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Spitzentöne: Heinz Sichrovsky empört sich über linke Antisemiten, die am Jahrestag des Massakers vom 7.Oktober nicht schweigen

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©Ian Ehm
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Da wollte ich mich an dieser Stelle artig von der geschätzten Staatssekretärin Mayer verabschieden und muss das auf nächste Woche verschieben! Mein ewiges Herzensthema, der linke Antisemitismus, brennt zum Jahrestag des Massakers vom 7. Oktober heller als je zuvor

Stellen Sie sich, wenn Ihnen der Gedanke nicht zu widerlich ist, das Folgende vor: eine Organisation von Nazi-Sympathisanten nähme den bevorstehenden Jahrestag der Reichskristallnacht zum Anlass einer Demonstration, die weiteres entschlossenes Vorgehen gegen das Weltjudentum fordert. Ich weiß schon, „Reichskristallnacht“ sagt man nicht mehr, so wie auch „Kinderpornografie“. Aber mir genügen beide, weil sie sich als das Äußerste an Scheußlichkeit, dessen Menschen im Umgang mit Menschen fähig sind, in die Köpfe eingeschrieben haben. Eitles semantisches Pirouettendrehen schafft bloß Verwirrung, wo nicht der Schimmer einer Unklarheit vorherrschen dürfte.

Sollte Ihnen das eingangs in den Raum praktizierte Beispiel realitätsfern erscheinen, verweise ich auf die beabsichtigte Demonstration einer Schreihalsorganisation namens „Students of the Palestinian Cause in Austria (SPC Austria)“ zum ersten Jahrestag des Massenmordes vom 7. Oktober an 1.200 Israelis. Dass diese Beispiellosigkeit erst beschämend spät und im Hinblick auf Sicherheitsbedenken verboten wurde, ist ein Skandal. Allerdings ein vergleichsweise marginaler in dieser Zeit des Wahnsinns, in der die Linke, der ich mich bis an mein Ende zugehörig wissen werde, jegliche Richtung verloren hat.

Die alten Kämpfer

Ich meine damit nicht die alten Kämpfer, die schon in unserer gemeinsamen Jugend unter tennisplatzgroßen Palästinensertüchern geschwitzt haben. Die sind mir, weil von niemandem mehr ernstgenommen, relativ gleichgültig. So wie auch die verschimmelten SS-Mumien von der Gegenseite. Auch dem einst geschätzten Linksökonomen Stefan Schulmeister will ich nichts Böses. Obwohl er zum Besten der palästinensischen Sache versehentlich das Goebbels-Posting eines Shoah-Leugners „geteilt“ hat. Ich weiß schon, warum ich mich den sozialen Medien mit Ausnahme zweier WhatsApp-Gruppen aus dem engsten familiären bzw. beruflichen Umkreis verweigere. Wir werden, das Beispiel des armen Schulmeister beweist es, alle nicht jünger, und am Ende sollten nicht nur Kinderhände von Messer, Gabel, Schere, Licht bzw. verletzungsgefährlichen Gerätschaften aus der elektronischen Produktpalette ferngehalten werden.

Nein, das Problem betrifft die Jungen. Wurden die Studenten der Angewandten, die vor einem Jahr den Massenmord vom 7. Oktober geleugnet und jüdische Studenten angegriffen haben, von Frau Rektorin Schaper-Rinkel schon relegiert? Wo in Austria dürfen die Damen und Herren „Students of the Palestinian Cause“ noch ihren Studien nachgehen, so sie sich derlei Aktivitäten überhaupt verpflichtet fühlen? Bezieht einer von ihnen ein Stipendium? Wo die Herrschaften doch oft mit der von der Regierung als antisemitisch qualifizierten BDS-Kampagne gemeinsame Sache gemacht haben? Und wieso wird eine antisemitische Organisation nicht verboten bzw. wegen verschleierter Wiederbetätigung belangt?

Deutschland und Österreich haben sich für die nächsten

1.000 Jahre aus der Diskussion um Israel genommen

Das Anliegen der Zivilisierten

Zur Gedenkveranstaltung für die Opfer des 7. Oktober haben sich auf Einladung der Kultusgemeinde Mandatare aller vier zivilisierten Parlamentsparteien unter die 1.000 Teilnehmer gemengt. Auch der grüne Vizekanzler, der genau genommen nur noch grün, aber kein Vizekanzler mehr ist; auch Ministerin Edtstadler; auch Peter Hacker als Redner und Babler als Zaunkönig. Wolfgang Sobotka, den ich als den konsequentesten aller Zurückweiser antisemitischer Ansinnen vermissen werde, hat Österreich bei einer Veranstaltung in Deutschland, dem anderen Täterland, vertreten.

Beide Länder haben sich mindestens für die nächsten 1.000 Jahre aus Grundsatzdiskussionen um Israel genommen. Und das ist angesichts des sich aufbauenden Wahnsinns in Resteuropa und Übersee doch halbwegs beruhigend. Wo doch dem Mob an amerikanischen Elite-Universitäten nur noch durch drohenden Entzug von Sponsormitteln begegnet werden kann, und auch das nur notdürftig (wenn sich nur nicht Philanthropen aus dem arabischen Raum zum Dagegenhalten aufgerufen fühlen, so groß ist der Unterschied zwischen einem Fußballclub und einer Universität auch wieder nicht).

Keine Waffen liefern?

Und kann man sich vorstellen, dass Macron die Aussetzung von Waffenlieferungen an Israel in den Raum gestellt hat, um Friedensverhandlungen zu erzwingen? Ein von Massenmördern überfallenes, ungeachtet einer zweifelhaften Regierung demokratisches Land soll mit einer Schinderbande auf Augenhöhe verhandeln? Andererseits: wenn es hilft, einen Weltbrand zu verhindern und Menschen auf beiden Seiten der Front das Leben zu verlängern ..?

Identisches haben übrigens Alice Schwarzer und Sahra Wagenknecht zur Begrenzung des Ukrainekriegs verlangt: Waffenlieferungen an die Überfallenen zumindest temporär auszusetzen, um Friedensverhandlungen zu erzwingen. Mehr haben sie nicht gebraucht.

Was hingegen wir nicht gebraucht haben, ist die Kontaminierung der Konsequenzen aus dem Holocaust, an denen zu rütteln uns niemand legitimieren kann. Deshalb ist auch den Festwochen zu untersagen, künftig tingelnden Antisemiten wie dem gescheiterten griechischen Politiker Varoufakis das Wort zu erteilen. Wenn mir nun jemand mit der Freiheit der Meinung, gar der Kunst kommt, so erwidere ich: Das Argument hinkt wie der vom armen Schulmeister bemühte Reichspropagandaminister.

Was meinen Sie? Schreiben Sie mir bitte: sichrovsky.heinz@news.at

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