sich die Machtübernahme der Taliban auf den Westen aus?
Auswirkungen wird die Machtübernahme der Taliban auf Europa und den Westen in Form einer Fluchtbewegung haben. Wie groß diese Welle sein wird, ist jedoch auch unter Experten unklar. Migrationsforscherin Judith Kohlenberger sieht eine "große Fluchtbewegung" auch auf Österreich zukommen, sagte in einem Interview mit Puls24. Die Welle werde wegen der großen Distanz aber zeitverzögert kommen, zuerst seien die direkten Nachbarländer betroffen.
Der Migrationsforscher Steffen Angenendt von der Stiftung Wissenschaft und Politik in Berlin hält Warnungen vor Flüchtlingszahlen in einer Größenordnung wie 2015 und 2016 wiederum für überzogen. "Ich gehe davon aus, dass die Zahl afghanischer Flüchtlinge in der EU in den kommenden Monaten weiter wachsen wird, dass wir aber bei weitem nicht die Zahlen von 2015 und 2016 erreichen werden."
Gleichwohl werde nicht nur die Zahl der Geflüchteten innerhalb Afghanistans zunehmen sondern auch die Zahl jener, die versuchten, ins Ausland zu gelangen, sagte Angenendt. "Es wird zunächst neue Fluchtbewegungen nach Iran und Pakistan geben, in Länder, die schon seit langem viele afghanische Flüchtlinge aufgenommen haben, die zunehmend überlastet sind und in denen die Lebensbedingungen für die Flüchtlinge immer schlechter werden." Ob die Menschen dortbleiben könnten, hänge auch von der Unterstützung für diese Aufnahmeländer ab.
"Dass aber diese Menschen demnächst in sehr großer Zahl nach Europa weiterwandern, halte ich derzeit für wenig wahrscheinlich", sagte Angenendt. "Dagegen sprechen schon die große Entfernung und die damit verbundenen hohen Kosten." Der Vergleich sei auch deshalb krumm, weil 2015 und 2016 die meisten Flüchtlinge aus Syrien kamen. "Sie hatten also deutlich kürzere Wege nach Europa als die Afghanen." Zudem hätten die meisten Transitländer in den vergangenen Jahren die Grenzüberwachung massiv verschärft. "Das macht die Flucht noch riskanter und teurer."
Wie wird es international nach der Machtübernahme der Taliban weitergehen?
Zunächst müsse man abwarten, wie sich die Lage am Kabuler Flughafen entwickle. Hier gebe es große Verantwortung von internationaler Seite etwa in Bezug auf die Ortskräfte, die noch im Land festsitzen, wobei „ich denke, da haben die meisten westlichen Regierungen schon gezeigt, dass die ihnen egal sind“, so Feroz.
Beim Thema Abschiebungen, sieht es der Experte einen Deal zwischen Taliban und EU-Regierungen als tatsächliche Möglichkeit, wenn es auch ein „absoluter Tiefpunkt“ wäre.
„Ich denke, international wird viel Anerkennung stattfinden bezüglich der Taliban-Machtübernahme. Vor allem regional hat man das bereits gemerkt. Die Taliban haben abgesehen von Pakistan auch gute Beziehungen zum Iran, zu Russland oder zu China aufgebaut“, so Feroz.
Taliban als Verhandlungspartner?
Trotz des stetigen Wiedererstarkens der Taliban galt es über Jahre hinweg als tabu, Verhandlungen mit den Islamisten auch nur öffentlich zu erwägen. Der damalige SPD-Chef Kurt Beck holte sich vor 14 Jahren eine blutige Nase mit seinem Vorstoß, gemäßigte Taliban einzubeziehen. Im vergangenen Jahr unterzeichnete die Regierung des damaligen US-Präsidenten Donald Trump in Doha dann eine Vereinbarung mit den Taliban, die eigentlich zu einer politischen Lösung des Konflikts führen sollte. Spätestens mit diesem Abkommen werteten die Amerikaner die Taliban zu Verhandlungspartnern auf.
An das Abkommen hielten sich die Taliban nicht. Statt zu verhandeln, starteten sie einen beispiellosen Siegeszug. Angesichts von Gräueltaten wie der willkürlichen Tötung von Zivilisten drohten EU-Spitzenvertreter den Taliban noch zu Monatsbeginn mit internationaler Verfolgung. Keine Woche ist es her, dass Repräsentanten der USA, der EU, Deutschlands und anderer Staaten eine scharfe Warnung an die Taliban richteten. Nach einem Treffen in Doha erklärten sie: "Die Teilnehmer bekräftigten, dass sie keine Regierung in Afghanistan anerkennen werden, die durch den Einsatz von militärischer Gewalt durchgesetzt wird."
Wie sehen die Regeln für Frauen bei den Taliban aus?
Frauen haben bei den Taliban keine Rechte. Bis zu ihrem Sturz 2001 verbannten die Taliban Mädchen aus Schulen und steinigten Frauen wegen Ehebruchs zu Tode. Heute gibt es in Afghanistan Politikerinnen, Aktivistinnen, Richterinnen oder Journalistinnen, die nun um ihre Errungenschaften der vergangenen beiden Jahrzehnte fürchten.
Die Taliban erklären, sie respektierten Frauenrechte, solange diese im Einklang mit islamischem Recht stünden. "Wenn sie sagen, dass sie die Frauenrechte schützen werden, werden sie das entsprechend ihrer Auslegung der Scharia tun", kommentiert die afghanische Wissenschafterin Mariam Safi.
Die künftigen Rechte von Frauen in Afghanistan sollen einem ranghohen Taliban-Anführer zufolge künftig von einem Rat islamischer Gelehrter festgelegt werden. Diese Gelehrten würden letztlich über Arbeit und Bildung für Frauen, ob Mädchen zur Schule gehen dürfen, und wie sich Frauen zu kleiden haben entscheiden, sagte Taliban-Vertreter Wahidullah Hashimi, der in die Entscheidungsprozesse der Islamisten eingebunden ist, der Nachrichtenagentur Reuters.
Sie würden auch darüber entscheiden, ob Frauen einen Kopftuch-ähnlichen Hijab, eine den ganzen Körper umhüllende Burka oder nur einen Schleier und eine Abaja - eine Art Ganzkörpergewand, bei der das Gesicht unbedeckt ist - oder etwas anderes tragen sollen. "Das bleibt ihnen überlassen."
Taliban-Sprecher Sabihullah Mujahid sagte davor, die Rechte von Frauen würden respektiert, sie dürften arbeiten, studieren und aktiv an der Gesellschaft teilnehmen - "aber im Rahmen des Islam".
Chronologie zum Vormarsch der Taliban in Afghanistan
Fast zwei Jahrzehnte nach ihrer Vertreibung aus der Hauptstadt Kabul eroberten die Taliban Afghanistan zurück. Die Chronologie:
11. September 2001: Die Anschläge von Al-Kaida in den USA lösen den US-geführten Militäreinsatz in Afghanistan aus. Der Drahtzieher der Anschläge, Al-Kaida-Chef Osama bin Laden, hielt sich unter dem Schutz der Taliban in Afghanistan auf.
7. Oktober 2001: Die USA beginnen mit Unterstützung Großbritanniens ihre militärische Offensive gegen das Taliban-Regime.
22. Dezember 2001: Der Deutsche Bundestag stimmt für eine Beteiligung deutscher Streitkräfte an der Internationalen Schutztruppe ISAF.
13. Juni 2002: Eine Große Ratsversammlung in Afghanistan bestimmt den bisherigen Chef der Übergangsregierung Hamid Karzai zum Präsidenten.
26. Jänner 2004: Eine neue Verfassung tritt in Kraft. Demnach ist Afghanistan eine Islamische Republik. Die 162 Artikel tragen in weiten Teilen den liberalen Vorstellungen des Westens Rechnung.
9. Oktober 2004: Die erste Präsidentenwahl in der Geschichte Afghanistans endet mit einem Sieg von Übergangspräsident Karzai.
18. September 2005: Erstmals seit 36 Jahren wählen die Afghanen ein Parlament. Knapp 2.800 Einzelkandidaten bewerben sich um 249 Sitze.
1. Juni 2006: Die deutsche Bundeswehr übernimmt das ISAF-Kommando in Nordafghanistan.
4. September 2009: Die Bundeswehr befiehlt einen Luftangriff auf zwei von den Taliban gekaperte Tanklaster nahe Kundus in Nordafghanistan.
2. Mai 2011: Osama Bin Laden wird während einer geheimen Operation von US-Spezialkräften im pakistanischen Abbottabad getötet.
1. Jänner 2015: Zum Jahreswechsel beendet die NATO offiziell ihren Kampfeinsatz in Afghanistan. In der neuen Mission "Resolute Support" werden afghanische Streitkräfte ausgebildet und beraten.
15. Juli 2018: Taliban und Regierung lassen erstmals für drei Tage die Waffen ruhen - Anlass ist das islamische Fest des Fastenbrechens. Millionen Menschen feiern wenige Tage des Friedens.
28. Juli 2018: Die Taliban bestätigen die ersten direkten Gespräche mit Vertretern der US-Regierung in Doha.
7. Juli 2019: Deutschland und Katar veranstalten in Doha eine zweitägige Konferenz, diskutiert werden Wege zum Frieden.
29. Februar 2020: Die USA unterzeichnen mit den Taliban ein Abkommen, das einen schrittweisen Abzug der NATO-Streitkräfte vorsieht. Im Gegenzug versichern die Taliban, dass von Afghanistan keine Terrorgefahr mehr ausgeht.
13. September 2020: In Katar beginnen Friedensverhandlungen zwischen den Taliban und der afghanischen Regierung.
1. Mai 2021: Es beginnt der offizielle Abzug internationaler Truppen aus Afghanistan. US-Präsident Joe Biden zufolge sollen die US-Truppen bis spätestens 11. September das Land verlassen haben.
29. Juni 2021: Die letzten Bundeswehr-Angehörigen werden aus Afghanistan ausgeflogen. In den rund 20 Jahren Einsatz kamen 59 deutsche Soldaten ums Leben, davon 35 durch Fremdeinwirkung.
8. August 2021: Die Taliban nehmen mehrere Provinzhauptstädte ein - darunter auch Kundus, wo die Bundeswehr jahrelang stationiert war.
13. August 2021: Nach fast zwei Jahrzehnten übernehmen die Taliban wieder die Macht in Kandahar, der zweitgrößten Stadt Afghanistans.
15. August 2021: Die Taliban rücken ins Zentrum der Macht in Kabul vor und verkünden ihren Sieg und das Ende des Krieges. Der afghanische Präsdident Ashraf Ghani verließ zuvor das Land, um nach eigenen Angaben "Blutvergießen zu vermeiden".